Unter dem Sternenhimmel Australiens
Von Dr. László Kova
Hamburg-Sydney (lak). In Hamburg: Abflug! In London: Umsteigen! In Bangkok: Zwischenstopp! In Sydney: Ankunft nach ca. 22 Flugstunden!
So war es mit uns. Beim Verlassen des Flugzeuges wollten unsere Beine nach dem langen Sitzen kaum funktionieren, wir fühlten uns äußerst erschöpft und schläfrig, aber ebenso froh, da wir endlich unser Ziel erreicht hatten.
Eine Hafenrundfahrt vom Circular Quay gehört zum Pflichtprogramm in Sydney. Von der Fähre aus kann man die schönsten Ausblicke auf die rasch entwickelnde Weltstadt gewinnen. Bei Aus- und Einfahrt des Hafens werden die Fahrgäste vom ´Sydney Opera Hous´ begrüßt.
Wir landeten nicht nur in einer anderen Welt südwärts vom Äquator, sondern auch in einer anderen Jahreszeit. Beim Abflug war es bei uns Winter, bei der Ankunft war es dort Hochsommer. Eine Hitze! Darauf bereiteten wir uns schon im Flugzeug vor, tauschten unsere Sachen leichtere um. Verfehlt. Die waren für Australien immer noch zu dick. So zogen wir am Auto unseres Gastgebers auf dem Flughafenparkplatz(!) kurze Hosen und ein T-Shirt an, griffen nach der dunklen Sonnenbrille und setzten gegen den stechenden Sonnenschein den Strohhut auf, während die Schweißperlen ständig vom Gesicht abgewischt werden mussten. Bei der Abfahrt erschrak ich, weil unser Gastgeber seinen Toyota auf die falsche Spur lenkte. „Nein, das ist richtig!“, beruhigte er uns, „wir haben Linksverkehr“. Übrigens sind die Fahrbahnen viel enger als in Deutschland, man hat fortlaufend Angst, dass man mit dem Seitenspiegel das entgegen kommende Fahrzeug erwischt. Beim Einbiegen in eine Straße oder im Kreisverkehr überlief uns jedes Mal eine Gänsehaut.
Der Europäer muss sich in Australien in vielerlei Hinsicht umstellen. Die Vorstellung über die Entfernungen z.B. zählen anders als in Europa. Unser Gastgeber wohnt unweit des weltbekannten ´Sydney Opera Houses´ im Hafen. Eines Tages besuchten wir seine Bekannten allerdings in Sydney, die von ihm 70 km entfernt wohnen. Die pulsierende Metropole ist riesengroß, hat 4 Mio. Einwohner und wächst immer noch rapide. Die Fußgänger auf den Straßen bilden ein buntes Völkergemisch europäischer, chinesischer und südostasiatischer Abstammung. Heutzutage ist es schick, von den ersten englischen Einwanderern, auch von Sträflingen(!), abzustammen, obwohl das vor kurzem noch als verpönt galt.
In den Zoos in Adelaide sind die Kängurus zahm und lassen sich aus der Hand füttern.
Die Touristen kann man an der dem Klima nicht angepassten Bekleidung sicher erkennen: Die Australier (Aussies) sind lässig gekleidet, tragen kurze Hosen mit einem T-Shirt und Flip Flops ohne Socken! Die Deutschen fallen mit ihren Beanstandungen auf: „Es zieht hier!“, klagen sie, worüber die Einheimischen nur schmunzeln. Und es zieht für uns in Australien überall, die kommunalen Gebäude (Galerien, Banken, Geschäfte…) haben gut(!) funktionierende Klimaanlagen, und wenn ihnen die Kühle nicht reicht, wirbeln Ventilatoren die gekühlte Luft um. Nach einem Spaziergang ist man durchschwitzt, das Hemd nass, und so ist ein Museumsbesuch ein „grippesicheres“ Vergnügen: Beim Eingang stürzt einem der überkalte Luftstrom schicksalhaft wie eine Guillotine auf den Nacken. Übrigens ist es empfehlenswert zur Stadtbesichtigung – wegen des wärmebedingten Schwitzens – ein-zwei Ersatzhemden/Blusen dabeizuhaben.
Die Raumtemperatur im Flugzeug bei Binnenflügen empfindet der Europäer als ausgesprochen kalt. Zwar sieht man in langer Hose, Jacke und mit Mütze auf dem Kopf komisch aus, das ist aber durchaus gesundheitserhaltend, wenn man den riesigen Kontinent überfliegt.
Die Australier sind höfliche Menschen. Die Jüngeren bieten in öffentlichen Verkehrsmitteln
– ohne Aufforderung – den Platz den Älteren an. Der Busfahrer hilft dem einen oder anderen beim Ein- und Aussteigen und plaudert während der Fahrt häufig mit seinen Fahrgästen. Sie steigen auch nicht einfach aus, sondern bedanken sich bei ihm für die Fahrt, ohne dass sie sich vorher gekannt hätten.
In Tjapukai bei Cairns zeigen die Aborigenes, wie ihre Ahnen damals im Bush Feuer gemacht haben.
Down Under heißt ´irgendwo unter dem Äquator´, wo „die Jahreszeiten auf dem Kopf stehen“, spaßen die Australier. Dort beginnt die Weinlese im Februar und die Junikäfer fliegen im Dezember. Es gibt Pflanzen und Tiere, die nur dort existieren, sonst nirgendwo auf der Welt. Es gibt Bäume, die im Herbst nicht die Blätter abwerfen, sondern die Rinde schälen, es gibt Säugetiere, die Eier legen, die einen Schnabel haben und Tiere, die einen Beutel am Bauch zum Schutz und Tragen ihres Nachwuchses entwickelten. Durch die intakte Flora und Fauna sind die idealen Voraussetzungen für erlebnisreiche Buschwanderungen gegeben, wobei man Känguruhs, Wombats, Emus, Koalas, wild lebende Kamele, Dingos und eine artenreiche Vogelwelt beobachten kann. In Australien gibt es Süß- und Salzwasserkrokodile. Vorsicht in großen Gewässern vor Haien und Krokodilen. Tödlich giftige Schlangen kennen gar keinen Spaß! Der fünfte Kontinent ist voll von ungewohnten Erscheinungen: Man sieht den eigenen Schatten um 12:00 Uhr nicht auf der gewohnten Seite, weil nämlich die Mittagssonne im Norden steht. Der Mond nimmt nicht so zu und ab wie auf der Nordhalbkugel, sondern umgekehrt. Selbst das Wasser fließt im Waschbecken andersrum ab.
Wenn ein Fluss austrocknet, ist das kein Grund zur Traurigkeit für die lustigen englischen Einwanderer. So veranstaltet man in Alice Springs im ausgetrockneten staubigen Bett des Todd Rivers zu Beginn des Frühlings (Ende September-Anfang Oktober) eine Regatta. Die Kämpfenden stehen in einem Bootsrahmen aus Metall und laufen auf dem heißen Sand. Der witzige Wettkampf, die einzige Regatta ohne Wasser auf der Welt (´Henley-on-Todd-Regatta´) mauserte sich bereits zu einem berühmten Touristenmagneten der Region.
Ebenso verrückt ist für uns die ´Beer-Can-Regatta´ Anfang August in Darwin. Der Bierkonsum beträgt hier pro Kopf im Jahr mehr als 230 Liter. Bei dieser Spitzenleistung entsteht eine Unmenge von Bierdosen, die die Darwiner mit einer originellen Methode des Recyclings lösen. Aus den leeren Bierdosen bauen sie Wasserfahrzeuge, die gegeneinander kämpfen. Dabei trinkt man so viel, dass es genügend leere Bierdosen für das nächste Regattajahr gibt.
Queen Victoria wird im ganzen Australien verehrt. Hinter ihrer Staue steht das Queen Victoria Building in Sydney mit eleganten Geschäften, Buntglasfenstern, byzantinischen Bögen und viel Stuck. Es gilt als „schönstes Einkaufzentrum der Welt“.
Gumblar, der bekannte Didgeridoo-Musiker, gab ein zauberhaftes Konzert im Freien in den Blue Mountains vor den malerischen Bergkulissen Three Sisters. Das internationale Publikum verlangte Zugabe. Auf dem Foto posiert Gumlar mit Witka und László Kova vor der Kamera.
Australien. Ein Kontinent und zugleich ein riesiges Land. Wir bereisten Sydney, Melbourne, Adelaide, Brisbane, Cairns und die faszinierende Umgebung dieser Städte. Wir sahen Ozeane, Seen, Flüsse, den Busch, Wüsten und Berge. Wir bewunderten die den ganzen Tag scheinende Sonne und den funkelnden Sternenhimmel mit dem Südkreuz in der Nacht. Wir sprachen mit Einwanderern. Auch mit Aborigines. Wir schauten ihre Kunst an und lauschten ihrer Musik (Didgeridoo). Darüber aber schreibe ich ein andres Mal.