800 Jahre Deutscher Orden in Bad Mergentheim

 

Luftbild des ehemaligen Residenzschlosses des Deutschen Ordens in Bad Mergentheim
Foto: Deutschordensmuseum/Jens Hackmann, kopfgeist-arts.de

„Der Gang durchs Taubertal ist ein Gang durch die deutsche Geschichte, durch das alte Reich“, schrieb 1865 der Kulturhistoriker Wilhelm Heinrich von Riehl. Die nunmehr achthundertjährige Geschichte des Deutschen Ordens in Bad Mergentheim bestätigt diese Aussage bis auf den heutigen Tag.

In diesem Jahr platzt das im Tal der Tauber gelegene, knapp 24.000 Seelen-Städtchen Bad Mergentheim aus allen Nähten. Die Feierlichkeiten zu „800 Jahre Deutscher Orden in Bad Mergentheim“ locken Besucher von nah und fern an. Zu den beliebtesten Veranstaltungen gehören der historische Wachaufzug nebst Rekrutenwerbung der in elegante blau-weiße Uniformen gekleideten Deutsch-Orden Companie, deren Mitglieder gegen Ende ihres Auftritts Salutschüsse aus Vorderladergewehren abfeuern. Ein großer Teil der Mergentheimer Bevölkerung ist in die Festivitäten eingebunden, zu denen in diesem Jahr verschiedene Symposien und zahlreiche Vorträge über die historische Entwicklung des Ordens sowie eine Sonderausstellung unter dem Titel „Deutscher Orden im Südwesten“ (14. Juli 2019 bis 26. Januar 2020) im Deutschordensmuseum gehören.

Die meisten Bürger der Stadt sind mit der Geschichte des „Ordens der Brüder vom Deutschen Haus St. Mariens in Jerusalem“ vertraut, und auch Schulkinder geben ihr Wissen gern an die Besucher weiter. Die Verbindung des Ordens zu Mergentheim entstand 1219 durch Mitglieder des Adelsgeschlechts derer von Hohenlohe, die dem Orden große Teile ihrer Besitztümer übereigneten. Unter ihrer Ägide entstand in der Region eine Vielzahl bedeutender Bauwerke, unter denen das prächtige Renaissanceschloss einen besonderen Rang einnimmt.

Von 1217 bis 1219 führten die Kreuzritter in Damiette einen erbitterten Kampf gegen die muslimischen Ayyubiden mit dem Ziel der Rückeroberung Jerusalems. Diese Schlacht, in der der Deutsche Orden verletzte Kreuzfahrer und Pilger in seinen Spitälern behandelte, wurde zur Initialzündung für großzügige Schenkungen adliger Kreise an den Orden. An erster Stelle standen die bereits erwähnten „Edelfreien“ Brüder Hohenlohe. Am 16. Dezember Anno 1219 gelangte der Orden durch einen Erbvergleich in den Besitz von bedeutenden Ländereien in der Umgebung Mergentheims. Dazu zählten zwei Burgen, Zoll, Gericht und Zehnt, Fischerei-, Weiderechte und Waldflächen. „Nudi nudum Christum sequi cupientes“ heißt es in der Übereignungsurkunde. Was soviel bedeutet, dass die Kreuzritter dem nackten Christus aus tiefer innerer Überzeugung nackt und demütig folgen wollten.

Andreas von Hohenlohe trat als erster dem Orden bei, unterzeichnete aber mit seinen Brüdern Gottfried und Konrad einen Teilungs- und Abfindungsvertrag. Weitere Familienmitglieder entschlossen sich zu großzügigen Schenkungen an den Deutschen Orden. Wenig später traten auch die Brüder Heinrich und Friedrich bei. Heinrich brachte es sogar zum Hochmeister. Diese ermöglichten auch den Bau von Schloss Mergentheim, das nach der Reformation und den Bauernkriegen über einen Zeitraum von nahezu dreihundert Jahren zur Residenz der Hoch- und Deutschmeister wurde.

Blick durch die Spindel der Berwarttreppe von 1574. Foto: Deutschordensmuseum/Holger Schmitt

Bevor der Besucher in die wechselvolle Geschichte des Ordens eintaucht, sollte er einen Blick auf eine der „Perlen“ des Schlosses werfen. Der „Schneck“ ist eine freistehende Wendeltreppe, die sich, begleitet von zierlichen gedrehten Säulchen, bis unter das Dach hinauf windet.

Die Historie des Ordens und seine hierarchische Ordnung werden auf großen Schautafeln erklärt. Ohne ihre Hilfe geriete mancher auch ins Schleudern, denn die geschichtlichen Zusammenhänge sind reichlich verzwickt. Der Deutsche Ritterorden, Deutschorden, entwickelte sich 1198 aus einer Hospitalgemeinschaft, die norddeutsche Kaufleute aus Bremen und Lübeck auf dem dritten Kreuzzug im Jahre 1190 während der Belagerung von Akkon gründeten. Die Ordensritter waren erkennbar an ihren weißen Mänteln, auf denen ein großes schwarzes Kreuz prangte. Oberhaupt des Ordens war der auf Lebenszeit gewählte Hochmeister, dem fünf „Großgebietige“ als Berater zur Seite standen. Auf großflächigen Gemälden sind streng blickende, Ehrfurcht einflößende Hochmeister dargestellt. In den Licht durchfluteten Sälen des Schlossmuseums wird die Entwicklung des Deutschen Ordens anhand von Kartenmaterial, Gebrauchsgegenständen, Grafiken und Gemälden anschaulich demonstriert.

Modell der Deutschordensburg Rehden. Foto: Foto Besserer, Lauda-Königshofen

Die fürstlichen Gemächer des Schlosses sind mit erlesenem Dekor und kostbarem Mobiliar ausgestattet. Aus seinem goldenen Rahmen blickt Kurfürst Clemens August als Hochmeister des Deutschen Ordens um das Jahr 1745 huldvoll auf die Besucher herab. Die ausschweifende Lebensfreude hatte auch vor den einst so rigiden Regeln des Ordens nicht halt gemacht. Der Kapitelsaal, ein eleganter Mix aus Spätbarock und Klassizismus, prunkt mit Stuckdecken und Kristalllüstern, die wie Diamanten in der Sonne funkeln. Auch die Schlosskirche, deren sonnenhelle Fassade an die Theatinerkirche in München erinnert, ist eine eingehende Besichtigung wert. Hinreißend das Deckengemälde von Johann Nikolaus Stuber, das die Verherrlichung des Kreuzes im Himmel und auf Erden darstellt!

Die Prachtentfaltung des 18. Jahrhunderts fand ihr jähes Ende, als Napoléon Bonaparte 1809 den Orden verbot. Doch der Deutsche Orden hatte in seiner über sechshundert Jahre währenden Geschichte so kräftige Wurzeln geschlagen, dass er sich gleich nach der Niederlage des Imperators neu konstituierte und bis zum heutigen Tage fort besteht. Eine stolze Tradition, die es verdient, weiter gepflegt zu werden.

www.deutschordensmuseum.de

Dieser Artikel erschien am 16. August 2019
in der Preußischen Allgemeinen Zeitung

In vino veritas – eine genussreiche Wein- und Kulturreise durch das Taubertal

Der Kaffelstein auf der Gemarkung Kreuzwertheim schräg gegenüber der Wertheimer Burg und ist eine der letzten klassischen Steillagen der Region. Heute bewirtschaftet das Weingut Alte Grafschaft den Weinberg in Handarbeit.

Lieblich ist das Tal der Tauber – ein Garten Eden in deutschen Landen. Wie Perlen auf einer Schnur reiht sich entlang der Tauber ein schöner Ort, ein romantisches Städtchen an das nächste. Da ist die Fechterhochburg Tauberbischofsheim, eine fränkische Stadt wie aus dem Bilderbuch, die Deutschordensstadt Bad Mergentheim sowie das Dörfchen Stuppach mit der berühmten Madonna von Matthias Grünewald. Um nur einige der kulturellen Höhepunkte zu benennen. In zierlichen Schleifen windet sich die Tauber durch Wiesen, Äcker und Weindörfer. Blühende Weinberge, soweit das Auge reicht.

Marketingleiter Michael Spies von der Winzergenossenschaft Beckstein freut sich auf ein Gläschen Silvaner.

In Beckstein, dem ersten Halt auf unserer Reise, werden wir mit einem fröhlichen „Grüß Gott“ zur ersten Weinprobe eingeladen. Was darf’s denn sein – ein trockener Silvaner, ein erdiger Kerner oder lieber ein im Glas rubinrot funkelnder Tauberschwarz? Im Mikroklima dieses gesegneten Landstrichs gedeihen die unterschiedlichsten Rebsorten. Das Weingut Benz bietet mit seinem „Vinasticum“ innerhalb der Becksteiner Weinwelt ein Erlebnis der besonderen Art. Während einer etwa einstündigen Kellerführung inklusive Degustation werden mittels verschiedener Lichteffekte und Farbspiele alle fünf Sinne des Genießers angesprochen. Ganz nebenbei erfährt er viel Wissenswertes über Bodenbeschaffenheit, Klima und naturgegebene Einflüsse, die den Weinanbau begünstigen. Die französische Sprache deckt all diese Faktoren kurz und elegant mit dem Wort „terroir“ ab. Und weiter geht es nach Kembach, Dertingen und Kreuzwertheim. Hier werden wir mit weiteren Kostproben edler Tropfen verwöhnt und erfahren in einem Kurzlehrgang allerlei Wissenswertes über Beschaffenheit der lokalen Böden und den Rebschnitt.

„Ein Gang durchs Taubertal ist ein Gang durch die deutsche Geschichte, ein Gang durch das alte Reich mit ziemlich leichter Barschaft des Geldbeutels“, schrieb 1865 der Kulturhistoriker Wilhelm Heinrich von Riehl. An der Faszination, der er seinerzeit erlag, hat sich kaum etwas geändert. Auch heutige Urlauber schätzen im Taubertal die Verbindung aus Naturerlebnis, Burgenromantik und rustikaler Gastlichkeit.

Und weiter geht’s nach Creglingen. Die gotische Herrgottskirche birgt einen Marienaltar von Tilman Riemenschneider, der erst – völlig verstaubt – Mitte des 19. Jahrhunderts bei Aufräumarbeiten entdeckt wurde. Eine Sensation, ebenso wie das benachbarte Fingerhutmuseum, in welchem Exponate zu besichtigen sind, die – man höre und staune – ein Alter von bis zu 30.000 Jahren aufweisen. Auch Tauberrettersheim, ein verschlafenes 900-Seelendorf, wartet mit zwei Kostbarkeiten auf – der eleganten, vom berühmten Barockbaumeister Balthasar Neumann konstruierten Brücke und einem spritzigen Frankenwein, der seinesgleichen sucht.

Die Külsheimer Weinkönigin Laura Behringer.

Szenenwechsel. Die Tauber ergießt sich im Weikersheimer Grafenwinkel in ein weitläufiges Tal. Wir sind inzwischen von Bayern ins Bundesland Baden-Württemberg übergewechselt. Vor uns liegt das Renaissanceschloss der Grafen und Fürsten von Hohenlohe. Hinter der schlicht-eleganten Fassade verbirgt sich ein verspielter Barockgarten mit plätschernden Springbrunnen, Putten und üppigen Blumenrabatten. Innen lockt das Schloss mit zwei Raritäten – einem Rittersaal und dem Spiegelkabinett. Nach einer ausgiebigen Besichtigung des „hohenlohischen Versailles“ steigt die Gruppe vom nostalgischen Oldtimerbus auf E-Bikes um und radelt bei strahlendem Sonnenschein und angenehmem Fahrtwind auf gut ausgebauten Radwegen gemächlich in Richtung Bad Mergentheim. Nicht nur die Sole, die hier verschwenderisch aus dem Boden sprudelt, macht den Kurort so anziehend, sondern auch die Vielfalt der historischen Bauwerke. Während die um den Marktplatz gruppierten Bürgerhäuser in der Zeit um 1500 errichtet wurden, stammt die im Stil der Gotik erbaute Marienkirche bereits aus dem 14. Jahrhundert. Glanzlicht Mergentheims ist das Deutschordensschloss mit dem historischen Kapitelsaal und der Hochmeistergalerie, das von 1525 bis 1809 Hauptsitz des Ordens war. Nach einem Stadtrundgang lautet das Motto: Von der Kultur zur Kur. Die salzhaltige Sole Mergentheims reinigt Leber und Galle. eine Wohltat nach dem reichlichen Genuss von Riesling und Tauberschwarz. An Leib und Seele gestärkt folgt ein Abstecher nach Külsheim, wo die hübsche diesjährige Weinkönigin Laura ihre Gäste mitten im Weinberg mit einem Glas kühlen Müller-Thurgau empfängt und zur zünftigen Winzervesper einlädt. „Unsere wunderbaren Weine verdanken wir dem heimischen Muschelkalkboden und unserem milden Klima“ erklärt sie und prostet uns zu.

Die letzte Etappe führt uns nach Wertheim. Die rötlichen Sandsteinmauern der Burgruine auf felsigem Grund spiegeln sich in den dunklen Fluten der Tauber. Den sanften Fluss besang der Dichter Clemens von Brentano einst in weinseliger Stimmung mit den Worten: „Tauber heiß ich, Reben schwing ich, trunken in dem Taubergrund, und den Kindern Trauben bring ich um die Hälse golden bunt.“ Verse, die gut zu dieser fröhlichen Stadt passen mit ihrer Vielzahl gemütlicher Wirtshäuser und uriger Weinstuben. Am Abend trifft sich Alt und Jung am Engelsbrunnen. Die Namensgeber – zwei lichte Engel – halten das Wertheimer Wappen schützend über die Stadt.

Zu guter Letzt noch dies: Die Kelten, die einst in dieser Region siedelten, nannten den Fluss „Dubra“, zu Deutsch „die Schwarze.“ Daraus wurde später die Tauber. Der linke Nebenfluss des Mains entspringt in Franken und durchfließt den Taubergrund zwischen Rothenburg und Tauberbischofsheim. Er ist tief in die unterfränkische Muschenkalkplatte eingeschnitten und mündet im Wertheim. Die Mönche des Klosters Bronnbach unterwiesen die Bauern der Gegend einst in der Landwirtschaft und fanden heraus, dass der Muschelkalkboden sich vorzüglich für den Weinanbau eignete. Nicht zuletzt der Rebensaft ist es auch, der den Landstrich heute zum „Lieblichen Taubertal“ macht. Früher einmal war das gesamte Gebiet mit Weinbergen überzogen, während heute die Gesamtanbaufläche noch gut 1100 Hektar ausmacht. Für die Dezimierung der Anbaufläche war ursächlich die aus Amerika eingeschleppte Reblaus schuld. Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte.

www.liebliches-taubertal.de

Fotos: Dieter Warnick

Schloss Fasanerie in Fulda – Gartenfest mit barockem Gepränge

Die-Südfassade-von-Schloss-Fasanerie_Fotograf-Andreas-von-Einsiedel

Unter den zahlreichen Barockschlössern Deutschlands nimmt Schloss Fasanerie in Fulda- Eichenzell einen besonderen Platz ein. „Ich bin vielleicht etwas voreingenommen“, gesteht eine Ortsansässige. „Aber mit der Fasanerie können nur wenige Herrensitze konkurrieren.“ Neben dem Schloss mit seinen vielen Kostbarkeiten erwähnt sie den fast 100 Hektar großen Park, der mit seinen Rabatten, Skulpturen und dem alten Baumbestand jeden Besucher in seinen Bann schlägt. Das „Fürstliche Gartenfest“ des Schlosses Fasanerie ist ein Ereignis, das jedes Jahr im Frühling Besucher von nah und fern anlockt.

Am 16. Mai ist es wieder soweit. Da öffnet das schönste Barockschloss Hessens seine Pforten und lädt zu einem Festival der Sinne inmitten duftender Blütenpracht ein. Im Rahmen einer Ausstellung zum Thema „English Gardening“ wird den Besuchern bis zum 19. Mai von zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellern die traditionsreiche britische Gartenkunst näher gebracht.

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Das elegante, im hellen Ockerton gehaltene Schloss mit dem leuchtend roten Dach diente den Fürstbischöfen von Fulda einst als Sommerresidenz. Ein Rundgang durch die prunkvoll ausgestatteten Säle und Räume demonstriert eindrucksvoll den erlesenen Geschmack und Kunstverstand der ehemaligen Besitzer. Die Porzellansammlung im Nordflügel des Schlosses entführt die Besucher in eine Zeit, als in aristokratischen Kreisen die Kunst des Tischdekors einen hohen Rang einnahm. Beim Anblick der mit erlesenem Geschirr und blank geputzten silbernen Kerzenleuchtern gedeckten Tafel entfährt einem Besucher die Bemerkung: „Das war noch Stil – ganz ohne Plastik und McDonalds!“

Die Antikensammlung umfasst ein wohl geordnetes Sammelsurium griechischer und etruskischer Vasen, Terrakotten und Bronzen sowie römische Porträtbüsten. Das kostbarste Stück – eine an die 2400 Jahre alte griechische Vase – kennen manche von uns noch aus Schulbüchern, in denen sie als Musterbeispiel antiker Kunst abgebildet war.

Ein-Blick-in-den-Gästeflügel-von-Hessens-schönstem-Barockschloss_Fotograf-Andreas-von-Einsiedel

Endlos lange, mit kostbarer flämischer Tapisserie, Porträts, zierlichem alten Mobiliar und filigranen Figurinen ausgestattete Flure führen in die repräsentativen Räume und Antichambres der ehemaligen Herren von Schloss Fasanerie. Beeindruckend ist der mit barockem Gestühl, wuchtigen Kommoden und einem tonnenschweren Kristalllüster ausgestattete rote Salon.

Nach diesem von einem eloquenten Museumsführer begleiteten Rundgang lockt der bezaubernde Chinesische Pavillon – auch Hochzeitspavillon – im Zentrum des weitläufigen Parks. Dieses Kleinod wurde inzwischen zu einer Außenstelle des Standesamtes Eichenzell umfunktioniert. In dem eleganten, mit vielen dekorativen Gegenständen bestückten Innenraum finden neben Hochzeiten regelmäßig Jubiläen und Familienfeiern statt. Auch das ehemalige Badehaus erfreut sich großer Beliebtheit und wartet jährlich mit viel besuchten Sonderausstellungen auf.

Die-Südfassade-von-Schloss-Fasanerie-mit-Sonnenterrasse-und-Café

„Keine Angst, du wirst dich bei uns nicht langweilen“, erklärt eine Schlossführerin einem kleinen Mädchen von etwa sieben Jahren. In der Tat, die Kinderführungen von Schloss Fasanerie sind berühmt. Da wird der Nachwuchs nicht mit drögen Erklärungen gequält, sondern erlebt das echte Schlossleben von Anno dazumal mit Prinzessinnen, Hofdamen und anderen Mitgliedern des Hofstaates, Selbst ein Schlossgespenst geistert durch die hohen Räume und sorgt für Stimmung unter den Kleinen. Dieser ereignisreiche Tag klingt im gemütlichen Café des Schlosses aus. Ein geeignetes Plätzchen zum Ausruhen ist die Südterrasse, wo der Schlossbesucher das Erlebte noch einmal Revue passieren lassen kann.

www.schloss-fasanerie.de

www.die-fasanerie.de

Dieser Artikel erschien in der Juni-Ausgabe des Deutschen Ärzteblatts

Abenteuer eines Weltenverstehers

Wolf-Ulrich Cropp las aus seinen neuesten Werken

An diesem Abend des 11. April schwieg die Orgel. Wo sonst Präludien von Bach und Buxtehude erklingen, erfüllten afrikanische Dschembé-Rhythmen die Kirche der Evangelisch-methodistischen Gemeinde in Hamburg-Eppendorf. Die Hamburger Autorenvereinigung hatte zu einer Lesung aus den neuesten Werken Ihres Mitglieds Wolf-Ulrich Cropp geladen.

In seinem Buch „Im Schatten des Löwen“ entführt uns der Autor in den Süden Afrikas – nach Simbabwe, Botswana und Namibia. Als der Mann mit der kecken weißen Mütze auf dem Kopf zu lesen beginnt, kann man eine Stecknadel zu Boden fallen hören. Die Reise ins Reich des Robert Mugabe, sozusagen in die „Höhle des Löwen“, erfordert schon eine gehörige Portion Mut. Die völlig irrationalen Vorschriften in diesem Land versteht kein Europäer. Man kann völlig grundlos von der Polizei festgenommen und eingekerkert werden, ohne etwas dagegen unternehmen zu können. Wie das folgende Beispiel zeigt:
„In den Morgenstunden meiner Verhaftung, Arrestierung …. bin ich einfach zu spät aufgewacht“, schreibt Cropp. Dass nun ausgerechnet ein Marabu, ein Unheil verkündender Vogel, der sich von Aas ernährt, vor der Zelle hockt und ihn beäugt, verheißt nichts Gutes. Wie soll der „Delinquent“ nur dieser Hölle entkommen? Aber der Autor kennt seine Tricks. Gerade wenn es spannend wird, blockt er ab. Honi soit qui mal y pense. Wer Näheres wissen will, soll halt das Buch erwerben und lesen, wie er sich schließlich aus dieser misslichen Lage befreite.

Abenteuer auf dem Schwarzen Kontinent

Eine kleine Indiskretion sei an dieser Stelle erlaubt. Auch im sozialistischen Paradies des Herrn Mugabe wirkt Bakschisch wie ein Sesam öffne dich. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis war Cropps Weg frei für veritable Abenteuer auf dem Schwarzen Kontinent. Manche unter ihnen ließen dem Zuhörer das Blut in den Adern erstarren. Selbst jenes aus zweiter Hand wie das Schicksal der Reptilienforschers Dr. Jonas Hamilton, der nach Einbruch der Nacht im Sambesi von einem etwa fünf Meter langen Krokodil angegriffen wurde und in dessen mit Knochen, Fell und Kot übersäten Höhle landete. Nur mit Mühe konnte er sich trotz einer schweren Verletzung ans Ufer schleppen, wo ihn helfende Hände fanden und ins nächste Hospital schafften. Während eines Aufenthaltes in der Psychiatrie erhängte sich der schwer traumatisierte Mann später. Hat Wolf Cropp sich etwa durch diese Horrorgeschichte von seinen gefährlichen Abenteuern zu Lande und auf dem Wasser abhalten lassen? Mitnichten. Ganz im Gegenteil, denn bereits am nächsten Tag ruderte er mit seinen Begleitern „ins Inselgewirr vor den (Victoria) Fällen; vorbei an Princess Christian Island, Princess Victoria Island schließlich Livingstone Island“. Und dies trotz aller Gefahren, die in der Tiefe des Flussbettes lauerten. Denn noch gefährlicher als Krokodile sind die Flusspferde – Hippopotamus, im Plural kurz Hippos – die gern einmal mit ihren massigen Körpern unter die Boote tauchen und sie zum Kentern bringen. Wer einmal das aufgerissene Maul eines solchen Ungeheuers gesehen hat (im Buch zu besichtigen auf Seite 78), erkennt, welch tödliche Verwundungen dessen riesige Hauer anrichten können. Dennoch, die Flussfahrt geriet zu einem wunderbaren Ausflug, der im Victoria Falls Hotel mit einem festlichen Dinner gekrönt wurde. Als Hauptgericht wurden Steaks vom Krokodil gereicht. Nach Auskunft des Autors eine Delikatesse, zart wie Geflügel, nur ungleich würziger. Den Nachtisch an diesem Abend servierten die beiden leidenschaftlichen Musikerinnen der Gruppe Toubaba in Form einer getrommelten Eigenkomposition. Hinreißend!

Jenseits der Westwelt – Wasser – Wüste – Eis

Der zweite Teil der ebenso kurzweiligen wie spannenden Lesung war Ausschnitten aus „Jenseits der Westwelt– Wasser – Wüste – Eis“ gewidmet. Wiederum ein erstaunliches Buch, das den Leser auf die Reisen – oder besser – Expeditionen des Autors in die unterschiedlichsten Klimazonen dieser Welt mitnimmt. Hier hatte Cropp das Kapitel über Sitten und Gebräuche der Mursi im Süden Äthiopiens ausgewählt. In diesem riesigen Gebiet mit seinen Savannen und hohen Bergen gelten Frauen als besonders begehrenswert, wenn sie Tellerlippen haben, deren „Besitz“ eine langwierige und schmerzhafte Prozedur voraussetzt. Wer also schön sein will. muss leiden. Wolf Cropp schildert diese barbarische (Un)sitte in seinem Buch sehr detailliert. Jungen Mädchen am Ende der Pubertät wird die Haut unter der Unterlippe ausgeschnitten, zwei untere Schneidezähne werden gezogen, und die erste kleine Scheibe wird eingesetzt. Diese Scheiben – wahlweise aus Ton oder Holz – werden über einen längeren Zeitraum immer größer, wobei auch die Unterlippe ausgedehnt wird, bis sie die Größe eines Tellers erreicht hat. Gott sei Dank schwindet dieser Brauch, der, wie die Mursi sagen, nur das Erwachsen- und Älterwerden symbolisiert, immer mehr aus dem Alltag der Menschen. Junge Mädchen verweigern sich heute dieser grausamen Prozedur, die ihre Mütter und Großmütter noch klaglos ertragen mussten.

Fazit: Ein sehr gelungener Abend mit einem Autor, der die seltene Gabe besitzt, seine eigenen Werke flüssig ohne übertriebenes Pathos zu lesen und der das Publikum vom ersten Augenblick in seinen Bann schlägt. Wolf-Ulrich Cropp ist Schriftsteller und Forscher in Personalunion und steht ganz in der Tradition eines Alexander von Humboldt, der gleich ihm die Welt bereiste, um sie zu erkunden und die verschiedenen Ethnien zu verstehen, ohne die Menschen anderer Kulturkreise zu bevormunden oder ihnen unsere westliche Zivilisation überstülpen zu wollen. Wolf Cropp beeindruckt durch seine Art, jedem, den er auf seinen ausgedehnten Reisen trifft, freundlich und einfühlsam zu begegnen.

Es liegt ihm fern, Sitten und Gebräuche zu kritisieren – selbst wenn sie ihm noch so befremdlich erscheinen. Sicherlich ist das auch einer der Gründe, warum er von seinen waghalsigen Abenteuern kreuz und quer durch alle sechs Kontinente stets unversehrt zurückgekehrt ist. Wolf Cropps Fangemeinde wünscht sich noch viele weitere spannende Bücher, die allerdings einen Nachteil haben. Nämlich den, dass es sie (noch) nicht als Hörbücher gibt. Über dieses Thema sollten seine Verlage einmal gründlich nachdenken.

„Im Schatten des Löwen“, erschienen bei DuMont, kostet Euro 14.99
„Jenseits der Westwelt“, erschienen bei Kadera, kostet Euro 26,–

Das Dilemma der Agrarwirtschaft, gelöst durch Digitalisierung ?

Digitalisierte Landmaschinen

Zu Beginn der Internationalen Grünen Woche im Januar 2019 in Berlin trafen sich über 2.000 Agrarexperten, darunter 70 Agrarminister, auf dem jährlichen „Global Forum for Food and Agriculture“ (GFFA), dem „Davos der Landwirtschaft“. Unter dem Motto „Landwirtschaft digital – Intelligente Lösungen für die Landwirtschaft der Zukunft“ fand eine lebhafte und intensiv geführte Diskussion über den zukünftigen Weg der Agrarwirtschaft statt.

Auf das Dilemma der Unverzichtbarkeit landwirtschaftlicher Produktion und der Einhaltung des Weltklima-Abkommens verwiesen die Bundeskanzlerin, Angela Merkel, und die Bundeslandwirtschaftsministerin, Julia Klöckner, im Gespräch mit den Agrarministern. Zum Termin mit den lange wartenden Agrarministern hatte sich die Bundeskanzlerin nur wenig verspätet, in Berlin war sie nicht auf die störungsanfällige Regierungsmaschine angewiesen.

Die größte Herausforderung für die Landwirtschaft besteht nach Ansicht der Bundeskanzlerin in der wachsenden Weltbevölkerung, die ernährt werden muss. Dieser Ansicht konnte der chinesische Agrarminister nur zustimmen. Der Generaldirektor der FAO (Food and Agricultural Organization of the United Nations), José Graziano da Silva, zeichnete ein düsteres Bild der globalen Ernährungslage. Inzwischen haben etwa 835 Millionen Menschen keinen ausreichenden Zugang zu Nahrungsmitteln und Wasser. Vor dem Hintergrund einer schnell steigenden Weltbevölkerung sehen die Agrarminister die Notwendigkeit, die landwirtschaftliche Produktion zügig auszubauen.

Oliver Welkes Comedy-Reporter mit Julia Klöckner

Oliver Welkes Comedy-Reporter war mit dabei und interviewte die Bundeslandwirtschaftsministerin als ehemalige Deutsche Weinkönigin von 1995 zur Ferkelkastration (Foto 1). Zum „Aktionsbündnis ländlicher Raum“ und zur Problematik der chronischen Unterfinanzierung der Hauptakteure, der Gemeinden und Landkreise, die die volle Finanzhoheit nach Artikel 28 GG fordern, musste die Ministerin nicht Stellung nehmen.

Dilemma aus der Sicht der Landwirte

Bauerverbandspräsident, Joachim Rukwied, erläuterte das Dilemma der Landwirtschaft aus Sicht der Landwirte. Er kritisierte die viel zu bürokratische Förderpolitik der EU und die unzureichende Kompensation für „Dürreschäden“ des Vorjahrs. Die Bauernfamilien sehen sich trotz staatlicher Unterstützung in Bedrängnis, da die Preise für ihre Produkte weltweit unter Druck stehen, während die Einzelhandelsketten und industrielle Veredler beträchtliche Gewinne erzielen. Tierhalter in Brandenburg müssen sich auch noch gegen Tierschützer wehren, die sich vehement für die Erhaltung von Wolfsrudeln einsetzen. Bauernfamilien sehen in den Rudeln nicht nur eine Gefahr für Schafe und Geflügel sondern auch für ihre Schulkinder, auch ohne „Rotkäppchen“.

Umweltverbände und Bundesumweltministerium werfen nicht nur der deutschen Automobilindustrie sondern auch der Landwirtschaft vor, wesentlich zur Umweltbelastung beizutragen. Kritisiert werden der CO 2 Ausstoß, der Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln und die Feinstaubbelastung infolge von Ammoniakpartikeln aus der Düngung. Mit der Forderung nach Beendigung der Massentierhaltung übersehen Tierschützer, dass durch Weidehaltung auch Anbauböden verloren gehen.

EU-Kommissar Phil Hogan, selbst Landwirt aus Irland, beruhigte die Landwirte unter Verweis auf den Erfolg der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU: „In der Nachkriegszeit drohte Hunger heute besteht hoher Selbstversorgungsgrad in Europa.“ Durch die GAP erhalten Landwirte produktionsunabhängige Fördermittel der EU entsprechend ihrer Betriebsgröße, gemessen an der Fläche. Die Flächenförderung ist umstritten, da Großbetriebe besonders bevorteilt sind. Viele Landwirte verlangen eine Leistungsförderung. Die anfängliche Produktionsförderung war aber von der EU abgeschafft worden, um untragbare Überschüsse und Quoten in der Landwirtschaft zu vermeiden.

Landflucht in die Städte

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verwies auf das Dilemma einer neuen Landflucht vor allem der Jüngeren aus dem ländlichen Raum in die attraktiveren Städte. Inzwischen werden von der EU mit Regionalentwicklungsprogrammen auch ländliche Räume und die Ansiedlung von Kleinunternehmen gefördert. Verhindert werden soll zudem die Ausbeutung der Böden durch Monokulturen z.B. für Raps als Biotreibstoff. Die Landwirtschaftsministerin kritisierte auch den Aufkauf von landwirtschaftlicher Nutzfläche durch Kapitalgesellschaften, die keine Bewirtschaftung vornehmen und das Land nur aus Spekulationsgründen halten. Durch „Share Deals“ wird darüber hinaus den Gemeinden die Grunderwerbsteuer vorenthalten.

Als globale Lösung wollen die Bundeslandwirtschaftsministerin und EU-Kommissar Phil Hogan die Digitalisierung der Landwirtschaftsbetriebe und des ländlichen Raums vorantreiben. Digitale Technologien bei Landwirtschaftsmaschinen, Künstliche Intelligenz, der Einsatz von Drohnen und der Ausbau von Internettechnologien sollen zum angestrebten „Precision Farming“ europaweit beitragen. (Foto 2)

Die präzise Steuerung aller Arten von Landwirtschaftsmaschinen beim Einsatz von Pflanzenschutzmittel, Dünger und Bewässerung ermöglichen Kosteneinsparungen, Ertragssteigerungen und eine Entlastung der Umwelt. Weitere Vorteile werden in der Nutzung von „Clouds“, „Home-office“ und „Co-working spaces“ erwartet. Internetplattformen sollen Landwirte und Handel bei der Vermarktung von Agrarerzeugnissen unterstützen.

Auf der Pressekonferenz erläuterte die Ministerin das Programm der Bundesregierung zum Auf- und Ausbau eines schnellen Internet in Deutschland. Das schnelle Internet mit Glasfaser- und Funknetzen im neuen 5 G Standard soll es auch den Landwirten ermöglichen, moderne Digitaltechnologien in Pflanzenanbau und Viehhaltung in der Fläche zu nutzen. Das neue Konzept „Precision Farming“ setzt digitale Internet-Technologien voraus, die im ländlichen Raum zusätzliche Glasfaserleitungen, Sendemasten und Breitbandtechnik erfordern. Deklariert als „Gemeinschaftsaufgabe Ländliche Entwicklung“ soll der Bund an der Finanzierung beteiligt werden. Ähnlich wie beim geplanten Digitalpakt für die Schulen wäre eine Grundgesetzänderung erforderlich: Artikel 91 a GG.

Der Ausbau des 5 G Kommunikationsnetzes erfolgt nicht unmittelbar durch eine budgetbelastende öffentliche Auftragsvergabe sondern mittelbar durch Versteigerung von Funk- und Netzbetreiber-Lizenzen an die Kommunikationskonzerne (Telekom, Vodafon, Telefonica u.a.). Umstritten ist die Beteiligung des chinesischen Technologiekonzerns Huawei beim geplanten Ausbau. Vertreter der Landkreise und Gemeinden haben grundsätzlich Zweifel, da ein flächendeckender Ausbau des Glasfaser- und Funknetzes für die Konzerne wenig profitabel ist. Die Landwirtschaft in der EU steht vor großen Herausforderungen.

Weitere Infos zum GFFA unter https://www.bmel.de

 

 

Kontroverse Erinnerung an das Ende des 1. Weltkriegs vor 100 Jahren

Von Immo H. Wernicke

Pilsudski-Skulptur aus Sand in Swinemünde im Sommer 2018

In Paris gedachten die Staats- und Regierungschefs der ehemaligen Weltkriegsgegner des vor 100 Jahren am 11. November 1918 abgeschlossenen Waffenstillstands in Compiègne zur Beendigung des I. Weltkriegs. Vier Jahre zuvor, im Sommer 1914 waren die damaligen Kontrahenten in den „I. Weltkrieg hineingestolpert“. So hat es Cristopher Clark in seinem Buch „The Sleepwalkers“ beschrieben, das er mit dem damaligen Außenminister Frank W. Steinmeier 2014 im historischen Museum in Berlin vorstellte.

Der junge Historiker Jörn Leonhard analysiert in seinem ebenfalls 2014 erschienenen Buch „Die Büchse der Pandora“ den Verlauf und das Ende des Krieges sowie dessen umwälzende Folgen. Das umfassende Werk beschreibt auch die von Historikern und Politikern meist vernachlässigten militärischen und politischen Geschehnisse vor hundert Jahren im Osten. So hatte sich die Kriegslage bis Anfang 1918 für die Mittelmächte noch recht günstig entwickelt. Durch erfolgreiche militärische Vorstöße, die Revolten in der russischen Armee 1917 und den folgenden Bürgerkrieg musste Russland seine in der Vergangenheit eroberten Gebiete im Westen (Polen, Litauen, Weißrussland), im Norden (Estland, Lettland, Finnland) und im Süden (Ukraine, Kaukasus) räumen. Im Frühjahr 1918 wurden in dem separaten Friedensvertrag von Brest Litowsk diese Gebiete formell abgetrennt und zu eigenständigen Staaten deklariert. Den national orientierten Bevölkerungen war es gelungen, sich von der russischen Herrschaft zu befreien. Dabei blieb es zunächst auch nach 1918, trotz der von den Westmächten erzwungenen Annullierung dieses Separatfriedens.

Dank an deutsche Unterstützung zur Unabhängigkeit Georgiens 1917/18

Ihrer 1918 errungenen Unabhängigkeit von Russland gedachten diese Staaten auch in ihren Botschaften in Berlin. Bereits im Sommer 2017 feierte Finnland unter großer Publikumsteilnahme sein 100 jähriges Unabhängigkeitsjubiläum in der Nordischen Botschaft. 2018 fanden die Feierlichkeiten in Warschau und andernorts in Polen statt. Selbst in kleineren Orten wie Swinemünde (Swinoujscie) auf Usedom beging die Bevölkerung den 100. Jahrestag ihrer neugewonnenen Nationalstaatlichkeit und der Loslösung von russischer Herrschaft. Eine besondere Rolle spielt dabei der bis heute umstrittene Staatengründer Marschall Józef Pilsudski. An ihn erinnert auch eine 2018 aus Ostseesand gebaute Skulptur an der Promenade von Swinemünde (Foto 1). Bundespräsident Frank W. Steinmeier würdigte Pilsudski in seiner Rede im Juni in Warschau auf dem polnischen Jubiläumskongress als Gründer der Republik Polen. Unerwähnt lässt er dessen Rolle als Kommandeur einer Brigade der polnischen Legion, die auf Seiten der Mittelmächte gegen die russische Armee und für ein unabhängiges Polen kämpfte. Anders als der Bundespräsident, verweist der junge Historiker Jörn Leonhard darauf, dass Polen bereits im November 1916 von den Mittelmächten als eigenständiges Königreich restituiert wurde. Der damalige Regentschaftsrat ernannte Pilsudski im November 1918 zum polnischen Befehlshaber und zum Staatspräsidenten.

Weniger bekannt ist, dass auch Georgien seiner vor 100 Jahren wieder errungenen Unabhängigkeit auch in der Botschaft in Berlin gedacht hat. Die georgische Regierung dankte sogar ganz offiziell Deutschland für die Unterstützung der georgischen Selbständigkeit vor 100 Jahren. (Foto 2).

Zum Ende des I. Weltkriegs zieht Historiker Jörn Leonhard das Fazit: „Der Weltkrieg endete, aber viele Kriege setzten sich fort, oder sie begannen.“

Anlässlich des Kriegsendes vor 100 Jahren wurde auch im Deutschen Bundestag am Volkstrauertag in besonderer Weise der Opfer beider Weltkriege gedacht. In einer sehr engagierten, viel beachteten  Ansprache rief der französische Staatspräsident Emmanuel Macron in Berlin zu einer „nouvelle étape“ der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich und seinen Partnern auf, um Europa wieder voranzubringen und seine Rolle in der Welt zu stärken.

Klezmerklänge und Falafel  – Bummel durch Budapests altes jüdisches Viertel

Dieser Artikel erschien in der
August-Ausgabe des Deutschen Ärzteblattes.

Große Synagoge, Foto ArvidO, PixabayEs mag etwas abgeschmackt klingen. Aber die Elisabethstadt, Budapests altes jüdisches Viertel, ist wieder auferstanden aus Ruinen. Wie Phönix aus der Asche. Es beginnt gleich hinter der Großen Synagoge am Kleinen Ring.

Alteingesessene freuen sich, dass dieser ehemals herunter gekommene Stadtteil  sich inzwischen zu einem In- und Ausgehviertel gemausert hat, in dem es bis in die frühen Morgenstunden brummt. Alte baufällige Häuser wurden entkernt, restauriert, verputzt und strahlen jetzt in neuem Glanz. Restaurants, in der eine exzellente Koscher-Küche zelebriert wird, eine Vielzahl an Cafés, Geschäften und schicken Boutiquen prägen das Gesicht des Viertels und legen Zeugnis ab vom Wiedererwachen jüdischer Kultur in Budapest. „Den Grundstein legten unsere Vorfahren im 19. Jahrhundert, als sie als sie sich auf der Pester Seite außerhalb der einstigen Stadtmauer ansiedelten“, erklärt eine junge Stadtführerin namens Esther während eines Rundgangs durch das lebhafte, aus allen Nähten platzende Viertel.

Schon aus der Ferne grüßt die imposante Pester Synagoge in der Dohány utca.

Dieser von 1854-59 im  maurisch-byzantinischen Stil ausgeführte Bau geht auf die Pläne des österreichischen Architekten Ludwig Förster zurück und gilt als größter jüdischer Tempel Europas. Das angeschlossene jüdische Museum mit seinen zahlreichen religiösen Kultobjekten ist ein Muss für jeden Besucher. Das gleiche gilt für den Raoul-Wallenberg-Gedenkpark  in der Wesselényi utca mit dem „Baum des Lebens“, der den vielen dem Naziterror zum Opfer gefallenen Menschen ein würdiges Denkmal setzt.

Nach diesem Ausflug in die dunkle Vergangenheit heißt es auf zur „grünen Lunge“ der Elisabethstadt, wie die kleine parkähnliche Anlage rund um den Klauzál ter im Volksmund gern genannt wird. An diesem sonnigen Mittag tummeln sich hier die Anwohner. Unter die Hausfrauen, die sich nach ihren Einkäufen in der nahen Markthalle zu einem kurzen Plausch treffen, mischen sich Schuljungen, manche mit der Kippa auf dem Kopf. Pralles jüdisches Leben mitten in der Donau-Metropole!

Die „Ruinenkneipen“ sind eine Besonderheit im  Schtetl. Junge Leute, oftmals Künstler, schufen in leer stehenden Gebäuden eine alternative Kulturszene. Cafés und Galerien schossen Anfang dieses Jahrhunderts wie Pilze aus dem Boden und mischen bis heute das alte Viertel gründlich auf. Da viele der Häuser einen geräumigen Innenhof besitzen, wurden hier auch lauschige Biergärten angelegt, die sich bei Einheimischen und Touristen großer Beliebtheit erfreuen.

Kosher und Klezmer ergänzen sich auf das Allerbeste. Wie wäre es mit einem Schlenker in die grundsanierten Passagen zwischen Dob utca und Király utca? In diesen einst etwas schmuddeligen Hinterhöfen haben sich zahlreiche Kneipen und Restaurants angesiedelt. Letzere  servieren eine Auswahl  an koscheren Köstlichkeiten wie gefillte Fisch, Lammwürstchen mit Harissa und knusperiges Falafel. Während aus einer benachbarten Kneipe helle Klarinettentöne der schwermütigen Klezmer-Musik herüberwehen, fühlt man sich in eine längst vergangene Epoche versetzt. Das nach dem Krieg verschollene  jüdische Erbe ist an seinen Ursprungsort zurück gekehrt. Shalom.

 

Raumspuren Beyond Architecture – letzte Tage einer Ausstellung

Text und Fotos: Ele Runge

Piet Niemann, ‚Off Season I & II‘

Die Triennale der Photographie 2018 in Hamburg geht ihrem Ende entgegen. Nicht nur in den großen Häusern, sondern auch in den kleineren Off-Triennale-Galerien sind die letzten Ausstellungstage angebrochen. So auch in der BDA Hamburg Galerie (Bund Deutscher Architekten) in der Shanghaiallee 6, wo noch bis zum 7. September 2018 die Ausstellung ‚Raumspuren Beyond Architecture‘ besucht werden kann. Unter dem Themenfokus der Transformation zeigen vier Fotografen und Fotografinnen ihre persönlichen Blicke auf gebaute Realität. Sehr individuell behandelt jeder von ihnen die gemeinsame Frage danach, wie sich die Wandlungen der gebauten Strukturen auf die sozialen Aspekte des urbanen Lebens auswirken. Welche Spuren lassen sich verfolgen, wer nutzte die Orte früher und wie hat sich diese Nutzung verändert? Wie gehen die Menschen mit Gebäuden, öffentlichem Raum aber auch mit dessen Leerstellen um? Die vier Künstler*innen bieten hier ganz unterschiedliche Ansätze an, was die räumlich eher kleine Ausstellung recht dicht werden lässt.

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Golf & Genuss an der Lübecker Bucht

von Marita Weber-Hagel

(c) Maritim Golfpark Ostsee /Warnsdorf

Darf’s Golfurlaub an der Lübecker Bucht sein? Wer jeden Tag eine neue golferische Herausforderung sucht, die See liebt und nach der Runde feines Essen schätzt, ein paar Regentropfen als herrliche Erfrischung begrüßt und die Schicki-Mickis am liebsten in sicherer Entfernung weiß, der sollte sich gen Norden aufmachen.
Sie haben die Wahl, denn an der Lübecker Bucht gibt es sieben Golfclubs: von Fehmarn über Grömitz, Timmendorf, Warnsdorf, Brodauer Mühle, Travemünde bis hin zu Hohen Wieschendorf. Von elitär bis rustikal, von platt bis alpin, von preiswert bis teuer, von beschaulich bis belebt – alles da. Und die meisten Anlagen liegen so nah beieinander, dass man von Platz zu Platz bequem in zehn bis 30 Minuten Autofahrt gelangt.

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Wenn Honoratioren Geburtstag feiern….

von Uta Buhr

Eingangsbereich von „The Fontenay“

An einem strahlend schönen, wenn auch kalten 24. Februar öffnete „The Fontenay“, das neue Luxushotel an der Außenalster, extra für die Geburtstagsfeier von Günther Falbe seine Pforten. Über 40 Gäste, alles Freunde des Jubilars, waren eingeladen, um mit dem inzwischen Neunzigjährigen dieses besondere Fest ebenso würdig wie fröhlich zu begehen. Denn – man verzeihe mir diese Binsenweisheit – 90 wird man nur einmal im Leben!

Die Eröffnung des „The Fontenay“ findet erst am 19. März 2018 statt. Doch Günther hatte mit dem ihm eigenen Charme durchgesetzt, dass für ihn eine Ausnahme gemacht wurde. Eigentlich war der 20. Oktober – Günthers offizieller Geburtstag – für die Feier geplant, die Einladungen an die Gäste schon lange verschickt. Aber wie das Schicksal so spielt, ergaben sich im Zuge der Bauphase mehrere Pannen und andere Missgeschickte, so dass der Termin der Eröffnung immer weiter hinausgeschoben werden musste. Continue reading „Wenn Honoratioren Geburtstag feiern….“

Der Zahn war nicht immer hohl

Vor 127 Jahren wurde der Grundstein zum Altbau der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche gelegt

von Manuel Ruoff

Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche gehört zu den Sehenswürdigkeiten West-Berlins. Außer der „Puderdose“ (Hauptbau) und dem „Lippenstift“ (Turm) gehört zu dem Ensemble auch der „hohle Zahn“. Im Gegensatz zu den Nachkriegsbauten des Architekten Egon Eiermann reicht die Geschichte von Franz Heinrich Schwechtens Altbau bis in die wilhelminische Zeit zurück.

Wilhelm II. hatte ein gestörtes Verhältnis zu seinen Eltern, der Mutter Victoria und dem von ihr stark beeinflussten Vater Friedrich III. Der liberale Fried­rich III. verhielt sich zwar loyal zu seinem Vater, aber er verfolgte eine andere politische Linie als der konservative Wilhelm I., was ihr Verhältnis belastete. Da verwundert es nicht, dass Wilhelm II. seinen Großvater mochte. Anfänglich mochte er auch dessen Kanzler Otto von Bismarck, aber das hatte sich über die Zeit so sehr geändert, dass er diesen 1890 zum Rücktritt drängte. Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass Wilhelm II. für seinen Großvater die Bezeichnung „Wilhelm der Große“ durchsetzen und ihn als Heros der neusten preußischen und deutschen Geschichte hervorheben wollte.

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2017 feiert Finnland hundert Jahre Unabhängigkeit

Dieser Artikel erschien unter der Überschrift „Ein Großfürstentum wird unabhängig und Republik“ am 1.  Dezember 2017 im Geschichtsteil der PAZ.  Der Schluss wurde von der Autorin etwas verändert.

von Uta Buhr

Der Dom

Finnland, das „Land der tausend Seen“ im nördlichsten Teil Europas, erstreckt sich über eine Fläche von knapp 340.000 Quadratkilometern. Es ist somit etwas kleiner als die Bundesrepublik. Während Deutschland eine Bevölkerung von 80 Millionen aufweist, ist Finnland mit lediglich 5,5 Millionen Menschen äußerst  dünn besiedelt. Das offizielle Idiom  ist finnisch, gefolgt vom Schwedischen als anerkannte zweite Amtssprache.

Der 6. Dezember war von jeher ein  besonderer Tag im Leben eines jeden Finnen. 2017 aber wird dieses Datum mit großem Pomp gefeiert, denn vor genau einhundert Jahren erlangte Finnland seine Unabhängigkeit. In den Wirren der Oktoberrevolution ergriff das Land die Gelegenheit beim Schopfe, sich vom zaristischen Russland loszusagen. Unter der Führung von Senatspräsident Evind Svinhufvud unterzeichnete das Parlament mit knapper Mehrheit von 100 zu 88 Stimmen die Unabhängigkeitserklärung, welche  am 31. Dezember 1917 von der neuen sowjetrussischen Regierung anerkannt wurde. Continue reading „2017 feiert Finnland hundert Jahre Unabhängigkeit“

Holländisches Idyll zwischen Treene und Eider

Friedrichstadt: Grachten und romantische Bogenbrücken

von Lilo Hoffmann

Auf der Westseite des Marktplatzes können Besucher neun Gebäude im Stil der niederländischen Renaissance bewundern. Fotos: Hoffmann

Gut erhaltene Treppengiebelhäuser und schnurgerade Grachten – wer zum ersten Mal nach Friedrichstadt kommt, ist überrascht, wie sehr dieses idyllische Städtchen an Holland erinnert. Und das hat seinen guten Grund. Einst holte Herzog Friedrich III von Schleswig-Gottorf holländische Remonstranten ins Land, die in ihrer Heimat wegen ihres Glaubens verfolgt wurden. Er versprach ihnen Glaubens- und Steuerfreiheit und führte den Gulden als Währung ein.

Das alles geschah nicht ohne Hintergedanken. Herzog Friedrich III wusste, dass die Holländer hervorragende Schiffs- und Deichbauer waren. Für eine Siedlung, die nur zwölf Kilometer von der Nordsee entfernt entstehen sollte, erschien ihm dies sinnvoll. Darüber hinaus verfolgte der Herzog ehrgeizige Pläne. Er wollte eine Handels- und Hafenstadt von Weltgeltung schaffen. Der Landstrich zwischen Treene und Eider schien hierfür ideal zu sein. Friedrichstadt wurde 1621 gegründet, doch das hochgesteckte Ziel des Herzogs konnte nicht erreicht werden. Bis ins 18. Jahrhundert hinein sprachen die Einwohner von Friedrichstadt holländisch. Und das galt nicht nur für die Amts- und Kirchensprache, sondern auch für den alltäglichen Umgang.

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„Gewalt ist die letzte Zuflucht des Unfähigen“ (Isaac Asimov)

Text und Fotos: Maren Schönfeld

Roswitha Quadflieg; Bilder der Ausstellung: Hanna Malzahn

Am 11. Oktober hat Roswitha Quadflieg in der Ausstellung „Ansichtssache“ (Kunstforum der GEDOK Hamburg) aus ihrem Buch „Das kurze Leben des Guiseppe M.“ gelesen und das Projekt vorgestellt. Verarbeitet Hanna Malzahn Urbanität aus ganz verschiedenen Perspektiven und in unterschiedlichen Entstehungsarten bildlich, so bringt Roswitha Quadflieg mit ihrem der Reportage nahen Buch eine (An-)Sicht auf die Geschehnisse in einer Großstadt – Berlin – ein, die Fragen aufwirft und betroffen macht: Welche Seiten hat die Stadt, von denen wir nichts mitbekommen? Welche Rolle spielen Parallelgesellschaften, die sich gebildet haben und derer die Politiker sich eher nicht annehmen? Wie ist es möglich, dass in unserer aufgeklärten Gesellschaft derart archaische Gewalttaten passieren, und zwar ständig? Continue reading „„Gewalt ist die letzte Zuflucht des Unfähigen“ (Isaac Asimov)“

Faszination Porträtfotografie

Bilder aus vier Kontinenten in der Galerie IMBA

von Lilo Hoffmann

Mit Fotografie beschäftigte sich Norbert Becke schon lange Zeit. Das brachte sein Beruf als Graphik-Designer so mit sich. Selbstverständlich war auch auf all seinen Reisen die Kamera dabei. Als er vor etlichen Jahren zum ersten Mal mit seiner Frau durch Afrika reiste, faszinierten ihn die Menschen, die dort leben. Er drückte auf den Auslöser und entdeckte  seine Liebe zur Porträtfotografie.

Stets aufs Neue zog es ihn nach Afrika. Insgesamt reiste er durch 15 afrikanische Länder und fotografierte unter anderem Menschen in Tansania, Äthiopien, Namibia und Marokko. „Ich führe zunächst ein kurzes Gespräch“, erklärt Norbert Becke, „frage um Erlaubnis. Manchmal genügt aber schon ein Lächeln oder eine Geste, um das Eis zu brechen.“

Stolz auf den Schmuck: Dassanech-Mädchen aus Äthiopien. Fotos: Hoffmann

Viele der Frauen, die der Heidelberger fotografierte, sind stolz auf den `Schmuck´, den sie tragen. Der besteht allerdings oftmals aus weggeworfenen Gegenständen, die sie auf der Straße finden, wie zum Beispiel  Flaschen, Plastikperlen oder Kronkorken. Auch das Mädchen auf unserem Foto trägt Kronkorken im Haar. Es gehört zu einem Hirtenvolk, das im Grenzgebiet von Äthiopien und Kenia lebt.

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Sommer, Sonne, Kegelrobben – Urlaub auf Helgoland

Dieser Artikel erschien bereits in SaS (Schleswig-Holstein am Sonntag)

von Uta Buhr

Fischerboote
Fischerboote

Ein Gang durch die Bunkeranlagen auf Helgoland, in denen die Bevölkerung im April 1945 vor dem Bombenhagel der Engländer Schutz suchte, ist ein Erlebnis der ganz besonderen Art. Manchen schaudert es, wenn der Mann mit der blauen Schiffermütze erklärt, wie beengt die Menschen in den feuchten Gängen hockten. Lang, lang ist’s her, und gottlob präsentiert sich Deutschlands einzige Hochseeinsel heute als Freizeitparadies ersten Ranges.

„Mein größtes Vergnügen ist immer der Verkehrsfunk am Morgen“, schmunzelt der Führer durch die „Unterwelt“. „Hier gibt es weder Stress noch Staus.“ Auf „Deät Lun“ – so der friesische Name von Deutschlands einziger Hochseeinsel – verkehren nur wenige elektrobetriebene Fahrzeuge. Und Fahrradfahren ist auch verboten, denn dieses gerade einen Quadratkilometer große Eiland lässt sich „bummelig“ in zwei Stunden zu Fuß umrunden. Aber Rollerfahren ist erlaubt, und davon machen Einheimische und Touristen reichlich Gebrauch. Continue reading „Sommer, Sonne, Kegelrobben – Urlaub auf Helgoland“

Ein verstecktes Kronjuwel am Balaton

Balaton I
Balaton I

von Ferenc Horváth

Vor nunmehr 150 Jahren wurde der habsburgische Kaiser Franz Joseph nach dem Ausgleich zwischen Österreich und Ungarn feierlich mit der ungarischen Stephanskrone zum König von Ungarn gekrönt. Daraufhin bezog er mit seiner Gemahlin Elisabeth – allgemein als Sisi bekannt –  die Burg zu Buda.

Nach dem Ersten Weltkrieg und dem sogenannten „Trianon-Diktat“ – offiziell Friedensvertrag von Trianon – hat Miklos Horthy, der Reichsverweser des damaligen ungarischen Königreichs – ebenfalls mehrere Jahrzehnte lang dort residiert. Continue reading „Ein verstecktes Kronjuwel am Balaton“

Das Volkstheater in Kaskantyu

von Ferenc Horváth

Szene aus dem Volkstheater
Szene aus dem Volkstheater

Das turksprachige Volk der Kiptschak war ursprünglich in der Nähe des Flusses Irtysch ansässig, also unweit der Grenze zur Volksrepublik China. Varianten und abweichende Transkriptionen des Namens dieser Volksgruppe sind bei den Westeuropäern – und früher auch unter den Byzyntinern – als Kumanen bzw. Komanen bekannt. Der Tartarensturm hatte die Kumanen immer mehr nach Westen gedrängt, bis sie unter der Führung von Kotjan Khan (1202 – 1241) durch König Béla IV. autorisiert wurden, auf ungarischem Territorium zwischen Donau und Theiß zu siedeln. So heißt es bei Wikipedia.

Kaskantyu, ein knapp 1000-Seelen-Ort in der ungarischen Puszta, war in seinem Ursprung ein kumanisches Dorf. Hier hat Tradition noch einen hohen Stellenwert, denn seit 40 Jahren werden hier an drei Tagen die so genannten „Faschingsfestspiele“ abgehalten. Zwischen 40 und 50 Personen, allesamt Amateure, sorgen mit Hilfe fast aller im Ort ansässigen Menschen für den Ablauf dieser Festspiele. Die Truppe nennt sich „Komedias Kompania“, was soviel bedeutet wie „Komödiantische Truppe.“ Das Alter der Mitwirkenden schwankt zwischen 6 Jahren bis zum Rentenalter und sogar darüber hinaus. Auf Einladung unserer Freunde landeten wir in diesem Ort ohne vorher zu wissen, was uns erwartete. Wie groß war daher unsere Überraschung.

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