Raumspuren Beyond Architecture – letzte Tage einer Ausstellung

Text und Fotos: Ele Runge

Piet Niemann, ‚Off Season I & II‘

Die Triennale der Photographie 2018 in Hamburg geht ihrem Ende entgegen. Nicht nur in den großen Häusern, sondern auch in den kleineren Off-Triennale-Galerien sind die letzten Ausstellungstage angebrochen. So auch in der BDA Hamburg Galerie (Bund Deutscher Architekten) in der Shanghaiallee 6, wo noch bis zum 7. September 2018 die Ausstellung ‚Raumspuren Beyond Architecture‘ besucht werden kann. Unter dem Themenfokus der Transformation zeigen vier Fotografen und Fotografinnen ihre persönlichen Blicke auf gebaute Realität. Sehr individuell behandelt jeder von ihnen die gemeinsame Frage danach, wie sich die Wandlungen der gebauten Strukturen auf die sozialen Aspekte des urbanen Lebens auswirken. Welche Spuren lassen sich verfolgen, wer nutzte die Orte früher und wie hat sich diese Nutzung verändert? Wie gehen die Menschen mit Gebäuden, öffentlichem Raum aber auch mit dessen Leerstellen um? Die vier Künstler*innen bieten hier ganz unterschiedliche Ansätze an, was die räumlich eher kleine Ausstellung recht dicht werden lässt.

Die Wahlhamburgerin Julia Knop verweist darauf, dass wir durch die Beobachtung des öffentlichen Raums Rückschlüsse auf Gesellschaft, Identität und Individualität eines Landes ziehen können. Gleichzeitig dokumentiert sie in ihren großformatigen Fotos, dass in den Einkaufszentren der Metropolen jene Individualität durch inzwischen fast überall vertretene Markenanbieter zerstört wird und zu Vereinheitlichung führt. In den ‚Global Avenues‘ werden die Einkaufserlebnisse somit zunehmend eintönig, auch wenn das Treiben auf den Straße gleichbleibend lebendig zu sein scheint. 

Gar nicht lebendig sind dagegen die Eindrücke, die Piet Niemann in seiner Fotoserie ‚Off Season I & II‘ präsentiert. Warum er zwei so unterschiedlichen Gegenden, die Costa Brava und das niedersächsische Wangerland in seinen Bildern zusammenbringt, wird bei der Betrachtung schnell deutlich. Denn obwohl beide Orte komplett touristisch orientiert sind, verwandeln sie sich in der Off Season, der Zeit, in der alle Besucher ausbleiben, in verwaiste Geisterstätten. Alles ist verschlossen, alles leer, öde und blass. Genau diese Stimmung spiegeln die Fotos des Künstlers wunderbar wider.

Nicht eintönig dagegen sieht es oft hinter den Fassaden aus. So zum Beispiel in Hamburg, wo sich in einem schmucklosen Lagerhaus eine afghanische Hindugemeinde ihren Tempel eingerichtet hat, eine ‚Neue Heimat‘ für das gemeinschaftliche Leben nach heimatlicher Tradition. Die Hamburger Architekturfotografin Meike Hansen hat diesen vordergründig so unscheinbaren und offenkundig doch so lebendigen Ort portraitiert, hinter dessen Fassade sich eine facettenreiche Welt eröffnet.

Oliver Heissner, ‚Bunker‘

Unscheinbar und abweisend sind auch die Fassaden von Bunkern. Jeder kennt sie, diese massiven Klötze und architektonischen Mahnmahle deutscher Geschichte. Keine Stadt hat so viele davon wie Hamburg, und in keiner Stadt gibt es so viele  Konzepte zur Umwidmung, Verschönerung und Bearbeitung dieser Kolosse. Oliver Heissner dokumentiert in seiner Serie ‚Bunker‘ die historische Architektur, den gesellschaftlichen Umgang damit und die Versuche einer positiven Aneignung.

Raumspuren Beyond Architecture
BDA Hamburg Galerie, Shanghaiallee 6, 20457 Hamburg
Ausstellung bis 7. September 2018
geöffnet Mo-Do 10 – 13 Uhr und 14 – 18 Uhr
www. bda-hamburg.de