Pikante Verwechslung

erschienen im Hamburger Abendblatt am 24. November 2010

Von Johanna R.Wöhlke

Soweit ich mich erinnere, trägt ein Käse aus Holland den Namen „Pikantje“. Darunter muss man sich wohl einen Käse vorstellen, der einen eindrucksvollen Geschmack hat. Jedenfalls einen Geschmack, der so intensiv in Erinnerung bleibt, dass beim nächsten Kauf an der Käsetheke die Entscheidung wieder auf diesen Käse fallen sollte, wenn nicht immer, so doch immer einmal wieder. Pikant, das bedeutet also: gut, interessant, genussvoll, gewürzt und nicht fade, gleichzeitig nicht überwürzt, irgendwo zwischen mild und stark angesiedelt, in Erinnerung bleibend – pikant eben. Continue reading „Pikante Verwechslung“

Wenn Margarete erzählt…

erschienen im Hamburger Abendblatt am 23. November 2010

Von Johanna R. Wöhlke

Die kleinen Dinge des Alltags sind es oft, die uns Kopfzerbrechen machen. Schließlich besteht das Leben nicht nur aus hoher Politik, hoher Kultur und den wichtigsten Dingen aller Zeiten. Die meiste Zeit des Tages herrscht Alltag! Wer dem seine schönen Seiten abgewinnen kann, ist fein raus. Der hat auch dann etwas zum Lächeln und Schmunzeln, wenn es nichts mehr zu lachen gibt. Der sieht auch da etwas Besonderes, wo andere nichts sehen. Der macht sein Leben jeden Tag zu einem kleinen Fest, auch wenn nicht gefeiert wird.

So ein Mensch ist die Margarete. Immer wenn ich sie sehe, hat sie ein freundliches Lächeln auf dem Gesicht und – natürlich auch immer eine Geschichte. Fast möchte ich sagen: Sie ist das wandelnde Geschichtenbuch  mit Geschichten über sich selbst und andere. Was hatte sie zu erzählen? Continue reading „Wenn Margarete erzählt…“

Zeichen und Wunder

Von Uta Buhr

Vor Taschendieben wird gewarnt! In Supermärkten, Kaufhäusern und selbst im ICE soll es von dieser unangenehmen Spezies ja nur so wimmeln. Und auf den Flughäfen werden alle Nas’ lang die eiligen Passagiere von einer Automatenstimme dringend gebeten, ihr Gepäck nie unbeaufsichtigt zu lassen. Kann mir doch nicht passieren, denken die meisten von uns.

Ich passe auf meine Sachen bestens auf, habe alles fest im Blick. So dachte ich auch. Bis heute Mittag. Im überfüllten Supermarkt passierte es. Beladen mit Tüten und Taschen, einen großen Blumenstrauß in der Hand, eilte ich mit meinen Einkäufen nach Hause. Erst dort bemerkte ich, dass meine  Handtasche fehlte. War sie mir  von der Schulter geglitten oder gar gestohlen worden? Nachdem alle Ecken und Winkel des Ladens ohne Resultat abgesucht waren, meinte der Marktleiter triumphierend, er habe es ja gleich gewusst. Denn – wörtlich – „Solche Kunden gibt es bei uns nicht.“ Dennoch blieb die Tasche  unauffindbar. Dumm gelaufen. Ich dachte mit Grausen an die langen Wege nach Personalausweis, Handy und und und… Doch das Allerschlimmste: Meine Brille war auch in der geraubten Tasche. Und ohne sie bin ich blind wie ein Maulwurf. Eine Katastrophe! Continue reading „Zeichen und Wunder“

Kompetenzwirrwarr…

Von Johanna R. Wöhlke

Zugegeben: Kompetenz ist was sehr Feines! Wenn zum Beispiel ein Arzt meinen Bauch aufschneidet, dann kann ich mir nichts Schöneres vorstellen als das: Er ist kompetent und weiß, warum er etwas tut und warum nicht! So weit so gut. Allerdings komme ich auch nicht umhin, einen gewissen Kompetenzwirrwarr festzustellen. Es ist  manchmal so schwierig, die richtige parat zu haben. Continue reading „Kompetenzwirrwarr…“

Das Lob kommt per Knopfdruck – Facebook

erschienen im Hamburger Abendblatt am 8. November 2010

Von Johanna R. Wöhlke

Wie werden wir doch gerne von anderen gelobt! Wie freuen wir uns immer wieder daran, dass andere uns gern haben, so richtig gern haben! Lange Zeit gehörte das angewandte Wissen darum nur den Pfarrern, den Lehrern und Müttern – wie waren sie doch immer gut zu uns im Loben unseres Tuns und unserer Werke!

Das ist nun vorbei. Die Dreieinigkeit von Pfarrern, Lehrern und Müttern hat Konkurrenz bekommen. Starke Konkurrenz. Sie hat eine Konkurrenz bekommen, die so stark ist, dass sie alles andere weit überstrahlt. Diese Konkurrenz hat einen Namen. Sie heißt Facebook. Wer wahrgenommen werden will, der hat heute eine Seite in Facebook – egal, wie kritisch er diesem Internetportal gegenüber steht, egal, wie oft er schon den Verlust seiner Privatheit beklagt hat, egal. Continue reading „Das Lob kommt per Knopfdruck – Facebook“

Lasst Blumen sprechen

erschienen im Hamburger Abendblatt am 1. November 2010

Von Johanna R.Wöhlke

Wer bekommt nicht gerne Geschenke? Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft, sagt der Volksmund – nehmen wir einmal an, er ist wie immer nicht weit von der Wahrheit entfernt.

Beliebte kleine Geschenke, die uns allen immer wieder Freude machen, sind natürlich Blumen – obwohl Blumen eigentlich keine Geschenke im üblichen Sinne sind und als solche angesehen werden. Sie sind eben noch viel mehr als das. Continue reading „Lasst Blumen sprechen“

Liebe in der Zeit der Zwiebel

erschienen im Hamburger Abendblatt am 29. Oktober 2010

von Johanna Renate Wöhlke

Die Frage „ ja oder nein“ ist natürlich auf vieles im Leben anwendbar. Hier aber soll es sich um einen ganz besonderen Fall handeln, der nicht anders als prekär zu nennen ist. Es geht um zwei lebenswichtige Lebensmittel: um Zwiebeln und Knoblauch! Zwiebeln und Knoblauch, meinetwegen auch Zwiebeln oder Knoblauch – ja oder nein?

Ein eng mit einer Frau verbandelter junger Mann schüttete mir diesbezüglich sein Herz aus. Ja, so meinte er sehr überzeugend, er liebe seine Freundin sehr. Ja, so fügte er genauso überzeugend hinzu, er liebe eigentlich auch Zwiebeln und Knoblauch in vielen Kombinationen, allein oder gemeinsam. Die Reihe an Lebensmitteln, die er aufzählte, war nicht kurz. Continue reading „Liebe in der Zeit der Zwiebel“

VERSPROCHEN!

Von Josef-Wilhelm Knoke

Ach wie gern lachen wir doch einmal über kuriose Wortschöpfungen, vor allem, wenn es sich dabei um solche von prominenten Personen handelt, und besonders, wenn es dabei zu Wortschöpfungen kommt, die ansonsten eher nicht zum bürgerlichen Sprachgebrauch gehören.  Paradebeispiele der vergangenen Wochen lieferten uns zwei französische Politiker. Die frühere Justizministerin Rachida Dati, der man wegen ihrer turbulenten Privatsphäre schon vieles unterstellt hat, verdrehte in einem Interview zwei Begriffe. Anstatt von „inflation“ sprach sie von „fellation“. Ganz Paris lachte. Als einige Tage später der Innenminister Brice Hortefeux, ebenfalls in einem Interview, ein neues Kunstwort  schuf, indem er von „empreintes génitales“ sprach, also genitalen Fingerabdrücken anstelle der wohl gemeinten „empreintes digitales“, lachte ganz Frankreich.

Häufig hört man dann den Kommentar: „Freud´scher Versprecher“. Dies ist aber in den seltensten Fällen zutreffend. Denn so bezeichnet man die Aussprache eines unbewussten Gedankens, der eigentlich unterdrückt werden sollte, und das will den beiden Genannten dann doch wohl niemand unterstellen. An solches konnte man allerdings denken bei den grandiosen Versprechern von Andrea Ypsilanti, die von sich sagte, sie sei  „in Rüsselsheim als Sohn eines Opel Arbeiters geboren“, oder bei Angela Merkel, als sie von „Roland Kotz“ sprach. Auch Helmut Kohl  war mit seiner Aussage „wir haben ein gutes Koalitionsklima, in dem wir pfleglich miteinander untergehen“  wohl dieser Kategorie zuzurechnen, als er anlässlich einer Koalitionskrise über die weitere Zusammenarbeit zwischen CDU/CSU und FDP sprach. Continue reading „VERSPROCHEN!“

Der Charme des Barhockers

erschienen im Hamburger Abendblatt am 14. Oktober 2010

von Johanna R. Wöhlke

Was macht den Charme eines Barhockers aus? Die Beantwortung dieser Frage hat einen ganz besonderen Reiz, denn auch Barhocker haben einen besonderen Reiz. Sie pflegen hoch zu sein, so hoch, dass es immer einer kleinen gymnastischen Übung bedarf, einen sicheren Halt auf ihnen zu finden. Außerdem sind sie unterschiedlich gut gestaltet und erschweren das „Besteigen“ manchmal ganz erheblich.

Hilfreich ist es immer, wenn die Bar einen Umlauf hat, an dem der oder die Barhockerbesteigende sich festhalten kann. Das geht dann bei Rechtshändern so: Mit der linken Hand am Bartresen festhalten, gleichzeitig mit der rechten Hand den Barhocker in Position bringen und die rechte Hüfte mitsamt Hinterteil so weit anheben, dass man ungefähr auf der Hälfte des runden, kleinen Barhockersitzes Halt gefunden hat. Continue reading „Der Charme des Barhockers“

Warten auf den Apfel…

Von Johanna R. Wöhlke

Gleich geht es rein...

Schlange stehen? Vor einem Geschäft warten? Das kennen wir nicht mehr. Das gehörte in Zeiten, in denen es nichts zu kaufen gab, in Zeiten, die schwer waren, bleiern, schlecht und hoffnungslos. Nachfrage ohne Angebot, Bedürfnis ohne Befriedigung – das erinnert uns Bundesbürger zwanzig Jahre nach der Wiedervereinigung auch an die Bananen, die es in der ehemaligen DDR nicht gab und die alle doch dort so gerne gegessen hätten. Allein – es gab sie nicht, wie es so vieles andere auch nicht gab.

Wir haben uns daran gewöhnt, alles immer dann zu bekommen, wenn wir es wollen. Die Geschäfte sind bis in die Nacht hinein geöffnet. Hunger auf eine gebratene Forelle um 9 Uhr abends? Kein Problem, die Forelle liegt im Tiefkühlfach des großen Supermarktes nicht weit von hier, und der hat noch lange geöffnet. Continue reading „Warten auf den Apfel…“

Strumpfzeit und Barfußzeit

Von Johanna R.Wöhlke

erschienen im Hamburger Abendblatt am 27. September 2010

Die Meteorologen haben es leicht. Wenn sie einen Wetterbericht erstellen, können sie sich auf handfeste wissenschaftliche Fakten und Messwerte beziehen. Ein Hoch ist ein Hoch. Ein Tief ist ein Tief. Eine Gewitterfront ist eine Gewitterfront. Das ist nicht schwer. Außerdem müssen sie ja „ihr“ Wetter nicht erleben und durchleben – ich ignoriere jetzt einmal die Kollegen, die uns auch aus dem Regen und Sturm an der Nordsee mit der Kapuze über dem Kopf bibbernd erzählen: Hier regnet es und das Wetter ist miserabel.

Ich meine etwas anderes, dass wir Frauen nämlich das Wetter im Laufe der Jahreszeiten nach ganz anderen Kriterien einzuteilen pflegen. Eines davon sind Strümpfe: Sommer ist natürlich Barfußzeit, herrliche, wunderbare Barfußzeit! Endlich keine wärmenden Strümpfe tragen müssen. Sommer ist auch Sandalenzeit. Endlich keine einengenden Schuhe tragen müssen. Das alles ist natürlich sehr positiv und geeignet, den Menschen schon am Morgen beim Anziehen gute Laune zu bereiten. Continue reading „Strumpfzeit und Barfußzeit“

„Kultur“ in Hamburg an der Waterkant

Von Hans-Peter Kurr

Bereits im Kulturprogramm des Deutschen Gewerkschaftsbundes von 1959, also zehn Jahre nach der Gründung unserer damals neuen Republik, ist zu lesen, dass ein „demokratischer Staat ohne kultururelle Integration“ nicht lebensfähig sei. Ausgestattet mit diesem Wissen hatte Otto Burrmeister die Ruhrfestspiele in Recklinghausen gegründet, Burrmeister, der vom Hamburger Deutschen Schauspielhaus kam, unter dem notlindernden Motto „Kunst gegen Kohle“ Kultur ins Ruhrgebiet brachte und mit Briketts zum Beheizen des Schauspielhauses zurückkehrte.
Menschen wie er waren die ersten Kulturträger der jungen Bundesrepublik, Vorväter derjenigen, die heute nur Kulturträger zu sein vorgeben , wenn’s schwierig wird, von Ihren selber gewählten Aufgaben zurücktreten oder unsinnige Kommentare von sich geben  wie ein erst kürzlich  entlassener Staatsrat mit Namen Reinhard Stuht, den ein nach Beusts Rücktritt von der ratlosen Regierungsmehrheit gewählter neuer Bürgermeister mit Namen Ahlhaus nach dem „Peter-Prinzip“ ins Amt zurückholt und eine Stufe querab zum „Senator für Kultur und Medien“ befördert. Sie alle werden dafür Sorge tragen, dass der demokratische Stadtstaat Hamburg in absehbarer Zeit ohne „kulturelle Integration“ wird leben müssen, denn die Genannten wissen sehr genau, dass man in Zeiten der ( durch verbrecherische Banker hervorgerufenen) Geldknappheit, die ja realiter gar nicht diagnostizierbar ist, sondern mit falscher Verteilung verwechselt wird, als Regierender nicht vergessen
darf: Alles, was unter dem Dachbegriff „Kultur“ siedelt, zählt zu den sogenannten „freiwilligen Leistungen“ von Staat und Kommune , von der Parkbank bis zur Stadtteil-Bücherei. ….. Continue reading „„Kultur“ in Hamburg an der Waterkant“

Glückwünsche und Liebessbriefe

erschienen im Hamburger Abendblatt am 21. September 2010

Von Johanna R. Wöhlke

Geburtstagsglückwünsche zu schreiben, das ist nicht jedermanns Sache. Die Geister teilen sich. Der eine schreibt sowieso gerne und viel, also auch dann. Der andere ist ein Schreibmuffel und fühlt sich sehr unwohl dabei, seine Gedanken zu Papier bringen zu müssen – und dann die Formulierungen!

Wir wünschen alles Gute. Wir wünschen alles Liebe. Wir wünschen Glück und Erfolg. Wir wünschen Gesundheit….Was wünschen wir nicht alles gerne, wenn wir eine Freude machen wollen. So ist das mit Glückwünschen. Wir schreiben aber nicht nur Glückwünsche. Continue reading „Glückwünsche und Liebessbriefe“

Wagner und das lange Sitzen!

Von Johanna R. Wöhlke

Es ist langes Sitzen angesagt an diesem Tag. Das muss sein, denn auch ein Kulturfest auf dem Neugrabener Markt kann nicht acht Stunden lang im Stehen überstanden werden. Jetzt beim Schreiben fällt mir auf, dass die Sprache da schon sehr passend ist: etwas nicht im Stehen überstehen zu können!

Beim langen Sitzen kommt es natürlich auch zu langen Gesprächen. Das kann nicht anders sein. Man sitzt so vor sich hin, die Gedanken wandern, die Augen nehmen wahr und registrieren Geschautes und der Mund kann das alles nicht für sich behalten. Das nennen wir Gespräch!

Meinem Nachbarn fällt beim Stichwort langes Sitzen nur Bayreuth ein, Bayreuth und lange Wagner Opern. Die sind nicht sein Ding. Die Musik, na ja, da könnte er sich schon erweichen lassen, besonders bei schönen Stücken wie zum Beispiel der Tannhäuser Ouvertüre. Danach hört es dann schon auf. Continue reading „Wagner und das lange Sitzen!“

Kultur in Blankenese nicht gefragt?

Lässt sich die Mehrheit von einem Einzelnen bevormunden?
Ein Kommentar zum Verbot der Aufführrungen im „Römischen Garten“

Von Hans-Peter Kurr
Wir befinden uns in der Hansestadt Hamburg, der weltoffenen, und nicht im Reich der „sieben Schwaben“. Und dennoch – man traut seinen Sinnen nicht –  ist es einem einzelnen Bürger in Blankenese – mithilfe der Behörden – gelungen, sommerlichen Theaterabenden, produziert und veranstaltet durch das Hamburger Privattheater „N.N.“ unter Dieter Seidel in „unserem Jahr 2010“ den Garaus zu machen….wegen Lärmbelästigung. Continue reading „Kultur in Blankenese nicht gefragt?“

Noch mal Schwein gehabt

erschienen im Hamburger Abendblatt am 2. September 2010

von Johanna R. Wöhlke

„Das Schwein ist  noch auf der Autobahn!“ Gerd sagt das mit einem lachenden Gesicht in die Runde. Das Schwein auf der Autobahn? Er meint doch nicht etwa irgendeinen Menschen, den er nun gar nicht mag und dem er diesen „Ehrentitel“ angedeihen lässt? Nein, Gerd meint ein richtiges Schwein, ein gebratenes, Teile davon.

Hier sitzen nämlich  viele Gäste und warten darauf, dass die Sommerkälte dieses Nachmittags durch innere Wärme vertrieben wird – angespornt durch heiße Getränke und stärkendes, heiß dampfendes Essen. Es ist nämlich Richtfest. Ein neues Haus wächst seiner Bestimmung entgegen.

Die Rede des Poliers auf dem Dach ist gehalten, die Korngläser kreisten in der fröhlichen Runde unter den Regenschirmen. Dann schnell an die gedeckten Tische im neuen Haus, durch Pfützen im Flur, an denen sich schon ein spielendes Kind vergnügt und mit Schäufelchen und kleinem Besen beim Hin- und Herplatschen in seinem Element zu sein scheint. Continue reading „Noch mal Schwein gehabt“

Saubere Umwelt

Von Uta Buhr

In meinem Stadtteil macht ein unbekannter junger Umweltschützer mit einer Serie apokalyptischer Darstellungen von sich reden. Kindlich unbeholfene Zeichnungen zieren die Stämme alter Kastanien, an denen allmorgendlich ein Heer von Berufstätigen vorbeizieht.

„Rettet die Seen und Flüsse“, steht in steilen Buchstaben auf Bild Nummer 1. Algen und tote Fische gemahnen an Umweltsünden. Weiter fordert das Kind, Meer und Wälder zu schützen. Visionen von kahlen Bäumen in einer verkarsteten Landschaft sowie verendende Robben schockieren den Betrachter. „Kernkraftwerke sind doof“, heißt es lakonisch unter Bild 3, das eine einsame Kuh vor klobigen Reaktoren zeigt. „Der hat recht“, meint ein Zehnjähriger gönnerhaft. „Sogar alles richtig geschrieben“, pflichtet ihm sein Freund zu. „Wälder auch korrekt getrennt.“

Vor der letzten Zeichnung mit dem Aufruf „Rettet das Ozonloch“ stehen die beiden allerdings ratlos. „Das hat er in den falschen Hals gekriegt. Das Ozonloch soll ja nicht gerettet, sondern geschlossen werden“, ereifert  sich der eine. „Und damit die Umweltverschmutzer nicht auf falsche Gedanken kommen, muss das weg“, beschließt der andere. Darstellung Nummer 4 wird vom Baum gelöst, zerrissen und einfach auf den Boden geworfen. Saubere Umwelt!

Golf und die Frage nach der Disziplin

erschienen im Hamburger Abendblatt am 26. August 2010

Von Johanna R. Wöhlke

Heute weiß ich: Ich verstehe nichts von Golf. Bis gestern dachte ich noch, ich hätte die wesentlichen Grundzüge des Spieles verstanden. Nun weiß ich: Ich wusste gar nichts! Reinhard ist schuld.  Er ist ein begeisterter Golfer und hat mir einiges erzählt. Das hat mich hellhörig gemacht und nun sehe ich alle Golfer in einem völlig neuen Licht. Continue reading „Golf und die Frage nach der Disziplin“