Wenn Frauen sich freuen

erschienen im Hamburger Abendblatt am 24. August 2010

Von Johanna R. Wöhlke

Dass Freundinnen zusammen einkaufen gehen, ist nichts Besonderes. Dabei geht es im Allgemeinen nett, freundlich, entspannt und überaus gelassen zu. Frauen können sich wunderbar miteinander freuen. Wer hat da eben gelacht? Egal – bei diesen beiden, von denen hier die Rede sein soll, ist und war das so. Continue reading „Wenn Frauen sich freuen“

Maschineller Münzschlucker

erschienen im Hamburger Abendblatt am 19. August 2010

von Johanna R. Wöhlke

Manchmal verlaufen Bankbesuche ganz anders als geplant. Das gilt wahrscheinlich für Besuche auf der Geldbank genauso wie für Besuche auf der Parkbank. In beiden Fällen wird das Leben so seine ganz besonderen Überraschungen bereit halten, nehme ich an. In beiden Fällen werden die Überraschungen so ihre Tücken haben. Continue reading „Maschineller Münzschlucker“

Schlafen ist schön

erschienen im Hamburger Abendblatt am 16. August 2010

Von Johanna Renate Wöhlke

Ich erinnere mich noch heute daran, dass meine Mutter abends beim Fernsehen immer einschlief. Das geschah mit schöner Regelmäßigkeit. Kaum hatte sie sich nach der Arbeit des Tages gemütlich hingesetzt und eine Weile lang zugeschaut, fielen ihr die Augen zu und sie sackte gemütlich in der Sofaecke zusammen und schlief.

Diese Art von Schlaf soll der erholsamste sein: einfach so wegsacken und schlafen können, wenn er einen übermannt. Aber das geht leider nicht immer. Der mittägliche viertelstündige Büroschlaf wird zwar von den Schlafforschern empfohlen, aber wer sitzt schon im Büro an seinem Schreibtisch, setzt sich zur Mittagszeit gemütlich zurück und verkündet: „So, jetzt  mach ich mal ein kleines Nickerchen!“ Continue reading „Schlafen ist schön“

Rezidivierende Beklopptitis

erschienen im Hamburger Abendblatt am 12. August 2010

Von Johanna R. Wöhlke

Mein Gegenüber ist kaum zu bremsen: „Der hat doch die akute chronisch rezidivierende Beklopptitis!“, so macht er seinem Ärger Luft. Was ist geschehen? Ich will an dieser Stelle natürlich keine neue Krankheit verlautbaren, aber nun ist sie ja in der Welt, die „ akute chronisch rezidivierende Beklopptitis“.

Da hat sich jemand offensichtlich so über einen Mitmenschen geärgert, dass es ihm das Blut zum Kochen gebracht hat. Auf der anderen Seite hat er seine ganze Bildung und seine ganze Selbstbeherrschung aufgebracht. Er hat seine Kenntnis der Fremdwörter bemüht und sich darauf besonnen, was rezidivierend bedeutet, nämlich in Zeitabständen wiederkommend. Continue reading „Rezidivierende Beklopptitis“

Schöner telefonieren

erschienen im Hamburger Abendblatt am 11. August 2010

von Johanna R. Wöhlke

„Heute ist ein blöder Tag!“ Was ist denn das für eine Aussage? Könnte ich meine Gesprächspartnerin am anderen Ende der Telefonleitung sehen, wahrscheinlich nähme ich ihr ärgerliches Gesicht wahr – einer dieser Augenblicke, froh darüber zu sein, dass nicht alle Telefone der Welt serienmäßig mit Kameras ausgestattet sind, denen man sich nicht entziehen kann. Continue reading „Schöner telefonieren“

Verrückte Waschmaschine

erschienen im Hamburger Abendblatt am 10. August 2010

Von Johanna R. Wöhlke

Diese Waschmaschine spinnt! Meine Freundin sagt das sehr bestimmt und lächelt dabei. Wahrscheinlich ahnt sie, dass meine Frage nun sein wird: Wie kann denn eine Waschmaschine überhaupt spinnen? Ich enttäusche sie nicht und frage brav: „Wie kann denn eine Waschmaschine überhaupt spinnen?“ „Sie wäscht nicht mehr reibungslos bis zum Ende durch. Ich kann mich nicht mehr auf sie verlassen. Kurz vor dem Ende des Programmes stoppt sie plötzlich“, bekomme ich zu hören. Gut, das könnte man als spinnen bezeichnen. Wie weiter? „ Bis jetzt hat es immer geholfen, einmal oder zweimal mit der Faust auf die Seitenwände zu schlagen, dann lief sie weiter.“ Continue reading „Verrückte Waschmaschine“

Nee, so was,Elli!

Von Uta Buhr

Geschlagene zehn Jahre haben Elli und Kuddel sich nicht mehr gesehen. Was für ein Zufall, dass sie sich heute in der überfüllten U-Bahn Richtung Hauptbahnhof treffen. Der Dialog zwischen beiden verläuft laut und herzlich: „Nee, so was, Elli, bischa immer noch’n staatsche Deern. Ganz die Alte.“ Doch davon will die rundliche Dame mit den roten Apfelbäckchen nichts wissen: „Kuddel, wenn du wüsstest, was ich alles durchgemacht habe.“ Continue reading „Nee, so was,Elli!“

Die besondere Gurke

erschienen im Hamburger Abendblatt am 2. August 2010

Von Johanna R. Wöhlke

Was ist an einer Gurke schon besonders? Sie sieht grün aus, na klar, Gurken sehen immer grün aus. Ich habe noch nie eine rote Gurke gesehen, eine blaue schon gar nicht und eine, die lila schimmerte, scheint  mir kein biologisches Exemplar Gurke zu sein. Die ganz, ganz besondere Gurke, die ich meine, begegnete mir – ich darf begegnete sagen – unverhofft, als ich einen Freund besuchte. Continue reading „Die besondere Gurke“

Gezähltes Leben

erschienen im Hamburger Abendblatt am 31. Juli 2010

Von Johanna R.Wöhlke

Dieses Telefongespräch werde ich so schnell nicht vergessen. Unerwartet werde ich nämlich mit der Aussage konfrontiert: „Wenn ich mir überlege, dass mein Vater nur etwa 22 000 Tage gelebt hat!“ Diese Aussage sitzt. Das Gespräch geht weiter, und ich habe noch gar nicht nachzählen können. Wie viel Zeit ist das denn in Jahren, 22 000 Tage – so um die sechzig Jahre sind das wohl. Aber das Gespräch geht schon weiter, mittendrin in dieser Frage von Zeit und Leben. Continue reading „Gezähltes Leben“

Langstreckenfliegen oder Der Platz in der Mitte

erschienen im Hamburger Abendblatt am 30. Juli 2010

Von Johanna R. Wöhlke

Es macht Spaß zu fliegen? Die Meinungen zu dieser Frage sind geteilt. Sie reichen von enthusiastischer Freude bis hin zu der Aussage: Muss man eben machen, wenn man schnell in der Welt unterwegs sein will. Nun ja, dagegen ist wohl nichts zu sagen. Pragmatismus ist in diesem Fall wahrscheinlich nicht das Schlechteste. Continue reading „Langstreckenfliegen oder Der Platz in der Mitte“

Rinnen muss der Schweiß

Von Uta Buhr

Welcher Mensch – wie prominent auch immer – würde sich heute noch trauen, das Winston Churchill zugeschriebene Diktum „No sports,  please“ öffentlich zu äußern? Auch wer jeder körperlichen Ertüchtigung abhold ist, gibt sich betont sportlich, weil sich das nun einmal so gehört. „Wenn du wüsstest, wie ich dieses stupide tägliche Gejogge hasse und wie mir das Training in meinem Fitnessstudio auf den Geist geht“, seufzt ein Freund. Auf meine Frage, warum er es dann nicht einfach lasse, reagiert er fast hysterisch: „Du hast Nerven! Das kann man doch nicht, wo doch alle Welt auf Fitness macht.“

Da schinden sich täglich Tausende mit Hanteln, auf Laufbändern oder  hochtourigen Rädern. Schweißüberströmt und mit vor Anstrengung verzerrten Gesichtern absolvieren sie ihr Pensum. Spaß zu haben scheint auch gar nicht das Anliegen der meisten zu sein. Das Wichtigste, sagt die keuchende Frau auf dem Fahrrad, ist den inneren Schweinehund zu bekämpfen und am Ende des Trainings vollkommen ausgepumpt zu sein. „Das geht echt an die Substanz. Das ist so eine Art Selbstkasteiung. Aber man wird topfit uralt“, triumphiert sie und tritt noch kräftiger in die Pedale. Continue reading „Rinnen muss der Schweiß“

Reisezeit ist immer…

erschienen im Hamburger Abendblatt am 22.Juli 2010

Von Johanna R.Wöhlke

So, der Sommer ist da. Die Ferien sind da. Reisen ist angesagt. Unterwegs sein ist fast zur Pflicht geworden in unserer Gesellschaft. Wir sind in der nur als wunderbar zu benennenden Lage, die Welt wahrnehmen zu können – und das nicht nur aus Büchern. Wir können reisen, erleben, kennenlernen, das Fremde in Gedanken mit nach Hause nehmen. Bis hierhin war alles ernst gemeint – nun kommen leicht skurrile Gedanken. Continue reading „Reisezeit ist immer…“

Großzügig verzichtet


Von Uta Buhr

Die heiße Phase des Sommers ist in vollem Schwange. Und das nicht nur meteorologisch. Der Sommerschlussverkauf – auf Neudeutsch Sale – schlägt hohe Wellen. In den Kaufhäusern wird die Lage zunehmend unübersichtlicher. Stoffballen liegen kreuz und quer auf langen Grabbeltischen. Das begehrte Täschchen zieht man nur mit Mühe aus den untersten Schichten eines Berges von Rucksäcken und Handtaschen hervor. „Haben Sie den Koffer bezahlt?“, ruft die Verkäuferin einer Dame nach. Sie hat und weist den Kassenbon etwas mürrisch vor. „Man blickt bei diesem Gewühl nicht mehr durch“, entschuldigt sich die Angestellte bei der Kundin. Heureka! In einer Ecke entdecke ich meinen Traumschuh.

Continue reading „Großzügig verzichtet“

Zurück in der Realität

erschienen im Hamburger Abendblatt am 17. Juli 2010

Von Uta Buhr

Just zurück aus dem Urlaub in einem gastfreundlichen südlichen Land, noch randvoll mit sonnigen Erinnerungen, betrete ich in Fuhlsbüttel wieder hanseatischen Boden. Im Gewimmel empfange ich Püffe von allen Seiten. Auch trampelt man mir unsanft auf meinen zart gebräunten Füßen herum. Eine Entschuldigung hält indes keiner für nötig. Als ich einem besonders eiligen Mitmenschen zu verstehen gebe, der Unterste sei meiner, tippt er sich an die Stirn. Mit deutschem Gruß. Spätestens jetzt weiß ich: Ich bin wieder zu Hause!

Den zweiten Schock erleide ich am Gepäckband. Das Flughafenpersonal in Südfrankreich ist mit meinem neuen  teuren Koffer ziemlich rüde umgegangen. Irgendjemand hat  ihn offenbar an eine frisch getünchte Mauer gestellt. Er ist mit weißen Farbflecken übersät. Lass dir nicht die gute Laune verderben, denke ich, wundere dich nur. Also auf zur Schadensaufnahme. In einer langen Schlange warte ich über eine halbe Stunde. Offenbar gibt es viele Beanstandungen und wenige Mitarbeiter. Continue reading „Zurück in der Realität“

Es hat sich gewaschen!

erschienen im Hamburger Abendblatt am 16. Juli 2010

Von Johanna R.Wöhlke

Was ist das für ein dummes Gewäsch, was ist das für ein leeres Gewäsch! So sagen wir manchmal. Allerdings müssen wir nun umdenken, denn Forscher bieten uns interessante Ergebnisse rund um das Waschen an, genauer gesagt, um das Händewaschen – kein leeres Gewäsch also. Continue reading „Es hat sich gewaschen!“

Früher war alles besser

Von Uta Buhr

„Das Wetter ist auch nicht mehr das, was es einmal war“, seufzt der weißhaarige Herr und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Die gebeugte alte Dame neben ihm auf der Parkbank nickt zustimmend: „Ja, früher, als ich noch jung war, da waren doch die Sommer noch ganz anders. Viel gemäßigter. Und auch die Winter waren viel angenehmer als heute.“ „Nun seien Sie doch endlich mal zufrieden“, wirft  ein junger Jogger ein, der sich  schwer atmend neben den beiden Nörglern niederlässt. „Immer dieses Gemecker über das Wetter. Ist der Sommer kalt und regnerisch, schimpfen die Leute. Und jetzt, wo es endlich sommerlich warm ist, gefällt es vielen auch nicht.“ Continue reading „Früher war alles besser“

Unser Körper als Heizquelle

Von Johanna R. Wöhlke

erschienen im Hamburger Abendblatt am 12. Juli 2010

Es ist Sommer. Es ist warm. Es ist sehr warm! Wer denkt da schon an kalte Tage, an denen die Wohnung geheizt werden muss und die warmen Wollsocken parat liegen müssen. Die Kleider vom Leib, abkühlen – schwitzen ist schrecklich! Wer sich von Berufs wegen mit Wärme und Energie beschäftigt, denkt da anders. Der sieht wahrscheinlich in jedem schwitzenden und Wärme abgebenden Menschen etwas ganz anderes als ein sich nach Kühle sehnendes Wesen: Er sieht darin eine Heizquelle, ja, eine Heizquelle! Continue reading „Unser Körper als Heizquelle“

Entzauberter Ehemann

Von Uta Buhr

Rita hatte gestern Geburtstag. Über ihr Alter schweigt sie sich aus. Nur soviel verrät sie: „Ich bin jenseits der Lottozahlen. Noch weitere Fragen?“ Der Umtrunk auf ihrer Terrasse, die an einen der hängenden Gärten der legendären Königin Semiramis aus dem Zweistromland

erinnert, verlief sehr heiter. Auch Hilde, die es sonst immer so eilig hat, nach Hause zu kommen, zeigte sich äußerst entspannt. Ihr Mann sei mit den Spielen der WM zurzeit voll ausgelastet, erklärte sie. Der vermisse sie absolut nicht und sei im Augenblick sogar in der Lage, sein Bier eigenhändig aus dem Kühlschrank zu holen. Wie erstaunt war die Damenrunde daher, als der in Winterhude vermutete Fußballfan auf einmal in Ritas Wohnung auftauchte und sich mit einem Glas Sekt in der Hand zu uns gesellte. Continue reading „Entzauberter Ehemann“