erschienen im Hamburger Abendblatt am 9. Juli 2011
Von Johanna R. Wöhlke
Da sitzen sie wieder, Mann und Frau vor dem Fernseher. Sie schaut gebannt die monegassische Hochzeit an. Er hat derweil seinen Laptop vor sich auf dem Tischlein und arbeitet, surft oder was auch immer. Die monegassische Hochzeit interessiert ihn weniger, nur immer mal wieder ein Blick auf den Bildschirm. Man will ja mitreden können, irgendwann. Warum erzähle ich das?
Hier handelt es sich um die Beschreibung des Bildes von Fernsehharmonie eines in vielen Jahren aneinander gewöhnten, glücklichen Paares. In Ruhe und Besinnlichkeit verbringen sie wie hunderttausende andere Paare ihren verdienten Feierabend gemeinsam. Sie gehen natürlich selbstverständlich davon aus, dass der Fernsehapparat dieses Spiel mitmacht, das Spiel von Ruhe und Besinnlichkeit, ganz auf ihn konzentriert.
Das ist aber nicht garantiert in Energiesparzeiten! Der Fernseher in Energiesparzeiten nämlich hat sich gegen das laufende Programm und für das Einsparen von Energie entschieden, vielmehr: Er ist so programmiert! Unser Fernseher schaltet sich ab, wenn sich lange Zeit nichts vor ihm bewegt, einfach so – Bild weg, Ton weg, alles weg! Das bedeutet: In Ruhe und Besinnlichkeit einfach Beine hoch, womöglich unbeweglich einfach nur so da liegen, vielleicht sogar einschlafen…da reagiert er auch mit: Ich mag nicht mehr und schaltet sich einfach ab.
Gut, in Energiesparzeiten ist das so. Allerdings frage ich mich jetzt – denn ich habe es noch nicht beobachtet – ob der Fernseher auch auf Schnarchen reagiert. Ich meine: Stellt er sich wieder an, wenn der sich nicht Bewegende Zuschauer vor ihm anfängt zu schnarchen? Pardon, ich mache einen Denkfehler. Bewegungsmelder reagieren ja nur auf reale Bewegungen und nicht auf Schallwellen. Es wäre ja auch völlig unlogisch: Schnarchen signalisiert einen solchen Zustand von körperlicher Bewegungs- und Aufmerksamkeitslosigkeit, dass der Fernsehapparat wahrscheinlich in eine Art von Abschaltungskoma fällt.
Technik, du machst das Leben so richtig energetisch schön – allerdings der Rat an alte Ehepaare mit modernen Fernsehapparaten: vielleicht doch mal ab und zu zum Weinglas greifen, die Erdnussschale hin und her schieben und auch mal auf´s Klo gehen. Dann ist garantiert, dass das Programm nicht abgebrochen wird!