erschienen im Hamburger Abendblatt am 19. September 2011
Von Johanna R. Wöhlke
Was wäre der Mensch ohne Käse? Er wäre ein Nichts – nun ja, nicht ganz. Zumindest aber wäre er total käselos, man könnte auch sagen käsefrei und – wer von uns möchte schon käselos und käsefrei sein!
Der wichtigste Griff an einem gemütlichen Abend – noch vor dem Knie einer schönen Frau – ist der Griff zum Käse, wenn der Rotwein dabei nicht fehlt. Das hörte ich neulich aus männlichem Mund. Ist ohne Käse alles nur halb so schön? Dieser Vertreter des männlichen Geschlechtes scheint das zu glauben. Gut für den Käse, traurig für die Frauen…
Wenn wir weiter über die wundersamen Wirkungen und Freuden von Käse sinnieren, dann kann aber auch eines nicht unerwähnt bleiben: Wie die zwei Seiten einer Medaille gut und böse sind, so ist es auch beim Käse. Wir lieben und entbehren ihn und nennen ihn doch gleichzeitig in Zusammenhang mit etwas Schlechtem, das uns widerfährt oder es einfach nur ist. Wir sagen: So ein Käse! Jeder weiß, was damit gemeint ist.
Dinge, die wir oder andere tun, können so geraten, dass wir sie als Käse bezeichnen, sie können, sie können immer! Deshalb zum Beispiel wird es auch nicht mehr lange dauern, und man wird von digitalem Käse reden. Dieser Begriff wird in den Duden und die Wörterbücher der Welt eingehen. Diese moderne Erscheinungsform könnte man im Zuge der modernen gebräuchlichen Abkürzungsmode dann mit „dk“ abkürzen. Achtung also: Wenn Ihnen demnächst unter einer email oder einer Mitteilung über facebook das Kürzel „dk“ begegnet, dann haben Sie digitalen Käse geschrieben!
Wenn ich ein Käse wäre und eine Seele hätte, stürzte mich das in arge Nöte. Wahrscheinlich wäre der nächste Weg der zu einem Käsepsychologen und der Bitte, mich zu beraten. Wenn der dann vorschlüge, das bei einem Glas Rotwein zu tun, wäre wahrscheinlich schnell alles wieder in Ordnung und auch die Käseseele wieder gesund. Die Welt ist, wie sie ist. Käse jeder Art ist immer gut mit viel Rotwein zu verdauen!