erschienen im Hamburger Abendblatt am 20. Juli 2011
Von Johanna R. Wöhlke
Wir lieben unsere Autos. Allerdings lieben wir sie dann am meisten, wenn sie auch funktionieren. Ein Auto dauerhaft in der Garage ist entweder ein Sammlerstück aus Leidenschaft oder ein ständiger Bestandteil von Stress und Frust im Alltag. Was nützt mir ein Auto, wenn es nicht in der Lage ist, mich an mein Ziel zu bringen!
Die geliebten Autos waren auch ein Thema im Gespräch mit Freunden, die aus alten Zeiten in der ehemaligen DDR berichteten – lange Wartezeiten, wir erinnern uns. Jahrelanges Warten auf ein Auto, um es dann endlich sein eigen zu nennen, das kann sich keiner von uns wirklich vorstellen. Auch die Freude übrigens nicht, es dann endlich in Empfang zu nehmen.
Die Erinnerungen der Freunde dringen allerdings noch tiefer in die vergangene Autowelt ihrer Zeiten vor. Es war zum Beispiel auch möglich, ein Auto ohne Reifen und Lenkrad zu bestellen – denn die hatte man sich vielleicht schon anderswo organisiert…Wir müssen lachen und ziehen Parallelen: Eine Brille hätte ich gerne, aber ohne Gläser, die habe ich schon. Einen Tisch möchte ich haben, aber ohne Beine, die habe ich schon. So ist das mit Gesprächen mehr als zwanzig Jahre danach.
Die Freunde haben noch mehr zu erzählen: Vier Tage vor der Wende damals war endlich das seit vielen Jahren ersehnte Auto eingetroffen. Alle Nachbarn und Freunde kamen zum Gratulieren und es wurde gefeiert – und vier Tage danach war das alles nichts mehr wert. Da war auch die Autowelt frei!
Das ist Geschichte praktisch und lebendig erinnert. Befragen wir diejenigen, die sie erlebt haben. Ihre Geschichten werden sicherlich immer wieder interessant sein!