von Ferenc Horvath
Existiert dieses Land namens Transistrien eigentlich wirklich? Ja, denn de facto ist es laut Wikipedia seit 1992 unabhängig. „Im Jahre 2004 hatte Transistrien 555.000 Einwohner. Es ist ein bedeutendes Zentrum der Schwerindustrie und steht unter entscheidendem russischen Einfluss. Völkerrechtlich wird die Region allerdings weiterhin als Teil Moldawiens betrachtet. Bislang erkennt kein anderer Staat, keine andere Region oder internationale Organisation das Land als souveränen Staat an. Transistrien ist aber seit 1990 faktisch von der Zentralregierung in Chisinau unabhängig und verfügt u.a. über eine eigene Regierung und Währung. Gleiches gilt für die Verwaltung und das Militär. Das Land ist Gründungsmitglied er Gemeinschaft nicht anerkannter Staaten. Zwischen 1200 und 1400 Soldaten der Russischen Streitkräfte sind im Land stationiert. Der vollständige offizielle Name der Region lautet Pridnestrowische Moldauische Republik, kurz PMR (russisch: Pridnestrowkaja Moldawskaja Respublika).“ So die weitere Beschreibung des Landes durch Wikipedia.
Wir sind aufgeregt. Mit dem Auto brechen wir aus Chisinau kommend in diese unbekannte Welt auf, um die Hauptstadt des abgetrennten Gebietes zu besuchen. Ob unsere deutschen Pässe wohl anerkannt werden? Es wird schon gut gehen, beruhigen uns unsere moldawischen Freunde.
Transistrien ist ein Spielball globaler und lokaler politischer Interessen, beherrscht von unterschiedlichen Großmächten. Hier leben in erster Linie Moldawen, Russen und Ukrainer. Fürwahr – ein buntes Völkergemisch.
In östlicher Richtung liegen ruhige moldawische Dörfer mit kleinen Häusern, ein jedes mit einer Weinrebe im Garten. Die hügelige Landschaft mündet in eine Ebene, an deren Ende ein Kontrollpunkt liegt. Wir sind an der Grenze angekommen. Mit einem Tagesvisum ausgestattet, fahren wir weiter in Richtung Bendery, das mit einer schönen Festung prunkt. Und weiter geht es nach Tiraspol, in eine Stadt, die durch ihre Sauberkeit besticht. So sieht eine von Krisen gebeutelte Region normalerweise nicht aus. Tiraspol wurde 1792 vom russischen Feldherrn Alexander Suworow als Festung gegründet. Noch heute spürt man den russischen Einfluss in ihren Mauern sehr deutlich. Eine Lenin-Statue steht noch immer unverrückbar vor dem Parlament. Auch Zarin Katharina, Marschall Kotuzow und natürlich dem Festungsgründer Suworow wurden Standbilder gewidmet.
Im Zentrum steht der unvermeidliche Panzer, der an den „Großen Vaterländischen Krieg“ erinnert, und von einem Hügel grüßt das für die in Afghanistan gefallenen russischen Soldaten errichtete Mahnmal. Gleich nebenan ein weiteres Denkmal für die im lokalen Bürgerkrieg der Neunzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts gestorbenen Opfer, die jene des russischen Afghanistan-Abenteuers zahlenmäßig weit übertrafen.
Die Wohnhäuser Tiraspols sind alle renoviert und strahlen Frische und Sauberkeit aus. Alles scheint hier gut organisiert. In der örtlichen Apotheke fällt das umfangreiche Medikamentensortiment ins Auge. In den Lokalen der Stadt findet der Gast ein reiches Angebot wohlschmeckender Speisen. Erstaunlich ist auch das Aufgebot schicker PkWs erster internationaler Autoschmieden.
Wer hätte all dies in einer seit Jahrzehnten isolierten Region erwartet? Es geschehen halt und Zeichen und Wunder!