Von Michael Buschow und Gilla Schmitz
Foto: Jürgen Heck
Nein, dies soll kein Nachruf sein oder gar eine Wiederholung von all dem Beruflich-Künstlerischen, was in WIKIPEDIA oder wo auch immer geschrieben steht, denn das Theaterschaffen von Hans-Peter Kurr ist nun wirklich hinlänglich bekannt.
Wir erinnern uns einfach an einen guten Freund und kollegialen Mitmenschen, der unermüdlich für seine jungen Nachwuchsschauspieler (die er „meine Kinder“ nannte) Türen öffnete und Kontakte herstellte. Der Talente entdeckte und mit seinen Mitteln förderte, aber auch als gestrenger Lehrer Leistung von ihnen forderte. Und das nicht zu knapp!
Wäre der moderne Begriff „Net-Worker“ nicht bereits erfunden gewesen, H.P. , wie ihn seine Freunde nannten, hätte das Patent darauf besessen.
Seine Telefonanrufe z.B. – „Könnt ihr mal eben zur Premiere xy kommen und etwas schreiben – ist wichtig“, nur wenige Stunden vor dem Beginn einer Aufführung brachten uns oft zeitlich ins Schleudern.
In den Theaterfoyers wuselte er dann während der Pause auf seinen Silberknaufstock gestützt herum und stellte bekannte und unbekannte Schauspieler vor.
Legendär seine Esseneinladung für Freunde, Familie und Schüler im Hamburger Logenhaus, wo zum großen Erstaunen aller Anwesenden in den edel getäfelten Hallen „Bielefelder Wurstebrei mit saurer Gurke“ serviert wurde. Die unentspannten Gesichter, vor allem die der Nachwuchsmimen, sind unvergesslich.
Hans-Peter schaffte es auch im Handumdrehen, ein italienisches Restaurant, in das kurzerhand dreißig Personen aus seinem Gefolge zur (natürlich unangemeldeten) Premierenfeier einfielen, in ein Tollhaus zu verwandeln.
Aber er war auch der zuverlässige Kollege, der immer überpünktlich zur Stelle war, wenn man ihn brauchte, beispielsweise um im Kiezmuseum eine Bucheinführung vor der Lesung zu halten oder während der Internationalen Gartenschau in Hamburg Texte auf seiner geliebten Bühne vorzutragen.
Gerne haben wir in ruhigen Momenten seinen alten Stories gelauscht, zum Beispiel wie sich H.P. und der junge Götz George in den sechziger Jahren mit reichlich Bier am sandigen Elbufer sitzend die Welt schöntranken und überlegten, ob sie mal „groß raus kämen“.
Hans-Peter tauchte, wie bekannt, auch öfter in Fernsehkrimis auf, vorzugsweise Fernsehfilme norddeutscher Couleur.
Im Tatort „Tod auf Eis“ (1986) hatte er neben Kommissar Stoever (Manfred Krug) und Brocki (Charles Brauer) die kleine Rolle des Polizeiarztes, und sein einziger Satz war „Das wird die Obduktion ergeben“. Dieser eine, simple Satz wurde bei ihm dann zum gebrauchten Synonym für dumme Fragen, auf die er keine Antwort wusste oder geben wollte.
H.P.´s Devise war „geben und nehmen“ – und das beherrschte dieser Freigeist par excellence. Er hat immer mehr gegeben als genommen.
Hans-Peter ist nun von der Bühne abgetreten.
Wir vermissen ihn, den Freund.
P.S. Wie wir ihn kennen, hat er „irgendwo da oben“ bereits wieder Regie, Dramaturgie und Requisite übernommen.