Von Dr. Ferenc Horvath
Budapest erfreut sich wegen der hohen Besucherzahlen schon seit Jahren. Das ist ziemlich ungewöhnlich, da Ungarn nicht einmal eine eigene Fluggesellschaft besitzt, seit die Malev vor einiger Zeit Pleite gegangen ist.
Die Metropole zeichnet sich durch eine stabile, infrastrukturelle Entwicklung aus. Diese Entwicklung beruht ebenfalls offensichtlich auf dem Gemüt der eigenen Bürger – die mit der zum zweiten Mal wiedergewählten und zum zweiten Mal durch absolute Mehrheit ausgestatteten Regierung scheinbar immer noch zufrieden sind- eine starke positive Wirkung aus.
Gute, sehr deutlich erkennbare Beispiele gibt es viele. Hier möchte ich von dem von der Opposition stark kritisierten Stadion- Bau Programm berichten. Der ungarische Rekordmeister Ferencvaros hat nämlich in den letzten Tagen ein neues Stadion erhalten. Die Mannschaft unter der leitenden Hand von der in Hamburg sowohl als Spieler, als auch Trainer bekannter Thomas Doll, muss nun in den spielerischen Qualitäten Quantensprünge erzielen, damit das Spiel mit der Weltklasse des neuen Stadions sportlich auch mithalten kann.
Die Fans sind auf jeden Fall dankbar und wir alle hoffen, dass die Rechnung hier genauso aufgeht, wie es in Deutschland der Fall war. Nun im ersten Spiel der ungarischen Liga hat Ferencvaros gegen einen starken Nyiregyhaza vor 12.000 Zuschauern 3:1 in einem guten Spiel gewinnen können. Wohlgemerkt, diese 12.000 Zuschauer haben 50% der Gesamtzuschauerzahl des Spieltages ausgemacht! Demnach war es ein voller Erfolg für das Team Ferencvaros und für den Sport. Thomas Doll hat auf der Pressekonferenz das Geschehen zurückhaltend und sehr professionell kommentiert. Alle Hoffnungen ruhen nun im neunten Bezirk auf Ihm.
Genauso erfolgreich war dieses Jahr der ein mehrmals bereits abgeschriebene Sziget ( Insel ) Festival.
Durch die Idee von Woodstock, Rock am Ring, Wacken und/oder Hurricane animierte, jedoch stark weiterentwickelte, im Jahre 1993 gestartete Veranstaltung konnte für eine Woche eine Rekord Zuschauerzahl, fast eine Halbe Million (!) Besucher verbuchen. Schätzungsweise 70% dieser Besucher reisten aus dem Ausland an. Das zeigt eine weite internationale Anerkennung der Bestrebungen der Veranstalter, vor allem den Ideen-Geber und Haupt-Veranstalter Herrn Karoly Gerendai.
Die Wochen -Abos für Sziget wurden bereits vor dem Anfang des Festivals stets vergriffen. Die mit dem Slogan „Insel der Freiheit“ werbende Veranstaltung steht zwar wegen seines Lärms regelmäßig in der Anwohner Kritik, trotzdem überwiegt eindeutig derer Erfolg nach-hinein. Dabei ist Sziget nicht nur ein Musik – Festival. Vielmehr ist es ein internationaler Kultur- Austausch mit Kernpunkt Mittel – Europa und Ungarn, eine Zusammenkunft von einigen Hunderttausenden gutgelaunten, meist jungen Menschen. Die Bewohner der „Republik Sziget“, stets mit einem eigenen „Sziget Reisepass“ ausgestattet kamen diesmal aus 87, die Künstler aus 41 Ländern der Welt.
Neben der Haupt – Konzertbühne mit unter anderem den Konzerten von Blink 182, Queens of the Stone Age, Placebo und Macklemore, wurden auch die Nebenbühnen (Hungarikum, A 38, Volt, Europa und andere) oder das audiovisuell sehr umfangreich und absolut ansprechend ausgestattetes Zelt des Ungarischen Nationalmuseums, die Theke des Opernhauses oder der Große Rubik Würfel wurden alle sehr gut besucht.
Was die IT angeht? Selbstverständlich haben spezial Apps die Orientierung der Masse unterstützt. Leider gab es aber kein freies Wi-Fi.
Die Preise für Essen und Trinken waren vor allem für die weniger gut bestellten einheimischen Jugendlichen sehr hoch. Uns hat auch der automatische EUR 1,70 „Müll Sammel Pfand“ ein wenig überrascht.
Nach einem größeren Gewitter wurde das Terrain zwar ziemlich glitschig, was aber die Laune der meisten Teilnehmer zusehends nicht verderben konnte.
Alleinstehende, Paare oder sogar Familien mit Kleinkindern, alle schienen zufrieden zu sein. Das verspricht nur Gutes für 2015.
Wir sehen uns wieder Budapest, wir sehen uns wieder Sziget.