Aufbau und Wachstum der DAP in Hamburg nach dem Zweiten Weltkrieg.
Ruth Vollmer- Rupprecht ( Ruth Geede) erinnert sich
Erinnerungen an Gründung und Wachstum: Charles de Gaulle zu Gast
Immer dabei – auch in der Politik. Denn der 1.Vorsitzende der neuen Vereinigung war Egon Heymann, ein exzellenter Journalist, der einen guten Draht zu Bonn hatte und dem es gelang, Politiker der ersten Garde nach Hamburg zu Presseveranstaltungen zu holen, für die die AP allein oder mitverantwortlich zeigte. Nicht nur deutsche – sogar Charles de Gaulle war einmal unser Gast.
Die Gründungsmitglieder waren hauptberufliche Journalisten, die ihren Wohnsitz in Hamburg oder der näheren Umgebung hatten. Zu ihnen gehörten Dr.Hans Schaeffer, Hanna Brauweiler, Heinrich Broecker und Holger Hofmann, um nur einige zu nennen, die wesentlich zu dem Renommee der AP beitrugen, der sich nun überall die Türen öffneten, was dem freien Journalisten – selbst wenn er für einen angesehenen Verlag arbeitete – nur mühsam gelungen wäre. Gemäß der Satzung der Vereinigung, dass diese die Informationsbelange ihrer Mitglieder gegenüber staatlichen und nichtstaatlichen Stellen – insbesondere der Politik, der Wirtschaft und des kulturellen Lebens – vertreten und als Mittler zwischen ihnen und diesen Stellen dienen sollte.
Denn gerade daran hatte es vorher gehapert. Die Staatliche Pressestelle sah sich anscheinend überfordert oder nicht legitimiert, diese Informationsbelange zu erfüllen. Wie wichtig aber die Mitglieder der DAP, zu denen immer mehr ausländische oder für ausländische Verlage arbeitende Kollegen zählten, gerade für die Hansestadt waren, weil sie ihre Leser oder Hörer in der ganzen Welt über die aufstrebende Wirtschaftsmetropole berichteten, wurde aber bald von politischer Seite anerkannt. Es kam sogar dazu, dass ein späterer Leiter der Staatlichen Pressestelle, Paul O.Vogel, Mitglied in unserer Vereinigung wurde.
Durch die ausländischen Kollegen erweiterte sich auch für viele Mitglieder der Berichterstattungsraum weit über den norddeutschen Raum hinaus. Man bedenke: Es war in den 50ger Jahren, das deutsche Pressewesen hatte sich geradezu rasant entwickelt, die großen Tageszeitungen, die Mantelverlage mit ihren vielen Regionalausgaben wie die Fachorgane und auch die Rundfunkanstalten waren auf freie Mitarbeiter angewiesen.
Es gab DAP-Mitglieder, die arbeiteten für zehn oder noch mehr renommierte Blätter wie Georg Gallweit, Urberliner aus der Ullstein-Ära, der als Korrespondent für 12 Zeitungen, von der Abendzeitung München über die Ruhr-Nachrichten bis zur Saarbrücker-Zeitung. arbeitete. Er schien nie zu schlafen, in seiner Wohnung am Siemers-Platz brannte immer Licht.
Oder Markus-Joachim Tidick, der das Norddeutsche Büro des Südwestfunks leitete, aber auch für ausländische Sender wie den Österreichischen Rundfunk tätig war. Oder Rosemarie Fiedler-Winter, die 1954 nach Hamburg kam und, als junge aber versierte Journalistin – die besonders durch ein Interview mit Evita Peron bekannt geworden war – für viele Schweizer und deutsche Zeitungen schrieb, sich dann vor allem auf dem Gebiet der Unternehmensforschung einen Namen machte.
Und wie Holger Hofmann, dem vielleicht rührigsten Mitlieder der DAP, der seine Verbindungen zu großen deutschen und ausländischen Unternehmen der Lebensmittelbranche auch dem Verein zur Verfügung stellte und Betriebsbesichtigungen wie Pressereisen arrangierte, die den Beteiligten Berichterstattung aus erster Hand bot. Nicht umsonst wurde er später zum 1.Vorsitzenden gewählt und blieb es lange und erfolgreich.
Dazwischen hatte es die „Ära Samhaber“ gegeben, denn Egon Heymann hatte Hamburg verlassen, um die Chefredaktion des „Rheinischen Merkur“ zu übernehmen. Er verstarb leider schon 1964. Professor Samhaber leitetete als bekannter Publizist auf dem Gebiet der Europa -und Wirtschaftspolitik in seinem Sinne die Vereinigung, die weiter wuchs und blühte. Durch das hohe Ansinnen, das die AP genoss, und für das die Mitglieder verbürgten, die mit bedeutenden Unternehmen und Institutionen zusammen arbeiteten, kamen viele in -und ausländische Pressereisen zustande. So nach Paris zur NATO, nach Brüssel, Wien, Barcelona, nach England, Dänemark und sogar einmal im Jahr nach Island, wenn einige Mitglieder mit Hannes Schlünz eine norddeutsche Weihnachtstanne nach Reykjavik brachten. Holger Hofmann brachte es sogar fertig, in den 70ger Jahren eine Pressefahrt in die DDR zu organisieren. Auch an Fernreisen nahmen einige Mitglieder teil. Unvergessen für die damaligen Teilnehmer wie die „Jamaika-Reise“ oder die Jungfernfahrten wie die der damals einem dänischen Reeder gehörenden „Hamburg“ oder der „Queen Elisabeth“.
Da auch bald als außerordentliche Mitglieder einige PR- und Pressestellenleiter großer Unternehmen zu uns gehörten, trugen auch diese zur Erweiterung des Informationsangebotes erheblich bei und unterstützten den Verein mit ihren Möglichkeiten. Wie Günter Baumann von der Neuen Heimat, Fritz Krull von den HEW, Paul Nepach von Norddeutschen Lloyd, Gerhard Zabel von der Hamburger Hochbahn, Hans-Joachim Cabus von Langnese-Iglu, Eberhard Kruschwitz von der EDEKA – um nur einige Namen aus den ersten Jahrzehnten unseres Vereins zu nennen.
Es würde hier zu weit führen, alle verdienstvollen Mitglieder aufzuführen. Was aber unbedingt noch erwähnt werden muss, ist die gute Kollegialität auch zwischen Mitgliedern, die eigentlich Konkurrenten waren, wenn sich die Verbreitungsgebiete der Zeitungen und Zeitschriften, für sie sie arbeiteten, überschnitten. Im Gegenteil: Man spielte sich die Bälle zu.
In der großen Auf- und Ausbauphase der Bundesrepublik boten gerade Hamburg und der Norddeutsche Raum eine wahre Informationsfülle. Das führte auch dazu, dass viele Presseagenturen und – büros ihren Sitz in Hamburg hatten, deren Herausgeber zu unseren Mitgliedern zählten. Wie Hanna Brauweiler mit ihrem „Frauendienst“ – den später Frau Dr. Eckhardt und dann Ruth und Günther Vollmer-Rupprecht übernahmen -, wie das Ehepaar Herbst mit „Frau von heute“,, wie die Presseagentur Broszio, wie Glaue mit seinem Nordpreß-Dienst, Hans-Otto Lippens mit dem Tagesdienst „Realpolitik“ und Heinz Fremke mit „Conti-Press“. Auch einige dpa-Redakteure und feste Mitarbeiter traten der DAP bei, obgleich die Agentur ihren Hauptsitz in Hamburg hatte. Und als „Auswärtige Presse“ wurde unser Verein seinem Namen mit Mitgliedern aus vielen Nationen gerecht, bis heute – wenn wir uns in unserm Kreis umsehen.
Heute – es ist ein langer Weg, nun fast 60 Jahre lang. Es hat sich viel, sehr viel verändert, so wie das deutsche Pressewesen sich verändert hat, verändern musste. Heute und hier denken wir aber daran, wie es einmal begann. Es gibt noch Mitglieder unter uns, die einen langen Weg mitgegangen sind. Den längsten Rosemarie Fiedler-Winter und Ruth Geede Vollmer- Rupprecht, aber auch andere, die mit ihren persönlichen Erinnerungen noch das bunte Mosaikbild unserer AP füllen können.