erschienen im Hamburger Abendblatt am 24. August 2010
Von Johanna R. Wöhlke
Dass Freundinnen zusammen einkaufen gehen, ist nichts Besonderes. Dabei geht es im Allgemeinen nett, freundlich, entspannt und überaus gelassen zu. Frauen können sich wunderbar miteinander freuen. Wer hat da eben gelacht? Egal – bei diesen beiden, von denen hier die Rede sein soll, ist und war das so. Sie sind unterwegs in der Kosmetikabteilung eines großen, eleganten Kaufhauses in Berlin und erst einmal überwältigt. Das Angebot ist nicht nur überwältigend, es wirft sie um – schwarze Sessel stehen ja dort schon, um sie aufzufangen! An dieser Stelle der Geschichte wünschte ich mir, einen kleinen Smiley einfügen zu können!
Alles Weitere verläuft wie immer. Brigitte – die immer sehr elegant und schick gekleidet ist, die Haare modern, das Make-up perfekt – wird angesprochen und ihr werden Proben angeboten. Gaby, die nicht so viel auf die kosmetisch unterstützte Wirkung ihres Äußeren setzt und diese Art Putz nur an besonderen Feiertagen aufzulegen pflegt, wird wieder einmal total von den Verkäuferinnen ignoriert. Die beiden kennen das.
Als sie dann beim Kaffee zusammen sitzen und sich daran erinnern, werden natürlich Gründe dafür gesucht und gefunden. Gaby ist sich sicher: „ Das ist doch klar. Ich sehe nicht wie eine potentielle Kundin aus, also werde ich auch nicht angesprochen. Du dagegen siehst so aus, als ob Du vielleicht nicht abgeneigt sein wirst, ein Produkt zu kaufen. Das ist doch klar!“
Brigitte ist nicht in der Lage, dieses Argument zu entkräften. Es hat viel für sich. Andererseits, so meint sie, sei es doch kurzsichtig gedacht: „Eigentlich müssten sie doch aber dich ansprechen. Bei dir wäre doch noch was zu machen!“ Dabei lacht sie verschmitzt und beide müssen lachen. „Da bin ich aber froh“, meint Gaby „dass bei mir noch was zu machen ist. Wirklich, diese Aussicht lässt mich gleich um zehn Jahre jünger erscheinen!“ Ich sagte es ja bereits zu Anfang: Frauen können sich wunderbar miteinander freuen.