Diese Glosse erschien am 27. Dezember im Hamburger Abendblatt
Von Uta Buhr
Welcher Tag im Jahr ist noch schöner als Ostern, Pfingsten, Heiligabend und Silvester zusammen? Richtig – der 27. Dezember! Auf diesen Tag bereiten sich manche schon während der Feiertage fieberhaft vor. Denn dann beginnt für sie die große Umtauschorgie. Noch bevor Läden und Kaufhäuser ihre Pforten öffnen, tigern sie bereits an den Schaufenstern entlang auf der Suche nach den geeigneten Umtauschobjekten.
„Dass manche Leute einem aber auch immer die falschen Dinge schenken“, seufzen sie am Heiligen Abend mit leuchtenden Augen. „Da muss ich mich ja gleich am 27. wieder ins Getümmel stürzen.“ Menschen, die vom Umtauschvirus befallen sind, macht man erwiesenermaßen unglücklich, wenn man sie mit den „richtigen“ Geschenken bedenkt. Es ist also peinlich darauf zu achten, ihnen etwas auf den Gabentisch zu legen, was sie garantiert nicht mögen.
Dies lehrte uns die Erfahrung mit unserer Tante Mia, der wir mit einem eleganten Teeservice ein Geschenk machten, an dem es nun wirklich nichts auszusetzen gab. Das richtige Präsent aber war genau das falsche gewesen, da es Mia um den schon mit sanftem Schauder erwarteten Genuss des Umtausches brachte. Es versteht sich, dass sie heute nur noch Dinge bekommt, die sie weder leiden noch brauchen kann.
Besonders glücklich war Mia letztes Jahr. Da hatte sie nämlich während ihres Umtauschfeldzuges so intensiv mit einer Leidensgenossin geplaudert, dass sie vor lauter Zerstreutheit ein falsches Geschenk gegen ein noch falscheres umtauschte. Ein Fehlgriff indes, der ihr den Grund für einen weiteren Umtausch bescherte. Des Menschen Wille ist sein Himmelreich!