Von Dr. Manuel Ruoff
Generaladjutant Leopold von Gerlach
Nach dem Tod König Friedrich Wilhelms IV. von Preußen war dessen Generaladjutant Leopold von Gerlach der Erste, dem Wilhelm I. für die treuen Dienste, die er dem Vorgänger und Bruder geleistet hatte, Dank sagte. „Fast eigenwillig“, um es mit Otto von Bismarck zu sagen, folgte der General vor 150 Jahren seinem Herren und König in den Tod. „Durch sein Ende“ erinnerte er Bismarck „an das Gefolge eines altgermanischen Fürsten, das freiwillig mit ihm stirbt“. Die „Gedanken und Erinnerungen“ des Eisernen Kanzlers sowie die „Allgemeine Deutsche Biographie“ (ADB) stimmen darin überein, dass Gerlach sich bei der Ehrerweisung gegenüber den sterblichen Überresten Fried-rich Wilhelms eine Kopfrose zugezogen hat, an der er am 10. Januar 1861 in Berlin verstorben ist. Laut Bismarck zog Gerlach sich das Leiden zu, als „er hinter der Leiche seines Königs stundenlang bei Wind und sehr hoher Kälte, den Helm in der Hand, folgte“. Laut ADB entstand die Kopfrose, „unter dem steten Druck des Helms während der Wache am königlichen Sarge“.
Bismarck verdankte nicht zuletzt Gerlach seine Ernennung zum Bundestagsgesandten in Frankfurt. Beide verband ihr Wertkonservatismus, doch während der eine Realpolitiker war, verfolgte Gerlach eine von Bismarck als „unpraktisch“ abgelehnte an Prinzipien orientierte Ideenpolitik. Die Prinzipien bezog der tiefreligiöse Angehörige der Erweckungsbewegung aus dem Christentum. Die von Zar Alexander I. initiierte Heilige Allianz nahm er im Gegensatz zu Clemens von Metternich ernst.
Wenn sich an Gerlachs Konservatismus auch die Geister scheiden, so steht seine persönliche Integrität und Uneigennützigkeit außer Zweifel. Seine unbedingte Treue und Hingabe dankte der ihm seelenverwandte König mit Freundschaft. Angesichts des Einflusses, welchen der am 17. September 1790 in Berlin geborene Leopold, sein fünf Jahre jüngerer Bruder Ludwig und die von ihnen geführte sogenannte Camarilla auf den entscheidungsschwachen König hatten, ist ihre Bedeutung für die preußische Geschichte relativ gering. Das lag an dem fehlenden Machtbewusstsein des sogenannten „Ministère occulte“. Vielleicht hat der König diesem aber gerade deshalb sein Vertrauen geschenkt.