Chicago – viel mehr als Al Capone

Navy Pier. Foto: Choose Chicago.

Auch nach den Präsidentschaftswahlen bleibt Amerika als Reiseziel spannend. Mehr als andere Metropolen ist die US-Stadt am Michigansee aus dem Stand-by-Modus zu inspirierendem Leben erwacht. Frank Sinatra hat New York, Los Angeles und San Francisco besungen. „New York, New York”, „L.A. is my kind of Town “ und “I left my heart in San Francisco” verkauften sich millionenfach und haben nebenbei tüchtig für die Großstädte geworben. Miami, Dallas, Denver haben die Fernsehserien weltweit bekannt gemacht. New Orleans lockt mit Jazz und französischem Erbe, Las Vegas mit Spielcasinos und Showstars. Und was ist mit Chicago? Ja, Chicago ist auch bekannt für ihre Blues-, Jazz- und House Music, die man in vielen Clubs und Bars live erleben kann. Aber wer hat die Stadt am südwestlichen Ufer des Michigansees besungen?

Musik, Kultur und Architektur

One Illinois Tower. Foto: Choose Chicago.

Viel mehr als der Reggae-Hit über den berühmten Chicago Gangster „Al Capone“ aus der Ära der 60er Jahre, der vor den Präsidentschaftswahlen, in Anspielung auf Donald Trump als Satire in angesagten Comedy Clubs ein Revival erlebt, fallen einem da nicht ein? Dabei ist Chicago im Nordosten von Illinois die drittgrößte Stadt der USA. Mit seinen 2,7 Millionen Einwohnern braucht sich die City am Michigan See keineswegs hinter den bekannten Metropolen der Vereinigten Staaten zu verstecken. Seine Zentren für Finanz-, Handel, Industrie, Bildung und Technologie sind bedeutend und können durchaus mit New York mithalten. Chicago hat auch eine reiche kulturelle Szene, mit renommierten Institutionen wie dem Art Institute of Chicago, dem Museum of Science and Industry und dem Field Museum.
Was erwartet den Touristen, der zum ersten Mal nach Chicago reist? Vor allem gilt Chicago als Hauptstadt der Architektur. Es ist die Stadt der Wolkenkratzer. Sie sind weltberühmt und spiegeln die Geschichte und den Geist der Stadt wider. Das 1885 fertiggestellte Home Insurance Building wird oft als die Geburtsstätte der Wolkenkratzer bezeichnet, es gilt als der erste Skyscraper der Welt. Obwohl es nicht mehr steht, hat es einen bleibenden Einfluss auf die Entwicklung der Hochhausarchitektur gehabt. Zu den heutigen Highlights der imponierenden Skyline zählt der ikonische Willis Tower und das John Hancock Center sowie der Vista Tower mit seiner wellenförmigen Struktur und einer Höhe von 363 Metern. Klassiker wie das Chicago-Tribune-Building mit seiner „Woolworth Gotik“ oder das IBM-Building sind ein Muss für jeden Besucher. Viele Größen, von Frank Lloyd Wright über deutsche Flüchtlinge, wie dem ehemaligen Bauhaus-Architekten Mies van der Rohe bis zum ausgewanderten Nürnberger Helmut Jahn, haben in Chicago ihre dauerhaften Spuren hinterlassen. Heute ist die Architektur Chicagos eine Mischung aus historischen und modernen Gebäuden, die die Skyline prägen. Architekturführungen, insbesondere die Flusskreuzfahrten, bieten Einblicke in die Entwicklung der Stadt und die Geschichten hinter den berühmten Gebäuden.

Natur und Freizeit am Lake Michigan

Die Metropole Chicago präsentiert sich nicht nur in von Menschen geschaffener Schönheit. Die Lage am Lake Michigan bietet alles, was zu einer idyllischen Küstenstadt mit Wassersport aller Art dazugehört: Strände zum Relaxen und Schwimmen im glasklaren See, dazu jede Menge Motor-und Segelboote. Ein Besuch des berühmten Navy Pier oder eine Bootstour auf dem Chicago River zählen zu den Highlights. Der Millennium Park mit der berühmten „Cloud Gate“ Skulptur lädt zum Relaxen, die drumherum liegende lebendige Restaurant-Szene macht Appetit auf kulinarische Leckerbissen von der berühmten Chicago-Style Pizza bis hin zu köstlichen Rooftop-Gourmetmenüs. Das Nachtleben in Chicago spiegelt die Diversität und Energie der Stadt wider und bietet für jeden etwas: Theater, Comedy-Clubs, Shows, ruhige Bars zum Entspannen oder wilde Nightclubs zum Abhängen bis in die frühen Morgenstunden.

Ein neues Hotel-Highlight: RIU Plaza Chicago

Die Aussichtsplattform von unten – Riu Plaza Chicago.

Wer jetzt einen Amerika-Urlaub plant, sollte in dem schönsten architektonischen Neuzugang der Internationalen RIU Hotels & Resorts in Chicago logieren: Für amerikanische Verhältnisse ist das RIU Plaza Chicago preiswert (DZ ab 133 Euro über booking.com). Der spanische Ferienanbieter aus Mallorca ist vor allem bei deutschen Urlaubern beliebt durch seinen exzellenten Service und die erstklassige Gourmetküche. Gegenwärtig steht das familiengeführte Unternehmen auf dem 32. Rang der „best Hotels oft the World“ – 96 Ferienhotels & Resorts in 20 Ländern gehören dazu. Allein auf eine „cup of coffee“ in der Lobby lohnt der Besuch im RIU Plaza Chicago – die imposante Wandgestaltung aus Marmor, Holz und Fries im art déco Stil ist sehenswert. Das Highlight des Hauses befindet sich im 27. Stock. In der „The Rooftop“-Bar genießt man neben Cocktails und exquisiten Speisen einen atemberaubenden Panoramablick auf die Skyline von Chicago. Das stylische Vier-Sterne-Hotel mit 390 Zimmern liegt verkehrsgünstig inmitten der „Magnificent Mile“, dem Shopping-Stadtzentrum von Chicago. Der Standort in der Ontario Street Nr. 150 ist für Urlauber eine Toplage – die Anbindung an die öffentlichen Verkehrssysteme zur Besichtigung aller Sehenswürdigkeiten ist erstklassig.
Weitere Informationen: www.riu.com/official-site

 

 

Alltägliches – schmerzlich vermisst

Buchcover

Als Joachim Frank die Kurzgeschichten und Erzählungen seines Bands „Farben in wechselndem Licht“ schrieb, dachte er ganz bestimmt nicht daran, dass wir es mit einer Corona-Pandemie zu tun bekämen. Und so erscheinen die unterhaltsamen, zum Nachdenken anregenden oder auch zum Lächeln verführenden Erzählstücke über das Lesevergnügen hinaus in einem besonderen Licht.

Da konnte man noch reisen, ohne in Quarantäne zu müssen. Man ging ganz selbstverständlich ins Café, man kam sich nah und von „Munaschu“ ist keine Rede. Damit hat Joachim Frank mit seinem Buch zunächst in den Fokus gerückt, wie unser Leben vor Corona aussah, was für uns selbstverständlich gewesen ist und was wir nun schmerzlich vermissen. Das thematische Spektrum der Erzählungen spart jedoch auch Krankheit nicht aus, sondern gibt einfühlsam Einblick in Folgen einzelner Schicksale, die Menschen wie dich und mich heimsuchen. Dabei folgt der Autor dem Motto „Weniger ist mehr“, konzentriert sich auf wenige, markant gezeichnete Charaktere und wenige Begebenheiten, die, von den Figuren unaufdringlich reflektiert, in den Lesern fortwirken dürften.

Das in fünf Kapitel unterteilte Buch (Reiseperlen/Abschiede/Blickwinkel/Take it easy/Weihnachten) deckt breite Leserinteressen ab. Das Reise-Kapitel beschränkt sich nicht auf Schilderungen von Örtlichkeiten, sondern bringt auch einige geschichtliche Hintergründe und setzt sich mit Klischees und Vorurteilen auseinander, ohne zu werten. Im Kapitel „Abschiede“ erzählt Joachim Frank einfühlsam von Wendepunkten, die bedrücken oder erleichtern. Berührend ist die Szene einer Männerfreundschaft zwischen einstmals sportlich aktiven Männern, von denen der eine nur mehr ein Schatten seiner selbst ist. Das Ungesagte nimmt hier den meisten Raum ein, die Geschichte berührt sehr. Eine originelle und interessante Perspektive nimmt der Autor in den Geschichten „Inferno“ und „Ansichten eines Gemäldes“ ein, indem er sich in der erstgenannten Erzählung in den Maler Egbert van der Poel (1629-1684) hineinversetzt, dessen Schaffen sich nach einem Feuerinferno dramatisch veränderte, und in der letztgenannten gar aus der Perspektive des Gemäldes schreibt.

Bedrängnisse und Fettnäpfchen, die im Alltag nicht immer zu umschifft werden können und vor allem denjenigen, die das Ganze von außen betrachtet, viel Heiterkeit bringen, birgt das Kapitel „Take it easy“. Augen auf beim Beschenken der Ehegattin, möchte man dem Protagonisten der Geschichte „Fit in den Frühling“ zurufen.

Schließlich kommt die Sammlung mit dem aus einer etwas längeren Geschichte bestehenden Schlusskapitel wieder in der Gegenwart an, denn es geht auch hier um ein Weihnachten, das ganz anders als geplant verläuft. So wie es in diesem Jahr 2020 unvorhergesehenerweise sehr vielen Familien gehen dürfte, hat in dieser Geschichte nicht eine Krise von außen, sondern von innen alles in der Hand. Wird die Familie das Fest noch retten?

Die Sammlung kurzer Prosastücke von Joachim Frank ist wie geschaffen für diese Zeit: Sie unterhält, regt zum Nachdenken an, erheitert und gibt gute Impulse. Wenn man täglich eines der kurzen Werke liest, hat man 14 Tage lang etwas von dem Buch. Fangen Sie doch Weihnachten damit an.

 

Joachim Frank wurde 1952 in Hamburg geboren. In Prisdorf und Schweden lebend, schreibt er Erzählungen und Kurzgeschichten, die er in mehreren Einzeltiteln sowie in Zeitschriften, Zeitungen und Anthologien veröffentlicht. Unter den Preisen, die er bekommen hat, sind der Kurzgeschichtenpreis der Hamburger Autorenvereinigung (2016) und der Preis des Erwin-Strittmatter-Vereins (2019).

Joachim Frank: Farben in wechselndem Licht, Wiesenburg Verlag, Schweinfurt 2020

https://die-auswaertige-presse.de/mitglieder-1/frank-joachim/