Kultur in Blankenese nicht gefragt?

Lässt sich die Mehrheit von einem Einzelnen bevormunden?
Ein Kommentar zum Verbot der Aufführrungen im „Römischen Garten“

Von Hans-Peter Kurr
Wir befinden uns in der Hansestadt Hamburg, der weltoffenen, und nicht im Reich der „sieben Schwaben“. Und dennoch – man traut seinen Sinnen nicht –  ist es einem einzelnen Bürger in Blankenese – mithilfe der Behörden – gelungen, sommerlichen Theaterabenden, produziert und veranstaltet durch das Hamburger Privattheater „N.N.“ unter Dieter Seidel in „unserem Jahr 2010“ den Garaus zu machen….wegen Lärmbelästigung. Continue reading „Kultur in Blankenese nicht gefragt?“

Der Trick der Unerbittlichkeit

Konstanze Ullmer inszeniert „Warten auf Clanton“ im Hamburger Sprechwerk
Von Hans-Peter Kurr

Kristina Bremer (Josie)

Es gibt die Anekdote um Erfindung und Verkauf des alkoholfreien Bieres im „Wilden Westen“, des „Ginger-Ale“, damit die harten Kerle nicht so schnell besoffen und dadurch schiesswütig würden wie beim Genuss des mit Whiskey vermengten alkoholischen Gerstensaftes.
Von diesem Schlag des Typus Westernheld sind die Männer, denen wir in Ellla Marouche’s und Huug van’t Hoffes „schräger Komödie“ begegnen mit dem assoziationsreichen Titel „Warten auf Clanton“.
Zwar ist Clanton kein literarischer Bruder von Godot, und deutsche Jung-Schauspieler, wenn sie Pistoleros darstellen, immer unfreiwillig karikierend (, sowohl auf der Bühe wie im Film!). Aber genau diesen zweitgenannten Umstand hat sich die vielseitig begabte Regisseurin Konstanze Ullmer, die schon so manches Kunststückchen in dem von ihr künstlerisch mitgeleiteten Off-Theater „Hamburger Sprechwerk“ zuwege gebracht hat, zunutze gemacht, nachdem sie – in guter alter amerikanischer Manier – ihre Inszenierung als „Off-off-try-out“ im Rahmen des Wilhelmsburger „Dockville“-Festivals ausprobiert und den dort offenkundigen Erfolg jetzt im Zentrum der Hansestadt wiederholen konnte.- Continue reading „Der Trick der Unerbittlichkeit“

Wie in antiken Tragödien

Gemälde für Blinde des deutschen Malers Horst W. Müller
Von Hans- Peter Kurr; Bilder: Horst W. Müller

Im November endlich wird eine Ausstellung seiner Bilder für Blinde in Hamburg zu sehen sein: Die beträchtliche Sammlung des in USA lebenden Malers Horst W. Müller als Gesamtwerk wird  das “ Logenhaus an der Welckerstrasse“ im Zentrum der Hansestadt, nicht weit entfernt vom Gänsemarkt, zeigen.
Unser Mitglied, der Regisseur Hans-Peter Kurr, durfte bei der Auswahl der Motive mitwirken und kommentiert das Oeuvre des Malers:
Wenn in USA erschienene Würdigungen der Werke Horst W. Müllers seine Bilder als Bas-reliefs apostrophieren, so ist dies, kritisch besehen, nur begrenzt zutreffend. Denn: Müller gräbt seine Illsutrationen nicht, wie etwa bei den Grabwand-Dekorationen der ägyptischen Antike, in eine Grundfläche, sondern „verdichtet“ jene mit einem Gipsgemisch ( dessen detaillierte „Legierung“ sein Gehemnis bleibt!) um ein Mehrfaches und spachtelt, ritzt, sägt, instrumentiert seine eigenen Hände zum Werkzeug, Continue reading „Wie in antiken Tragödien“

Ein Mann mit vielen Talenten – Hans-Peter Kurr

In loser Folge stellen wir Mitglieder der Auswärtigen Presse e.V. vor, deren Vita besonders interessant ist.

Von Uta Buhr

Mit Hannelore Droege in "Der Biberpelz" von Gerhart Hauptmann

Bei diesem Mann drängen sich automatisch Vergleiche mit der Bibel und den Mythen der alten Griechen auf. Hätten laute Trompetenstöße  die wehrhaften Mauern der Stadt Jericho im Heiligen Land nicht zum Einstürzen gebracht, wäre dies der  Donnerstimme eines Hans-Peter Kurr mit Sicherheit spielend gelungen. Jene, die weiland die Trompeten bliesen, sind uns namentlich nicht geläufig, doch der Name des so ungemein wandlungsfähigen Proteus ist uns bekannt. Der allwissende, weissagende Meergeist der Danaer war in der Lage, ständig – je nach Gusto – seine Gestalt zu verändern.

Und da sind wir auch schon mitten im Thema. Ob Hans-Peter Kurr der Weissagung mächtig ist, wissen wir  nicht. Doch als Schauspieler erfindet er sich fast täglich neu, schlüpft von einer Rolle in die nächste wie in eine fremde Haut. Sein Répertoire ist schier unerschöpflich. Tritt er als der Narr in Shakespeares „König Lear“ auf, ist er der Narr. Dasselbe gilt für den Totengräber im „Hamlet.“ Der Mime verschmilzt mit jeder seiner  Rollen. Doch er verkörpert nicht nur dramatische Rollen, sondern bewährt sich mit derselben Verve  im komödiantischen Fach. Wer ihn je in Gerhard Hauptmanns Diebeskomödie  „ Der Biberpelz“ erlebt hat, ist begeistert von seiner Vielseitigkeit und seinem  Spielwitz. Continue reading „Ein Mann mit vielen Talenten – Hans-Peter Kurr“

Von Cannabis bis Alkohol

Neue Zahlen über Drogenmissbrauch liegen vor

Von Hans-Peter Kurr

Drogenmissbrauch ist seit  Mitte des 19. Jahrhunderts Bestandteil unserer westlichen „Kultur“, hat sogar in der Literatur vielfältig Niederschlag gefunden, galt Jahrzehnte lang als Zeichen des Nonkonformismus und der Abspaltung von der bourgeoisen Gesellschaft wie später die Jeanshosen, deren Zielsetzung sich ins Paradoxe verkehrte und zur weltweiten Uniformierung führte. Continue reading „Von Cannabis bis Alkohol“

„Schweinegrippe“ und ihre Geschichte

Von Hans-Peter Kurr

Zwar wurde ein anderes zum „Unwort“ des Jahres 2009 erkoren, aber es hätte auch „Schweinegrippe“ den fragwürdigen Lorbeer erringen können, jener bis dato vollständig unbekannte Begriff für eine besonders seltene Influenza-Variante, die einem bestimmten Industriezweig im Verlauf der zurückliegenden Monate und international gewiss einen Zusatzverdienst in Milliardenhöhe eingebracht haben dürfte, dessen publikatorische Vernetzungen imstande waren, der gesamten Menschheit oder doch zumindest deren in den – fälschlicherweise so genannten – „zivilen Zonen“ lebenden Teil Angst einzuflössen vor der Gefahr einer weltweiten Verseuchung, die sämtliche Auswirkungen einer mittelalterlichen Pest-Pandemie übertreffen sollte. Continue reading „„Schweinegrippe“ und ihre Geschichte“