Im Reich der Ottifanten

Dat Otto Huus in Emden

Von Uta Buhr
Otto Huus in Emden
„Wenn du mal denkst, denk ottifantisch!“ Was bleibt dem Besucher vom Otto Huus in Emden auch anderes übrig? Otto, das Urbild aller Ostfriesen, hat das Erdgeschoß bis in den letzten Winkel mit Ottifanten vollgestopft. Sein gerüsseltes Wappentier auf  Bechern, Geldbörsen, Notizbüchern und Mauspads! Ein besonders prächtiges Exemplar der Spezies springt einem bereits aus der roten Backsteinfassade entgegen. Es sind Fälle von Kindern überliefert, die nach dem Besuch des Otto-Museums vor dem Einschlafen statt Schäfchen nur noch Ottifanten zählen wollten.

Eltern seien gewarnt. Halten Sie Ihren Nachwuchs fest. Denn die Otto Devotionalien im Fanshop sind heiß begehrt und können Sie teuer zu stehen kommen. Der neueste Hit ist das T-Shirt mit der Aufschrift von der Hand des Meisters in perfektem Englisch: WI AHR SE SCHÄMPJENS. Und auch Ottos süßeste Versuchung, die Ottifanten-Marzipantorte, geht weg wie warme Semmeln. Besonders dann, wenn der Hausherr höchstselbst bedient, was gelegentlich vorkommt.

erste Stock

Der in mystisches Halbdunkel getauchte erste Stock des schmalbrüstigen Hauses gewährt Einblicke in Ottos bewegte Biografie. Da ist zunächst das vergilbte Foto aus Konfirmandentagen. Continue reading „Im Reich der Ottifanten“

Vulkaninsel am Ende der Welt: Jan Mayen

MS Multanovskiy
Bei strahlendem Sonnenschein und einer steifen Brise aus nordöstlicher Richtung verlässt die „MS Multanovskiy“ den Hafen von Kevlavik. Die vierundvierzig Passagiere haben die obligatorischen Rettungsübungen unter der strengen Aufsicht des Ersten Offiziers hinter sich gebracht. Jetzt stehen sie an Deck und beobachten die faszinierende Landschaft der vorbeiziehenden isländischen Inseln, von denen ein Konzert aus vieltausend Vogelkehlen herübertönt. Vögel sind die einzigen Bewohner dieser Eilande. Sie bauen ihre Nester in die zerklüfteten bemoosten Felsen und nähren sich aus den reichen Fischgründen des Atlantischen Ozeans.

Heute steht das Thermometer auf 11 Grad Celsius. „Richtig warm für einen Tag Ende Mai in der Nähe des Polarkreises“, findet Kapitän Yuri Babkin aus St. Petersburg. Am Bug des Schiffes spielen Delphine. Ebenso schnell wie sie aufgetaucht sind, verschwinden sie wieder. Continue reading „Vulkaninsel am Ende der Welt: Jan Mayen“

Wie kommt die Ginsengwurzel in die Lüneburger Heide?

Von Uta Buhr
Ein Scherz? Mitten in der Lüneburger Heide soll es eine Ginseng-Farm geben, wo die mystische Wurzel aus Fernost kultiviert wird! Neugierig geworden, machen wir uns nach Bockhorn auf, einem etwas verschlafenen 260-Seelen-Dorf in der Nähe von Walsrode. Unser Weg führt durch Wälder, vorbei an Wiesen und Knicks. Ein kleiner Schlenker, und vor uns liegt ein schmuckes niedersächsisisches Fachwerkhaus, Zentrum und Empfangsbereich der FloraFarm. Rechts vom Eingang ein riesiger quittegelber Plastik-Ginseng. „Das Ding sieht aus wie eine Alraune-Wurzel“, finden wir. „Die ist noch menschenähnlicher als unser Ginseng“, werden wir freundlich von einem jungen Mann in Arbeitskleidung belehrt, der uns in den hinteren Teil des Geländes führt.

Und da liegen sie, die wohl behüteten, mit perforierten Folien überdachten Beete mit den grünen Blattpflanzen, die aus der Ferne ein wenig an Tabak erinnern. Auf den ersten Blick wirklich nichts Besonderes. Bis Gesine Wischmann, die Farm-Chefin, auf den Plan tritt und einen faszinierenden Vortrag über die magische Wurzel hält. Bei diesen Gewächsen handelt es sich um korea- nischen Ginseng, den qualitativ besten seiner Art. Im Reich der Mitte einst von den chinesischen Kaisern mit Gold aufgewogen. Man sprach – und tut das in Asien auch heute noch – dem Ginseng übernatürliche Kräfte zu, allem voran die Stärkung der Manneskraft. Die Botanik betrachtet die Wurzel etwas nüchterner: Ginseng (chinesisch für Menschenwurzel) ist die Bezeichnung für zwei Araliengewächse, aus deren rübenförmigem Wurzelstock ein allgemein anre- gendes Mittel gewonnen wird – Panax ginseng (panax griechisch gleich Allheilmittel), eine bis 50 cm hohe Staude, die wild nur noch selten in der Mandschurai und in Korea vorkommt, mit gefingerten Blättern und grünweißen Blüten. „Die echte Ginsengwurzel der ersten Art ist seit etwa 2000 Jahren in Ostasien ein geschätztes Allheilmittel, dessen Anwendung mit mystischen Vorstellungen verbunden ist“, heißt es in einer wissenschaftlichen Abhandlung. Continue reading „Wie kommt die Ginsengwurzel in die Lüneburger Heide?“

Auf Mozarts Spuren

Das Genie wird 250 Jahre alt

Von Uta Buhr
Salzburg
Theresa verläßt leicht irritiert das Haus in der Getreidegasse 9 zu Salzburg. Hier wurde   am 27. Januar 1776  Johannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus Mozart geboren. Die Musikerin hatte gehofft, das sattsam bekannte Bild des Genies als ewiges Kind  würde zu seinem 250. Geburtstag endlich korrigiert: „Der Wolfgang war schon früh erwachsen. Er hat bereits  in sehr jungen Mozart live Wunderkind -WienJahren die ganze Familie ernährt!“ Und nun sieht sie sich mit kitschig bemalten Decken, einem Kinderbettchen mit herziger Wolferl-Puppe und ähnlich infantilem Schnickschnack konfrontiert. Konzipiert wurde die Installation von Robert Wilson. „Aber die Kids haben Spaß daran“, verteidigt ein Lehrer den exentrischen Theatermann aus Texas. „Und sie interessieren sich brennend für die Instrumente, auf denen der Bub‘ selbst gespielt hat.“ Aus seiner Sicht ist dies ein guter Zugang zu Mozart und seiner Musik.
Es „mozartet“ sehr  an der Salzach, und die Stadt zeigt sich zu Beginn des Jubeljahres von ihrer besten Seite. Kein Schnürlregen trübt heute die Festfreude. Die Luft ist klar, und die Sonne strahlt von einem wolkenlosen Himmel. Touristenschwärme  drängen sich durch die engen Gassen und stehen geduldig Schlange vor dem Tanzmeisterhaus am Makartplatz. Hier verbrachte das Wunderkind, das sich im Alter von fünf Jahren selbst das Geigenspielen lehrte und mit leichter Hand unsterbliche Melodien schuf, einen Teil seiner Jugend. In der Neuen Residenz  am  Mozart-Platz 1 lässt man den Continue reading „Auf Mozarts Spuren“