erschienen im Hamburger Abendblatt am 16. August 2010
Von Johanna Renate Wöhlke
Ich erinnere mich noch heute daran, dass meine Mutter abends beim Fernsehen immer einschlief. Das geschah mit schöner Regelmäßigkeit. Kaum hatte sie sich nach der Arbeit des Tages gemütlich hingesetzt und eine Weile lang zugeschaut, fielen ihr die Augen zu und sie sackte gemütlich in der Sofaecke zusammen und schlief.
Diese Art von Schlaf soll der erholsamste sein: einfach so wegsacken und schlafen können, wenn er einen übermannt. Aber das geht leider nicht immer. Der mittägliche viertelstündige Büroschlaf wird zwar von den Schlafforschern empfohlen, aber wer sitzt schon im Büro an seinem Schreibtisch, setzt sich zur Mittagszeit gemütlich zurück und verkündet: „So, jetzt mach ich mal ein kleines Nickerchen!“
Wir lassen jetzt alle abgestandenen Beamtenwitze links liegen und begeben uns wieder auf das heimische Sofa als Ort angenehmer Schlaferlebnisse. Die sind nämlich wichtig, wenn es auch nicht so weit führen darf, sein ganzes Leben zu verschlafen! Allerdings sind die Bedürfnisse der Menschen unterschiedlich. Wer will also schon beurteilen können, was für seinen Mitmenschen gut und richtig auf diesem Gebiet ist.
Eine Freundin ist derselben Meinung wie ich. Sie ist gerne unterwegs, der Göttergatte liegt lieber Zuhause auf dem Sofa und schaut Sport auf allen Kanälen. Das soll er gerne tun, sie ist da tolerant. „Aber nicht mit mir!“, meint sie schmunzelnd. Sie geht ihren Hobbys und Interessen nach und beide sind zufrieden. Nach über dreißig Jahren Ehe scheint sich das als Erfolgsrezept erwiesen zu haben.
„Wenn ich dann spät nach Hause komme, liegt er meistens noch gemütlich auf dem Sofa beim ersten Fernsehschlaf“, erzählt sie lachend. Tja, ich hätte mich nicht getraut das hier als Rezept zu empfehlen, aber es scheint so zu sein, dass man Männer mit gestattetem Fernsehschlaf beim Sportschaugucken langfristig glücklich machen kann…