erschienen im Hamburger Abendblatt am 14. Januar 2011
Von Johanna R. Wöhlke
Wir Menschen haben Gewohnheiten. Das kann nicht anders sein. Diese Gewohnheiten sind es, die das Zusammenleben mit anderen bereichern, aber auch belasten können.
Nehmen wir zum Beispiel den Morgenmuffel. Wenn der mit einem Frühaufsteher verheiratet ist, dann kann das schon zu Komplikationen führen. Schlafen und Wachsein sind nun einmal unterschiedliche Seinszustände. Wir sehen in diesem Zusammenhang einmal davon ab, dass man manchen Zeitgenossen nachsagt, sie schliefen auch im Wachzustand.
Bleiben wir bei den Gewohnheiten. Eine davon ist zum Beispiel, welche Getränke der Mensch morgens zu sich nimmt und – wie wichtig ihm das ist! Der Kaffee am Morgen kann so wichtig sein, dass es zu einer kleinen häuslichen Katastrophe führt, wenn die Kaffeemaschine ihren Geist aufgibt – gerade an diesem Morgen, gerade heute, wo er als Muntermacher so wichtig gewesen wäre. Dieser Start in den Tag ist vermasselt!
Der andere braucht seinen Tee. Die Antwort auf alle Fragen und Versuche, eine morgendliche Kommunikation in Gang zu setzen, ist dann ganz einfach die: „Lass mich erstmal meinen Tee trinken!“ Wir merken, Gewohnheiten sind nicht nur einfach so Gewohnheiten. Gewohnheiten haben wichtige Auswirkungen auf unser soziales Miteinander!
Kann ein Ehepartner, ein Freund oder ein Lebensabschnittspartner mit dem lapidaren Hinweis darauf, er müsse erst einmal seinen Kaffee oder seinen Tee trinken, dem anderen den unmittelbaren Zugang zu seiner morgendlichen Freude verwehren, die im Plaudern und Erzählen besteht?
Ich fühle mich nicht in der Lage, eine so wichtige Frage ausreichend zu beantworten. Etwas nur scheint mir natürlich klar und logisch zu sein: Wer trinkt, kann nicht gleichzeitig auch noch reden – aber danach, aber danach!