Von Uta Buhr
Welcher Mensch – wie prominent auch immer – würde sich heute noch trauen, das Winston Churchill zugeschriebene Diktum „No sports, please“ öffentlich zu äußern? Auch wer jeder körperlichen Ertüchtigung abhold ist, gibt sich betont sportlich, weil sich das nun einmal so gehört. „Wenn du wüsstest, wie ich dieses stupide tägliche Gejogge hasse und wie mir das Training in meinem Fitnessstudio auf den Geist geht“, seufzt ein Freund. Auf meine Frage, warum er es dann nicht einfach lasse, reagiert er fast hysterisch: „Du hast Nerven! Das kann man doch nicht, wo doch alle Welt auf Fitness macht.“
Da schinden sich täglich Tausende mit Hanteln, auf Laufbändern oder hochtourigen Rädern. Schweißüberströmt und mit vor Anstrengung verzerrten Gesichtern absolvieren sie ihr Pensum. Spaß zu haben scheint auch gar nicht das Anliegen der meisten zu sein. Das Wichtigste, sagt die keuchende Frau auf dem Fahrrad, ist den inneren Schweinehund zu bekämpfen und am Ende des Trainings vollkommen ausgepumpt zu sein. „Das geht echt an die Substanz. Das ist so eine Art Selbstkasteiung. Aber man wird topfit uralt“, triumphiert sie und tritt noch kräftiger in die Pedale.
Ganz anders sieht das unser Onkel Franz, der, obgleich bereits dreiundneunzig Jahre alt, geistig und körperlich noch äußerst vital ist. Und das, obwohl er es stets eher mit Sir Winston gehalten hat, der es trotz – oder wie Franz meint – wegen seiner Unsportlichkeit immerhin auch auf knapp über neunzig gebracht hat. „Also, eure Fitnesszentren erinnern mich irgendwie an Folterkammern mit modernen Instrumenten“, sagt er kopfschüttelnd. „Mit dem einzigen Unterschied, dass ihr für die Quälerei freiwillig noch viel Geld bezahlt. Die Menschen im Mittelalter erhielten die Tortur ja wenigstens noch auf Staatskosten.“