Diese Glosse erschien am 13. April im Hamburger Abendblatt
Von Uta Buhr
Trotz Tiefdruckgebieten, die uns einen Mix aus Graupelschauern, Wind und gelegentlichen Gewittern bescheren, naht der Frühling mit Brausen. Besonders bei den Modemachern. Eine Freundin, wegen ihrer elfenhaften Zierlichkeit Püppchen genannt, erhielt unlängst ein Angebot für streckende, schlank machende Modelle. „Gnädige Frau“, lautete der vertrauliche Brief. „Wenn man erst einmal die Vierzig überschritten hat, bleiben hässliche Pölsterchen nicht aus. Wir helfen Ihnen, diese geschickt zu verbergen. Jetzt, wo der Frühling naht, ist das besonders wichtig.“
Püppchen schrieb empört zurück: „Woher wissen Sie eigentlich mein Alter und meine Adresse? Lassen Sie mich in Zukunft gefälligst in Ruhe. Denn trotz meiner Jahre kann ich figürlich noch mit jedem jungen Mädchen konkurrieren, bei Kleidergröße 34!“ Da schlug das Modeunternehmen erneut zu. Jemand aus dem Kundenkreis habe dringend darum gebeten, sie mit dem fraglichen Informationsmaterial zu beliefern. Die angestrengte Suche nach der Übeltäterin in Püppchens Freundinnenkreis aber ging ins Leere. Keine der Damen wollte es gewesen sein. „Niemandem kann man mehr trauen“, bekannte Püppchen schließlich deprimiert.
Vor ein paar Tagen befreite Paul, Püppchens Ehemann, sie aus der quälenden Ungewissheit. Er outete sich als Urheber des Anschlags: „Ich habe die Unterlagen angefordert“, gestand er trotzig, „damit du endlich aufhörst, mir ständig Vorhaltungen über mein Gewicht zu machen und mir mit Artikeln über Schlankheitskuren den Appetit zu verderben.“ Das hat gesessen. Ab sofort darf Paul wieder nach Herzenslust schlemmen.