Dieser Artikel erschien am 30. August 2015 in SaS (Schleswig-Holstein am Sonntag)
Von Uta Buhr
An diesem strahlenden Spätsommertag brummt es auf der Pfaueninsel. Hunderttausende von Besuchern geben sich alljährlich ein Stelldichein im „Preußischen Paradies“, wie die 67 Hektar große, mitten in der Havel gelegene Insel von den Berlinern genannt wird.
Begonnen hatte die „Karriere“ des Eilands unter dem Namen Caninchenwerder.
Der Große Kurfürst pflegte hier regelmäßig mit seinem Gefolge auf Kaninchenjagd zu gehen. Ein Jahrhundert später begeisterte König Friedrich Wilhelm II. sich für die romantische, in üppiges Grün gebettete Parklandschaft und machte sie seiner bürgerlichen Geliebten Wilhelmine Encke, die er als Gräfin Lichtenau in den Adelsstand erhob, zum Geschenk. Diese schuf hier 1797 mit viel Phantasie und erlesenem Geschmack eine Sommerresidenz, dominiert von einem Schlösschen in Form einer Ruine, das an eine antike römische Villa erinnern sollte.
Eine Generation weiter nutzte Friedrich Wilhelm III. mit seiner Gattin, der viel geliebten Königin Luise, die Insel als Refugium nach anstrengenden Staatsgeschäften. Ein Besuch des „Jardin des Plantes“ in Paris inspirierte den Regenten zu einer völligen Umgestaltung der Insellandschaft. Neben exotischen Bäumen und Pflanzen siedelte er hier Tierarten aus allen fünf Kontinenten an. Bären, Rentiere, Lamas, Kängurus und ein Löwenpaar wurden eingeführt, Vogelarten aus Übersee in filigranen Volieren untergebracht. 1830 belief sich der Bestand auf 847 Tiere. Den Grundstock für des Königs „Arche Noah“ aber bildete der Pfau, der für den künftigen Namen der Insel Pate stand.
„Der Pfau ist auch das einzige noch verbliebene Tier aus des Königs Menagerie“, erzählt ein Guide. „Erst kürzlich sind zu unser aller Freude ein paar Pfauenküken geschlüpft, die den Bestand der Spezies bis auf Weiteres sichern.“ Auf unserem Rundgang auf schattigen Wegen, vorbei an duftenden Rosengärten begegnen wir einem besonders prächtigen Exemplar, das ein Rad schlägt und sich geduldig fotografieren lässt.
Das Schloss mit seinem kostbaren Intérieur – frühklassizistische Möbel, elegante Schnitzereien und prachtvolle Tapeten – lockt Besucher aus aller Welt an. Originell ist das im Stil einer Südsee-Bambushütte gestaltete Turmzimmer in luftiger Höhe. Exotik pur für den Eintrittspreis von drei Euro. „Super“, findet dann auch eine junge Berlinerin. „Da fehlt nur noch der Papayadrink, und schon biste in Tahiti.“
Und weiter geht es nach Nikolskoe, dem kurz hinter der Pfaueninsel gelegenen Blockhaus, das Friedrich Wilhlem III. 1819 für seine Tochter Charlotte, die spätere Zarin und Gattin Nikolaus I., im russischen Stil erbauen ließ. Heute ist das Haus ein beliebtes Ausflugslokal, das einen traumhaften Blick auf die Havel mitsamt der gemächlich vorbei gleitenden Boote erlaubt. Nur einen Steinwurf entfernt liegt die von einem koketten Zwiebelturm gekrönte Kirche St. Peter und Paul, die unbedingt einen Besuch lohnt.
Die Pfaueninsel ist von Berlin aus mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.
www.pfaueninsel.de