Dieser Artikel erschien am 6. April in SaS (Schlewsig-Holstein am Sonntag)
Von Uta Buhr
Pünktlich um 19.18 Uhr verlässt der City Night Line den Hamburger Hauptbahnhof in Richtung Zürich. In der mit bequemen Betten, Dusche und WC ausgestatteten Komfort-Kabine schläft der Reisende wie in Abrahams Schoss. Kurz vor dem Ziel serviert das freundliche Bordpersonal den Fahrgästen dampfenden Kaffee.
Diese Reise steht ganz im Zeichen von Nachhaltigkeit und Tradition, wie sie die Schweizer von jeher pflegen. Das Motto lautet: „Lassen Sie Ihr Auto in der Garage und erkunden Sie unsere schöne Gebirgslandschaft mit öffentlichen Verkehrsmitteln.“ Mit der S-Bahn und dem Niederflurbus geht es in die Umwelt Arena Spreitenbach, das schweizerische Kompetenz-Zentrum für Natur, Energie und Mobilität. Ein Rundgang durch das gläserne Haus mit seinen 45 interaktiven Ausstellungen demonstriert eindrucksvoll, was wir Heutigen tun müssen, um nachfolgenden Generationen genügend Ressourcen zu hinterlassen.
Szenenwechsel. InterRegio und Bus führen uns mitten hinein in die Schweizer Bergwelt nach Handegg. Diese 1452 Meter über dem Meer gelegene Alpenwirtschaft ist ein Eldorado für gestresste Großstädter. Ringsherum nichts als unberührte Natur, friedlich grasende (glückliche) Kühe und sprudelnde Quellen. In der „Grimselwelt“ in unmittelbarer Nähe erwartet uns neben der steilsten Standseilbahn Europas ein kaum sichtbares, ganz in die Natur eingebettetes Wasserkraftwerk. Umweltverträglichkeit vom Allerfeinsten!
Der anschließende Gang durch die 1,4 km lange Aareschlucht gehört zu den Höhepunkten der Reise. Die von steilen Felswänden gesäumte, in mystisches Halbdunkel getauchte Klamm ist ein Naturwunder. Während unter uns das kristallklare Wasser der Aar rauscht, kreisen schwarze Vögel über unseren Köpfen.
Das mondäne, zwischen dem Thuner- und Brienzersee gelegene Interlaken empfängt uns mit strahlendem Sonnenschein. Auf einem der makellos weißen Ausflugsdampfer herrscht babylonisches Sprachengewirr. Vor der Postkartenidylle des Ortes aus schneebedeckten Gipfeln, eleganter Bäderarchitektur und märchenhaften Seeblicken tummeln sich die Reichen und Schönen aus aller Herren Länder.
„Die ganze Schweiz an einem Ort“ heißt es im Freilichtmuseum Ballenberg
unweit von Brienz. Auf einem riesigen Areal zeigen die Eidgenossen, was sie über Jahrhunderte so stark und unangreifbar gemacht hat: die Verschmelzung
verschiedener Kulturen unter dem Dach einer Nation. 250 zum größten Teil originale Bauernhöfe und Gutshäuser aus allen Teilen des Landes – vom Berner Oberland über die „welsche“ Schweiz bis ins italienisch sprechende Tessin – sind hier zu besichtigen, Sitten und Gebräuche hautnah erlebbar.
Fazit: Diese genussvolle und entspannte „autofreie“ Reise durch die Schweiz ist allen zu empfehlen, denen eine intakte Umwelt am Herzen liegt.