Von Uta Buhr
Auf der IGS – der an Blumen wahrlich nicht armen Internationalen Gartenschau in Hamburg -Wilhelmsburg – regnet es an jedem Mittwoch auf der Bühne West literarische Blüten. Sie sind so unterschiedlich wie das Blütenmeer in den 80 Gärten der Schau.
Nachdem die quirlige Antje Tietz-Bartram kürzlich heiter-besinnliche Episoden aus ihrem Leben zum Besten gab, widmete sich Cosia Immerscheen alias Johanna Renate Wöhlke, ihres Zeichens Präsidentin der Auswärtigen Presse und Mitglied der Hamburger Autorenvereinigung, heute wieder ihrem Lieblingsthema – dem Spiegelei. Im Leben der Erfinderin der Eggart dreht sich (fast) alles um das gelbdotterige Phänomen aus der Bratpfanne!
Cosias Fantasie rund um das kunterbunte Spiegelei – die explodierenden Farben sprengen fast die Leinwände – kennt wirklich keine Grenzen. Diesmal macht sich das „Ding aus der Pfanne“ gar auf, den Mars zu erobern. Wenn man den Bildern Glauben schenken darf, dies mit Erfolg. Für Cosia Immerscheen besteht übrigens nicht der geringste Zweifel daran, dass das Ei vor der Henne da war – allen widersprüchlichen Spekulationen gelehrter Köpfe zum Trotz. Und ganz locker vom Hocker korrigiert sie – man will es kaum glauben – den berühmten britischen Astrophysiker Stephen Hawking und seine Theorie vom Urknall. Magnifizenz, meinten Sie nicht doch den Eiknall? Und auch Nobelpreisträger Albert Einstein irrte bei seiner legendären Formel E = mc2, die natürlich Ei = mc2 heißen muss. Lebte der kluge Mann noch, würde er wohl ebenso liebenswürdig wie geistreich kontern: „Ei, ei, Cosia, immer scheen cool bleiben.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
Unterbrochen wurde der Eiertanz vom fröhlichen Gesang des Gospelchores „Grenzenlos“, dem Cosia Immerscheen unter ihrem Klarnamen ebenfalls ihre Stimme leiht. Die Frau ist eine echte „Multitaskerin“, wie es so schön auf Neudeutsch heißt. Kaum hat sie ihre Notizen im mitgebrachten Eierkorb abgelegt, reiht sie sich in den jubelnden Chor ein, um kurz darauf ihren Vortrag fortzusetzen, sich weiter über das Spiegelei und seine universelle Bedeutung auszulassen, launige Gedichte vorzutragen und das Publikum zum Schmunzeln zu bringen.
Anfang der Fünfzigerjahre des letzten Jahrhunderts feierte der Roman „Das Ei und ich“ einer gewissen Betty MacDonald riesige Erfolge rund um den Globus. Die humorvolle Amerikanerin machte seinerzeit aus der Not eine Tugend. In der tiefsten Wildnis Nordamerikas musste sie sich auf einer heruntergekommenen Hühnerfarm mit den Unbilden der Natur, umgeben von Küken, Eiern und Kindern, arrangieren. Dass ihr dies gelang, lag einzig und allein an der Magie des Eis. Bringen wir es auf eine Formel, die von Cosia Immerscheen hätte erdacht werden können. „Betty wurde frei durch das Ei.“ Und ganz nebenbei wurde sie noch zur Millionärin. Daraus lässt sich folgendes Fazit ziehen: Was banale weiße Eier vermögen, müsste quietschbunten Spiegeleiern eigentlich auch gelingen. Oder?
Fotos: Winfried Wöhlke