Von Johanna R. Wöhlke
Aktuelle Meldung:
Heute ist im Literaturhaus Hamburg der „Hannelore Greve Literaturpreis“ an den Schriftsteller Gerhard Henschel verliehen worden. Die Hamburger Mäzenin Hannelore Greve stiftet diesen Preis, dotiert mit 25 ooo Euro, im Rhythmus von zwei Jahren in Zusammenarbeit mit der Hamburger Autorenvereinigung. Bei der Preisübergabe: (von links) Gino Leineweber ( Vorsitzender der Hamburger Autorenvereinigung), Kultursenatorin Frau Professor Barbara Kisseler, Hannelore Greve sowie Gerhard Henschel.
Gino Leineweber:
„Gerhard Henschel (Jahrgang 1962) lebt als freier Schriftsteller bei Hamburg. Zuletzt erschienen bei HOFFMANN UND CAMPE seine Bücher Neidgeschrei. Antisemitismus und Sexualität (2008), Die Springer-Bibel. Ein Panorama der Mediengeschichte (2008) und Da mal nachhaken. Näheres über Walter Kempowski (2009). Sein Briefroman Die Liebenden (2002) begeisterte die Kritik ebenso wie die Abenteuer seines Erzählers Martin Schlosser: Kindheitsroman (2004), Jugendroman (2009) und Liebesroman (2010).
Mit Gerhard Henschel würdigt die Jury einen Schriftsteller, der sich seit seinem 2004 erschienen Kindheitsroman auf den Weg gemacht, Licht ins Dunkel der Fragen zu bringen: Was hat mich geformt? Warum bin ich so, wie ich bin? Aus welchen ungezählten Mosaiksteinchen setzt sich das Bild der frühen Jahre zusammen? Wie kann man ohne verhärmten oder nostalgisch verklärten Blick darauf zurückschauen?
Kindheitsroman bildet den Auftakt eines Zyklus, dessen Abschluss nicht abzusehen ist. In dessen Mittelpunkt steht der seinem Autor sehr ähnliche Protagonist, aus dessen Perspektive das bundesrepublikanische Leben seit Mitte der 60-iger Jahre nachgezeichnet wird. Unverkennbar an den Arbeiten Walter Kempowskis geschult, zeichnet Henschel minutiös (und oft sehr komisch) nach, wie sich jemand entwickelt, der damals in der deutschen Provinz aufwuchs. Keine Fernsehserie, kein Fußballspiel, kein Familienzwist, keine Schuldebatte ist unwichtig. Gerhard Henschels hält in den bisher erschienen drei Bänden dieses phänomenalen Großprojektes – Kindheitsroman, Jugendroman und Liebesroman fest, wie sich das Leben entwickelte und was es ausmacht.
Der mit 25.000 Euro dotierte Hannelore-Greve-Preis würdigt ein Werk, das mikroskopisch in die Vergangenheit eintaucht und von da aus das große Ganze in den Blick nimmt.“
Foto: JRWöhlke