Von Uta Buhr
Die heiße Phase des Sommers ist in vollem Schwange. Und das nicht nur meteorologisch. Der Sommerschlussverkauf – auf Neudeutsch Sale – schlägt hohe Wellen. In den Kaufhäusern wird die Lage zunehmend unübersichtlicher. Stoffballen liegen kreuz und quer auf langen Grabbeltischen. Das begehrte Täschchen zieht man nur mit Mühe aus den untersten Schichten eines Berges von Rucksäcken und Handtaschen hervor. „Haben Sie den Koffer bezahlt?“, ruft die Verkäuferin einer Dame nach. Sie hat und weist den Kassenbon etwas mürrisch vor. „Man blickt bei diesem Gewühl nicht mehr durch“, entschuldigt sich die Angestellte bei der Kundin. Heureka! In einer Ecke entdecke ich meinen Traumschuh.
Tomatenrot und weit ausgeschnitten. Der linke passt wie angegossen. Doch wo ist der rechte geblieben? Er findet sich schließlich in den Händen einer Malaiin. „Diese Dame war zuerst da“, entscheidet die Aushilfe energisch, nimmt den Schuh an sich und reicht ihn mir. Da sieht mich die junge Frau aus großen dunklen Augen traurig an. „Ich haben noch nie so schöner Schuh gehabt“, seufzt sie. Sei stark, sagt meine innere Stimme. Hast du nicht über 30 Paar Schuhe im Schrank! Wortlos drücke ich der Frau das tomatenrote Paar in die Hand. Jetzt strahlt sie wieder, und ich gehe sehr beschwingt von dannen. Was hatten wir doch bei den Pfadfindern gelernt: Jeden Tag eine gute Tat. Dieser Tag war gerettet.