Von Dr. Manuel Ruoff
Der Krieg zum Film endete vor 125 Jahren
Den Literaturbeflissenen ist Georg Bernhard Shaws Thaterstück „Helden“ ein Begriff. Und die Älteren unter uns kennen die bundesdeutsche Nachkriegsverfilmung mit O. W. Fischer und Liselotte Pulver in den Hauptrollen. Die 1958 in die Kinos gekommene Literaturverfilmung passte optimal in den damaligen westdeutschen Streit um die Remilitarisierung und machte entsprechend Furore.
Als historischer Hintergrund für die Spielhandlung mit ihrer antimilitaristischen, wenn nicht sogar pazifistischen Aussage bot sich ein Krieg ohne Sieger an, dessen Sinn- und Zwecklosigkeit offenbar war. Shaw wählte den Serbisch-Bulgarischen Krieg, endete dieser doch wie das Hornberger Schießen mit dem Status quo ante.
Ausgang des Krieges war der Machtverlust des „kranken Mannes am Bosperus“ auf dem Balkan. 1885 putschten in dem damals noch zum Osmanischen Reich gehörenden Ostrumelien probulgarische Offiziere und Bulgarien annektierte die benachbarte Provinz. Darauf reagierte das Österreich-Ungarn nahestehende Königreich Serbien am 13. November 1885 mit der Kriegserklärung an das Fürstentum. Die Bulgaren wurden auf dem falschen Fuss erwischt, da sie eher einen Angriff von den Osmanen erwartet hatten. Zudem war die bulgarische Armee wie das Fürstentum noch jung, so dass bulgarischerseits vom „Krieg der (bulgarischen) Unteroffiziere gegen die (serbischen) Generäle“ gesprochen wird. Trotzdem konnten die serbischen Angreifer die Entscheidungsschlacht bei Sliwniza nicht zu ihren Gunsten entscheiden. Vielmehr gelang es den von der Grenze zum Osmanischen Reich herbeigeeilten Bulgaren, die Angreifer bis in deren eigenes Land zurückzudrängen und schließlich gar zur Kapitulation zu zwingen. Doch da intervenierte Wien, drohte mit einem militärischen Eingreifen auf Seiten Belgrads und erzwang ein Kriegsende auf Basis der Vorkriegsgrenzen, den Frieden von Bukarest vom 19. Februar beziehungsweise 3. März 1886.
Trotzdem war der Krieg für Berlin nicht folgenlos, trug er doch zur Eskalation der Rivalitäten Wiens und Sankt Petersburgs auf dem Balkan bei und machte Reichskanzler Otto von Bismarck damit eine Fortsetzung des Dreikaiserbündnisses der sogenannten Ostmächte unmöglich. Als minderwertigen Ersatz griff er zum sogenannten System der Aushilfen, das vor allem aus bilateralen Verträgen mit Österreich-Ungarn und Russland bestand.