erschienen in der Preußischen Allgemeinen Zeitung
Von Dr. Manuel Ruoff
Vor 90 Jahren, am 1. Dezember 1922, gründete Ernst Heinkel mit den Ernst Heinkel Flugzeugwerken in Warnemünde eines der größten Flugzeugbauunternehmen des Deutschen Reiches. Noch im Jahr ihrer Gründung wurden sie zum größten Industriebetrieb Mecklenburgs und bauten mit der He 70 „Blitz“ das damals schnellste Verkehrsflugzeug der Welt und das erste deutsche Flugzeug mit einziehbarem Fahrwerk zur Verringerung des Luftwiderstandes. Die eigentlich im Auftrag der Lufthansa als schnelles Verkehrsflugzeug gebaute He 111 wurde zum Standardbomber der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg. Bereits kurz vor dem Krieg, am 27. August 1939, absolvierte die He 178 als weltweit erstes Flugzeug mit Turbinenluftstrahltriebwerk ihren Erstflug. Der Vorsprung in dieser Technologie blieb über den Krieg insofern erhalten, als bei Kriegsende mit dem Turbotriebwerk HeS 011 das weltweit leistungsstärkste von Heinkel stammte.
Nach dem Krieg wurden die Produktionsanlagen in Mecklenburg von den Sowjets demontiert. Ernst Heinkel versuchte in Stuttgart einen Neubeginn. Statt mit Flugzeugturbinen beschäftigte er sich nun mit Zweitaktmotoren. Arm an Kapital begann der Ingenieur mit dem Verkauf von Konstruktionsleistungen beispielsweise für den Saab 93. Der Konstruktion von Motoren folgte deren Bau und dem Motorenbau schließlich die Fertigung ganzer Fahrzeuge wie dem Moped „Heinkel-Perle“, dem Motorroller „Tourist“ und dem Kabinenroller „Heinkel Kabine“.
Nach dem Tod Ernst Heinkels im Jahre 1958 kehrte das Unternehmen wieder zu seinen Wurzeln zurück, der Entwicklung und dem Bau von Flugzeugen. Nach dem 1959 begonnenen vergeblichen Versuch, mit Messerschmitt und Bölkow Senkrechtstarter für die Bundeswehr zu bauen, ging das Unternehmen 1964 in den Vereinigten Flugtechnischen Werken (VFW) auf. Manuel Ruoff