Von Uta Buhr
Von Stationsvorstehern auf U- und S-Bahnhöfen sind viele von uns Kummer gewohnt.
Setzt man zum Endspurt an, um die Bahn noch zu erreichen, wird just in diesem Augenblick das Zeichen zum Weiterfahren gegeben. Und das, obwohl der Mann auf dem Podest den eiligen Fahrgast genau gesehen hat. Es hätte den Mann ein Lächeln gekostet, die Abfahrt lediglich einen Augenblick hinauszuzögern, um den Sprinter noch zusteigen zu lassen.
Aber nein, manchem dieser Herren in Uniform scheint es großes Vergnügen zu bereiten, den mit hängender Zunge Heraneilenden in letzter Sekunde noch auf dem Bahnhof zurück zu lassen. Der schmählich Ausgesperrte bleibt atemlos, einen Fluch auf den Lippen, unter den teils bedauernden, teils schadenfrohen Blicken der Leute in den Wagen zurück. Ich als HVV-Abonnentin weiß ein Lied davon zu singen. Kürzlich jedoch meinte ich zu träumen. Als ich nämlich die Rolltreppe heraufkam, stand da mein Zug in Richtung Innenstadt. Ich begann natürlich sofort zu laufen. Indes der Beamte, schon zum Abpfiff bereit, rief mir mit angenehmer Bassstimme über Lautsprecher zu: „Immer sachte, meine Dame. Nehmen Sie sich Zeit und nicht das Leben.“ Von meinem Sitzplatz aus nickte ich ihm noch völlig außer Atem, aber dankbar zu. So geht es also auch. Solche Männer braucht das Land!