erschienen im Hamburger Abendblatt am 16. Juli 2010
Von Johanna R.Wöhlke
Was ist das für ein dummes Gewäsch, was ist das für ein leeres Gewäsch! So sagen wir manchmal. Allerdings müssen wir nun umdenken, denn Forscher bieten uns interessante Ergebnisse rund um das Waschen an, genauer gesagt, um das Händewaschen – kein leeres Gewäsch also.
Wenn Sie nämlich demnächst an das Waschbecken treten, um sich die Hände zu waschen, könnte das nicht nur daran liegen, dass die Hände von Schmutzresten befreit werden müssen – gerade wurden rote Beete geschält, der Garten umgegraben, die Reste des Schokoladenpuddings mit den Fingern aus der Schüssel ausgewischt.
Es könnte auch daran liegen, dass Sie sich gerade dafür entschieden haben, nach Paris und nicht nach Rom zu fliegen, zwei gleich gute Optionen, zwischen denen zu entscheiden nicht leicht gewesen ist.
Das hat ein Gefühl des Unbehagens hinterlassen, und dieses Gefühl des Unbehagens ist beseitigt worden, indem Sie sich die Hände gewaschen haben. So jedenfalls, sagen die Forscher, könnte es sein. Die Zweifel an der getroffenen Entscheidung werden quasi weggewaschen und weggespült, das Bedürfnis wird ausgelöscht, die eigene Entscheidung im Nachhinein vor sich selbst rechtfertigen zu müssen.
Ich für mein Teil bin froh, dass diese Untersuchung sich auf das ganz normale Händewaschen im Waschbecken bezieht, dass also ein Waschbecken im Spiel war und keine Waschmaschine oder Wäscheschleuder. Man stelle sich vor, dieser Effekt könnte nur durch Schleudern ausgelöst werden – nein, damit wäre ich nicht einverstanden. Wie ist das doch schön – immer wenn Ergebnisse der Forschung uns zum Schmunzeln anregen, dürfen wir unser eigenes „Gewäsch“ dazu geben – wie gesagt, ganz wäscheschleuderfrei und ohne Zweifel daran, diesen Text geschrieben zu haben!