erschienen im Hamburger Abendblatt am 23. August 2011
Von Johanna R. Wöhlke
Ich erinnere mich an Fernsehsendungen aus meinen Jugendtagen, in denen Paare beweisen mussten, wie gut sie sich kennen. Das waren nicht nur Liebespaare oder Ehepaare. Das waren auch Freunde und Eltern und Kinder. Die Idee fand ich gleichermaßen gut wie entlarvend: In Spielen und Fragen miteinander festzustellen, wie genau man dem anderen zuhört, ihn wahrnimmt, kennengelernt hat und vor allem – überhaupt kennenzulernen in der Lage ist!
Seien wir ehrlich: Wie oft liegen wir daneben mit unserer Meinung über andere, schätzen falsch ein, fällen Urteile, liegen einfach total daneben. Dann wiederum ist alles klar und einfach und wir sind uns sicher: Diesen Menschen kennen wir, wie er wirklich ist! Wenn allerdings jemand nicht will, dass irgendeiner etwas über ihn weiß, dann hüllt er sich in geheimnisvolles Schweigen über sich. Das kann sehr spannend sein, denn das macht immer neugierig. Meine Herren: Das ist eine sehr durchtriebene Art, sich bei den Damen interessant zu machen, aber das nur nebenbei und mit einem leichten Lächeln geschrieben.
Das Paar, von dem ich nun erzählen will, kennt sich ziemlich gut, so scheint es. Es bestand nämlich den Soßentest auf meiner Terrasse. Sie fragen zu recht: Soßentest? Ja, der geht ganz einfach: Sie lieben Soßen über alles, Ihr Partner nicht. Sie sind bei Freunden zum Essen eingeladen. Ihr Partner oder Ihre Partnerin, wie auch immer, bemerkt auf einem Blick, dass es für einen kräftigen Nachschlag in Sachen Soße nicht reichen wird. Was geschieht also? Ihr Partner nimmt sich eine große Portion Soße und bedient Sie mit einer großen Portion Soße. Als Sie keine mehr haben, wechseln Sie einfach die Teller. NUN haben Sie die doppelte Portion, die Sie so gerne essen!
Fazit: Liebe erweist sich natürlich immer im Alltag: Wer den Soßentest kennt und besteht, wird spielend auch jedes andere Problem meistern! Das ist so klar – wie Kloßbrühe!