Ein Fest der Sinne – Witka Kova stellt ihr Werk aus

Von Uta Buhr

Am 22. Januar lud das Generalkonsulat der Republik Polen zu einer bemerkenswerten Vernissage ein. Witka Kova präsentierte in den Räumen der Residenz in der Maria-Louisen-Straße eine Auswahl ihrer Aquarelle.

Auf der Elbe
Auf der Elbe

Die Künstlerin ist, wie es scheint, nahe am Wasser gebaut. Um allen Missverständnissen vorzubeugen – die attraktive dunkelhaarige Frau ist keine Heulsuse. Sie hegt vielmehr eine Vorliebe für Sujets, die am oder im Wasser liegen. Traumhaft im wahrsten Sinne sind ihre Hafenbilder. Unter einem von Nebelschwaden verhangenen Himmel ankern große Pötte in der Elbe, spiegeln sich die Docks von Blohm & Voss in den Fluten des Stromes. Auch die Backsteinbauten der Hamburger Speicherstadt mit ihren Türmchen und Zinnen haben einen festen Platz in Witka Kovas Oeuvre. Ihrer Wahlheimat Hamburg fühlt sich die in Polen geborene Künstlerin ebenso verbunden wie der Lagunenstadt Venedig, der sie eine Serie filigraner Aquarelle widmet. Einer Fatamorgana gleich schweben die Kuppeln von San Giorgio Maggiore über dem Canale Grande, dümpeln blaue Boote vor in Pastellfarben hingetupften Palazzi. Masurische Landschaften, Stillleben und Porträts gehören ebenfalls zum Répertoire von Witka Kova, dieser „Ausnahmekünsterin, die in allen Sätteln ihrer Kunst gerecht ist“, wie eine Besucherin anerkennend bemerkte.

Hafen
Hafen

Die passenden Worte vor Beginn der Ausstellung fand Uwe von Bock, der Leiter der Hamburger Aquarellwerkstatt. Witka Kova sei eine interessante Künstlerin, deren Energie und Willen er bewundere. „Um ein gutes Aquarell anzufertigen, braucht man das Genie eines Künstlers, aber auch die Geschicklichkeit eines Handwerkers. Diese Erkenntnis stammt von William Turner, dem großen englischen Aquarellisten – und ich sage ergänzend – Disziplin und Einhaltung gewisser Regeln sind auch erforderlich,“ hob Uwe von Bock hervor. Und weiter: „Es scheint so leicht, ein bisschen Landschaft und ein bisschen Himmel mit Wasserfarben wiederzugeben. Aber jeder, der dieses Medium ernsthaft selber versucht hat, weiß um seine Schwierigkeit.“ Wie wahr.

Hafencity
Hafencity

Die Autorin dieses Artikels hat sich selbst als Kind und junge Frau in der Kunst des Aquarellierens versucht und häufig das recht ordentlich begonnene Werk voller Wut zerrissen. Da liefen die sorgsam aufgetragenen Farben auf einmal auseinander, weil der Pinsel zu nass war und das überflüssige Wasser sich gleich einer Flut über das Papier ergoss. Vielleicht ist es Witka Kova in ihrer Anfangsphase ebenso ergangen, bis sie nach intensiven Studien und vielen verpfuschten Blättern ihre heutige Meisterschaft erlangte. Sie aquarelliert ausschließlich auf dem edelsten Material, handgeschöpftem französischen Bütten, das ihrem Können in jeder Hinsicht zur Ehre gereicht.

Die ältesten Kunstwerke der Welt wurden übrigens mit wasserlöslichen Farben geschaffen. Die Ägypter bemalten ihren Papyrus mit Pinsel und Wasserfarben,
und sowohl Chinesen als auch Japaner schufen unsterbliche Meisterwerke auf Reispapier. Für große Maler wie Dürer und Rembrandt waren Aquarelle eine Art „Fingerübung“, bevor sie sich an ihre Ölgemälde herantrauten.

Ufer
Ufer

Erteilen wir zum Schluss noch einmal dem Experten Uwe von Bock das Wort:
„Der Aquarellist arbeitet ohne Sicherheitsnetz. Die Technik besteht aus
Polaritäten. Sie schließt Korrekturen, neue Bearbeitungen und Veränderungen nach dem Malprozess weitgehend aus.“ Wer sich bei der Betrachtung der Bilder
von Witka Kova die Komplexität des Aquarellierens vor Augen führt, wird dieses Fest der Sinne in vollen Zügen genießen.

Die Ausstellung „Hamburg – Venedig – Masuren“ läuft bis Ende März 2015 in der Residenz des Generalkonsulats Polen, Maria-Louisen-Straße 137, 22301 Hamburg. Besichtigungen nach Vereinbarung unter marek.sorgowicki@msz.gob.pl