Anderen ein Licht auf den Weg werfen
„Leute, das Theater hat Euch etwas zu sagen, das Ihr unbedingt wissen müßt, denn es wird Euch weiterbringen!“ Dieses Zitat stammt von Altmeister Harry Buckwitz, dem Brecht-Durchsetzer in der damaligen Bundesrepublik, der nicht nur ein Brecht-Verehrer und –freund war, sondern auch ein großer Liebhaber des großen Russen Dostojwskij.
Es war einer seiner Pläne, als er die 80 überschritten hatte, eines der großen Epen jenes Denkers und Romanciers auf der Bühne zu zeigen. Dazu kam er nicht mehr, aber er hinterließ diesen Gedanken seinen Schülern, deren einer sie ,Jahre später ,in die Tat umsetzte mit seiner Bühnenfassung von „Schuld und Sühne“, die jetzt im Monsun-Theater an der Friedensallee ihre Hamburgische Erstaufführung erfuhr : Hans-Peter Kurr inszenierte mit Katharina Herzberg von Rauch (Sonja), Joachim Liesert (Raskolnikow) und Hans-Peter Kurr (Porfiri) das ca. zweistündige Drei-Personen-Stück.
Wiederholungs-Vorstellungen finden am 18. und 19. Mai sowie am 10. Juni 2012, jeweils um 20.00 Uhr, statt.
In stark komprimierter Form, aber dennoch eng am roten Faden des Romans präzise und erzählfreudig entlang , berichten die drei Darsteller, die immer auch wieder zu Kommentatoren werden, vom Mord an der Wuchererin Aljona bis zum Straflager in Sibirien, allwo Raskolnikow sühnt und die gottesfürchtige Sonja an seiner Seite bleibt stringent und schnörkellos.-Die beachtete Premiere fand bereits im Februar 2012 statt.
In unserem 21. Jahrhundert, in dem viele, allzu viele, Menschen des Lesens entraten, kann diese Art von Präsentation vielleicht die Neugier am Original-Ouevre wieder wecken.
Aber auch ohne diesen Effekt ist es spannend, den Geschehnissen auf der Bühne zu folgen: „Das Thema hat immer Vorrang vor der Interpretation!“, schrieb der o.g. Buckwitz im Jahre 1971 an seinen damaligen Schüler Kurr…..und hat damit bis heute Recht.So blieben Thema und auch Sprache Dostojewskijs in dieser neuen, zeitgemäßen und theater- , sprich: dialoggerechten Übersetzung stets der Prosa des großen Russen auf der Spur, der die Behutsamkeit eines barmherzigen Samariters eignet, der mit Verwundeten umgeht.Seine Texte sind von großer Schönheit und enthalten zuweilen Töne, die aus der Romantik hereinwehen. Sein Erzählstil hält sich nah an die erfahrene Umwelt des Dichters, sämtlich entstehen sie aus erlebtem Leben.Ein zum Heilen geborener Mensch, der aber über sich sträflich hinausreift, entwirft eine nahezu hypertrophe, Perspektive seines Daseinsernstes….und scheitert daran!.
Die flankierend-kommentierende Textur dieser Fassung ist zudem gespickt mit zahlreichen Erkenntnissen anderer Großer, von den Autoren der Bibel bis hin zu Gorki oder Turgenjew.
Fazit dieser Vorschau:
Hier wird Dostojewskij vorgestellt nach der Maxime, die er selber in seinen Tagebuchnotizen gefordert hat: „Anderen ein Licht auf ihren Weg zu werfen, indem ich den meinigen in meinen ( erfundenen) Figuren aufzeichnete, das war mein Vorsatz!“
Wir empfehlen diese Produktion unseres Mitgliedes Hans-Peter Kurr.