Von Johanna Renate Wöhlke
Nur wenige Schritte entfernt vom Eingang in Hamburgs paradiesische Gärten von „Planten und Blomen“ und dem von ihnen ausgehenden Zauber des Schönen und des Genießens in Frieden ist heute in Hamburg eine historische Entwicklung von Tod und Qual, Folter und Martyrium der NS-Militärjustiz mit einem Symbol der Hoffnung und des Nichtvergessens zu einem guten Ende geführt worden: dem Baubeginn für das Denkmal zum „Gedenkort für Deserteure und andere Opfer der NS-Militärjustiz“ des Hamburger Künstlers Volker Lang.
Es wird am richtigen Platz stehen: klar in den Blick zu nehmen und das dritte im Bunde als Endpunkt einer nun endlich würdigenden und guten geschichtlichen Entwicklung zwischen Stephansplatz und Dammtor und zwischen dem Kriegerdenkmal von Richard Kuöhl (1936) und dem Gedenkmal von Alfred Hrdlicka (1983-86). Das Denkmal beruht auf einem einstimmigen Beschluss der Hamburgischen Bürgerschaft und ist Ergebnis einer intensiven Diskussion unter Beteiligung der Opferverbände, der Wissenschaft und der Fachöffentlichkeit.
Kultursenatorin Professor Barbara Kisseler und der Wettbewerbssieger Volker Lang stellten das Denkmal vor. Mit dabei und in einer bewegenden Rede dazu: Ludwig Baumann, der Vorsitzende der Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz e.V.; mit über 90 Jahren einer der Betroffenen und ein Leben lang Kämpfender für die Anerkennung und Würdigung dieser von der NS-Militärjustiz gemarterten Männer. Baumann: „Damit geht für mich als Hamburger Wehrmachtsdeserteur ein später Traum in Erfüllung.“
Die Kultursenatorin: „Hamburg stellt sich als ehemaliger bedeutender Standort der Wehrmachtjustiz endlich seiner Verantwortung. Wir wollen den Mut und die Zivilcourage der Menschen würdigen, die sich für Gerechtigkeit und die eigenen Grundrechte sowie die Rechte anderer Menschen eingesetzt haben. Es soll ein Ort entstehen, der zur Reflektion anregt über Humanität, Toleranz und Mitmenschlichkeit. Der Ort soll dazu ermutigen, für seine Überzeugungen und ein friedvolles Miteinander einzutreten.“
Volker Lang hatte ein Model des Denkmals mitgebracht und erläuterte es: „Wegen der Gegebenheiten des Ortes erscheint es mir notwendig, eine Arbeit zu schaffen, die sich mit anderen Mitteln behauptet und den Kontrast im Feinen sucht anstatt im massiven Auftritt.“ Der geplante Baukörper ist transparent und im Grundriss ein gleichseitiges Dreieck. Er wird eine transparente Raumhülle aus Schrift erhalten, die auf einem Text von Helmut Heißenbüttel beruht „Deutschland 1944“. Dieser Text wird auch gesprochen zu hören sein können.
Das Preisgericht dazu: „Mit diesem fragmentarischen Text, der einen weiten Assoziationsbogen aufspannt, bringt der Künstler im wahrsten Sinne des Wortes einen neuen Klang auf den Platz. Er vertraut auf die Kraft des Geistigen gegen die Idealisierung von Gewalt.“ Damit bildet das Kunstwerk einen gewollten Gegensatz zum Kriegerdenkmal Schmidt Kuöhls und ist als drittes Objekt am Dammtor Zeuge einer neuen Zeit, in der nun endlich die Anerkennung und Würdigung der Opfer der NS-Militärjustiz einen Ort der Erinnerung und Integration in eine Kultur des Nichtvergessens bekommen wird.
Mit den Bauarbeiten soll Ende Juli begonnen werden und es ist geplant, bis Ende November mit den Bauarbeiten fertig zu sein.
Fotos: Wöhlke
Diese Veranstaltung fand statt am Freitag, den 10 Juli 2015