Diese Glosse erschien am 7. Juli 2011 im Hamburger Abendblatt
Eine Glosse von Uta Buhr
Ausgerechnet am Sonnabend – und dazu noch mitten in der Stadt – muss ich den „Pfennig“ vom Absatz meines rechten Schuhs verlieren. Ich bin wütend und schimpfe auf das Kopfsteinpflaster. Die witzig gemeinte Bemerkung meines Begleiters, was eher da war, das Straßenpflaster oder der Stöckelschuh, bringt mich noch mehr in Rage. In einer kleinen Straße unweit des Bahnhofs muss es passiert sein. Ich habe die Ritze, in der ich hängen blieb, deutlich gespürt. Also eilig zurück zum Ort des Geschehens.
Während ich neben meinem Freund her humpele, das Pflaster absuche und dabei bin, uns mit meiner schlechten Laune den Abend gründlich zu vermiesen, springt zu allem Überfluss auch noch so ein Straßenköter kläffend an mir hoch. Am liebsten hätte ich mit meiner Handtasche nach diesem lästigen Tier geschlagen. Indes lässt sich die schmuddelig-graue Promenadenmischung nicht verscheuchen, sondern sieht mich mit leuchtenden Augen an. Dann beginnt es mit den Pfoten zwischen den Pflastersteinen zu kratzen und zu schnüffeln. „Pfui“, rufe ich streng, als die zottelige Kreatur Schwanz wedelnd auf mich zukommt. Und – oh Wunder – zwischen den spitzen Zähnen hält sie meinen Pfennig. Selbst die Stifte sind unversehrt.
Schnell ist der Schaden behoben, der Abend gerettet. Ich kann wieder richtig auftreten. Meine Stimmung hellt sich auf, und das Bellen des Hundes klingt mir jetzt wie Musik in den Ohren. Auch meine ich, noch nie so ein hübsches Exemplar seiner Gattung gesehen zu haben…