erschienen in der PAZ
von Dr. Manuel Ruoff
Vor 775 Jahren starb Hermann Balk in Würzburg
Der Hochmeister des Deutschen Ordens Hermann von Salza hatte in dem ersten Landmeister in Preußen, Hermann Balk, einen kongenialen Mitstreiter bei der Eroberung, Christianisierung und Besiedlung des Prußenlandes.
In der Hermann Balks Landmeisterzeit vorausgegangenen Amtszeit als Deutschmeister des Ordens ab 1219 fielen für die weitere Geschichte des Ordens und Prußenlandes wichtige Entscheidungen. So schloss der Orden am 16. Mai 1230 mit Konrad von Masowien den Vertrag von Kruschwitz, in dem der Herzog dem Orden das Kulmer Land übertrug. Die Initiative dazu soll vom Deutschmeister Balk ausgegangen sein. Noch im selben Frühjahr führte Balk als neuer Landmeister in Preußen fünf Deutschordensritter mit Gefolge ins Land der Prußen.
1231 überschritt er bei der von ihm begründeten Burg Thorn die Weichsel und gründete die Burgen Kulm, Marienwerder, Rheden und Elbing, denen bald gleichnamige Städte folgten. Siedler versuchte er mit einem auf dem Magdeburger basierenden Stadtrecht anzuziehen. Diese sogenannte Kulmer Handfeste vom 28. Dezember 1233 wurde von ihm gemeinsam mit Hermann von Salza entworfen und zum Standardstadtrecht in Preußen. Wenn sein Vorgehen gegen prußischen Widerstand auch als erbarmungslos geschildert wird, so versuchte er, deren Führungsschicht doch möglichst ohne Gewalt für den Orden zu gewinnen.
1235 vermittelte er die Vereinigung seines Ordens mit dem mittlerweile zusammengeschrumpften Dobriner Orden. Die überwiegend aus dem Reich stammenden Brüder von Dobrin (fratribus militiae Christi in Prussia) waren ein Ritterorden, der 1228 auf Initiative Konrads von Masowien zum Schutz des masowischen Kernlands von Bischof Christian von Oliva gegründet worden war.
Auch in eine andere Eingliederung, die des Schwertbrüderordens, war Balk involviert. In seine Amtszeit als Landmeister in Preußen fiel nämlich die Schlacht von Schaulen, In dieser Auseinandersetzung nordöstlich des Prußenlandes brachte der den Prußen benachbarte und gleichfalls sowohl baltische als auch heidnische Volksstamm der Schemaiten dem livländischen Schwertbrüderorden (Fratres miliciae Christi de Livonia) am 22. September 1226 eine schwere Niederlage bei. Diese Schlacht ähnelt insofern der späteren Tannenbergschlacht, als der Herrenmeister und die Großwürdenträger sowie ein Großteil der kampffähigen Ritter und Gefolgsleute in ihr den Tod fanden. Die Sieger stießen weiter vor und bedrohten nun das christliche Riga. In dieser Situation vereinigte der Papst die Reste des Schwertbrüderordens mit dem Deutschen Orden. Im Juni ernannte das Generalkapitel des Deutschen Ordens seinen Landmeister in Preußen zusätzlich zum Meister in Livland. Im Spätsommer machte sich dann Balk mit 60 Deutschordensrittern auf den Weg, um nun auch die Führung des Livländischen Ordenszweiges zu übernehmen. Noch im selben Jahr traf Balk bei dem von den heidnischen Litauern bedrängtem Bischof ein und übte fortan als dessen Vertreter die Hoheitsrechte des Ordens in Livland aus.
Allerdings konnte der Deutsche Orden und damit auch sein örtlicher Vertreter in Livland nicht so ungestört schalten und walten wie in Preußen. So musste sich der Orden in Livland die Macht mit diversen autonomen Bistümern teilen und einige nördliche Teile Livlands wurden bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts vom dänischen König beherrscht. Als der Dänenkönig Waldemar der Sieger gar mit Gewalt zur Verteidigung seiner Ansprüche drohte, knickte der Orden ein und Balk verzichtete 1238 im Vertrag zu Steensby auf estnisches Territorium von Reval ab bis zur Narowa. Anschließend kehrte Balk ins Reich zurück. In Preußen und Livland ließ er währenddessen durch Stellvertreter seine Aufgaben wahrnehmen.
Es gibt Indizien, dass er dieses nicht ganz freiwillig getan hat. Die Deutschen in Livland waren über Balks Zugeständnis an Dänemark erbost. Mit dem Bischof von Riga gab es Rivalitäten. Und die Ritter des Livländischen Ordenszweigs, die überwiegend aus Norddeutschland und Dänemark kamen, hatten ihre Schwierigkeiten mit dem neuen Meister aus dem Deutschen Orden, der seinen Führungsnachwuchs eher aus Mittel- und Westdeutschland rekrutierte. Spätere Quellen nennen als weiteres Motiv für Balks Rückkehr ins Reich eine schwere Erkrankung. Am 5. März 1239 starb Hermann Balk in Würzburg. Manuel Ruoff