Vor 130 Jahren kam Margaretha Zelle zur Welt, die als Mata Hari in die Geschichte einging
Von Manuel Ruoff
Mata Hari wird als Margaretha Geertruida Zelle am 7. August 1876 in der niederländischen Stadt Leeuwarden geboren. Ihren Hang zum Schein und dazu, über ihre Verhältnisse zu leben, hat sie von ihrem Vater, dem Hutmacher Adam Zelle, dessen einzige Tochter sie ist. Bereits als Kind verhält sie sich wie eine Diva und schon gegenüber ihren Mitschülerinnen im Pensionat konstruiert sie für sich eine Herkunft und Biographie, die ungleich glamouröser und exotischer war als die wahre.
1891 stirbt ihre Mutter Antje Zeller, geborene van der Meulen, und ihr Vater geht bankrott. Fortan fehlt es dem Mädchen an einer rechten Bezugsperson. Sie lebt nacheinander bei verschiedenen Verwandten. Insofern kann es nicht wundern, daß sie früh heiratet. Sie reagiert auf eine Heiratsanzeige. Am 11. Juli 1895 heiratet sie den niederländischen Kolonialoffizier Campbell Rudolph (John) Mac Leod. An dem 20 Jahre Älteren fasziniert sie wohl nicht zuletzt seine Offiziersuniform. Ihr Faible für Uniformträger wird die Frau ihr Leben lang behalten, was sie im Ersten Weltkrieg dem Vorwurf aussetzen wird, es als Spionin gezielt auf militärische Geheimnisträger abgesehen zu haben.
Am 30. Januar 1896, also nach damaligen Moralvorstellungen über zwei Monate zu früh, kommt ihr erstes Kind Norman John zur Welt. Im darauffolgenden Jahr zieht die kleine Familie des Kolonialoffiziers nach Niederländisch-Indien. Dort wird am 2. Mai 1898 die Tochter Luisa Johanna geboren. Im darauffolgenden Jahr werden die Kinder Opfer eines Giftanschlages einer Hausdienerin, die sich dafür rächen will, daß der Hausherr ihren Liebhaber bestraft hat. Der Junge überlebt den Anschlag nicht. Er stirbt am 28. Juni 1899. An diesem Schicksalsschlag zerbricht die Ehe. 1902 wird sie geschieden.
Es zieht die ebenso mittellose wie selbstsichere Geschiedene in das vergnügungssüchtige Paris. Hier versucht sie, sich als Modell durchzuschlagen, aber ohne Erfolg. Enttäuscht zieht sie sich in ihre niederländische Heimat zurück. 1904 versucht sie ein zweites Mal einen künstlerischen Durchbruch in Paris, und diesmal ist sie erfolgreich. Sie gibt sich eine exotische Biographie. Continue reading „Als die Sonne aufging“
Kategorie: Redaktionelle Beiträge
Die journalistische Arbeit unserer Mitglieder
Kann das Reich Vorbild sein?
Vor 200 Jahren legte Franz II. die Kaiserkrone des Sacrum Imperium nieder
Von Manuel Ruoff
Kann das Heilige Römische Reich uns Vorbild sein? Bezüglich seines Zustandes vor nunmehr 200 Jahren bei der Niederlegung der Kaiserkrone durch Franz II. läßt sich diese Frage mit Nein beantworten. Damals war das Sacrum Imperium nur noch ein Schatten seiner selbst. Dem ersten Kaiserreich (von 962) erging es im Grunde ähnlich wie dem zweiten (von 1871). Als es aufgelöst wurde, gab es fast niemanden, der sich für es stark machte. Der Nachfolger aber wurde von den Zeitgenossen als derart unbefriedigend empfunden, daß eine Sehnsucht nach der romantisch verklärten „guten alten Zeit“ von Kaiser und Reich aufkam. Die Zeiten von Franz II. wünschte sich dabei kaum einer herbei. Der Blick ging weiter zurück bis in die Zeit vor preußisch-österreichischem Dualismus und Glaubensspaltung, nämlich ins Mittelalter, als – so die historisch begründete, aber übertriebene Meinung – der Kaiser stark und das Reich einig war. In dieser Zeit der Romantik erlebt die Kyffhäusersage eine Renaissance. Zum Idealtypus eines Herrschers wird Kaiser Barbarossa, der im Hochmittelalter regierte und an dessen Tod im Jahre 1190 der Anfang vom Ende festgemacht wurde.
Wie groß die Sehnsucht nach Kaiser und Reich war, zeigt die 48er Revolution. Obwohl es sich hierbei um eine bürgerliche, liberal-demokratische Erhebung handelte, wünschte doch nur eine Minderheit eine Republik, während die Mehrheit ein Anknüpfen an die Reichstradition einschließlich Kaiser wollte.
Die Anhänger des Reichsgedankens fanden sich vor allem im traditionell eher liberal geprägten deutschen Süden. Die Preußen hingegen, von denen die Deutschen schließlich ihr zweites Reich erhielten, standen dem Reichsgedanken ungleich gespaltener gegenüber. So war 1871 bei den Preußen durchaus umstritten, ob der unter ihrer Führung geschaffene neue Staat ein kleindeutsches Reich oder nicht vielmehr ein Großpreußen sein sollte. Die Altpreußen störte am Heiligen Römischen Reich, daß es österreichisch und katholisch geprägt war, während der neue Staat Continue reading „Kann das Reich Vorbild sein?“
Hans Christian Andersen
1805-1875
Von Dr. László Kova
Im Altonaer Museum läuft bis zum 12. Juni 2005 eine besonders sehenswerte Ausstellung, die die Reisewege von H.C. Andersen zeigt. Als Untertitel kann man lesen: Märchen eines Lebens – mit Hans Christian Andersen durch das malerische Europa.
Dabei ist in Deutschland wenig bekannt, dass Andersen nicht nur der geniale Märchendichter war, als den wir ihn heute noch lieben. Er sah sich selbst eher als Poet, Dramatiker, Romancier und als Chronisten seiner Zeit. Continue reading „Hans Christian Andersen“
Arno Surminski
Von Dr. László Kova
Arno Surminski wurde mit Romanen über Ostpreußen populär. Im Februar 2004 ehrte ihn die Hansestadt Hamburg mit der Biermann-Ratjen-Medaille.
Er wurde 1934 in Jäglack in Ostpreußen geboren. Sein Lebensweg ist lang und bunt. Zehn Jahre alt war er, als die Rote Armee in sein Dorf kam. Der Krieg zerstörte die Idylle und seine Kindheit. Seine Eltern wurden nach Russland deportiert und kehrten nie zurück. 1947 wurde er von entfernten Verwandten in Trittau (bei Hamburg) aufgenommen. Continue reading „Arno Surminski“
Ein Tisch im Rapsfeld
Von Manuela Rosenthal- Kappi
Sie leuchten im Frühling von weitem mit ihrem satten Gelb, verbreiten einen Duft nach Honig in der Luft. Pünktlich zur Vollblüte der Pflanze lud die CMA Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft GmbH zum Fototermin mit gedecktem Tisch im blühenden Rapsfeld ein.
Rapsfelder sind nicht nur schön anzusehen, die Pflanzen sind vielseitig nutzbare Gewächse. Seit Jahrhunderten wird das rosenähnliche Kreuzblütengewächs in Deutschland angebaut. Wurde es zunächst vorwiegend als Speise- und Lampenöl genutzt, entdeckte man bald die vielfältige Nutzbarkeit von Rapsöl. Es wurde zur Herstellung von Margarine verwendet, als Schmierstoff, für Reinigungsmittel und als Bestandteil von Kosmetika, für Dieselmotoren
In Zeiten knapper werdender Ressourcen wird aus Raps als nachwachsendem Energielieferanten auch Biodiesel hergestellt, mit dem Hybridautos angetrieben werden können. Zur Zeit ist diese Kraftstoffart jedoch noch nicht weit verbreitet. Continue reading „Ein Tisch im Rapsfeld“
Vulkaninsel am Ende der Welt: Jan Mayen
Bei strahlendem Sonnenschein und einer steifen Brise aus nordöstlicher Richtung verlässt die „MS Multanovskiy“ den Hafen von Kevlavik. Die vierundvierzig Passagiere haben die obligatorischen Rettungsübungen unter der strengen Aufsicht des Ersten Offiziers hinter sich gebracht. Jetzt stehen sie an Deck und beobachten die faszinierende Landschaft der vorbeiziehenden isländischen Inseln, von denen ein Konzert aus vieltausend Vogelkehlen herübertönt. Vögel sind die einzigen Bewohner dieser Eilande. Sie bauen ihre Nester in die zerklüfteten bemoosten Felsen und nähren sich aus den reichen Fischgründen des Atlantischen Ozeans.
Heute steht das Thermometer auf 11 Grad Celsius. „Richtig warm für einen Tag Ende Mai in der Nähe des Polarkreises“, findet Kapitän Yuri Babkin aus St. Petersburg. Am Bug des Schiffes spielen Delphine. Ebenso schnell wie sie aufgetaucht sind, verschwinden sie wieder. Continue reading „Vulkaninsel am Ende der Welt: Jan Mayen“
Wie kommt die Ginsengwurzel in die Lüneburger Heide?
Von Uta Buhr
Ein Scherz? Mitten in der Lüneburger Heide soll es eine Ginseng-Farm geben, wo die mystische Wurzel aus Fernost kultiviert wird! Neugierig geworden, machen wir uns nach Bockhorn auf, einem etwas verschlafenen 260-Seelen-Dorf in der Nähe von Walsrode. Unser Weg führt durch Wälder, vorbei an Wiesen und Knicks. Ein kleiner Schlenker, und vor uns liegt ein schmuckes niedersächsisisches Fachwerkhaus, Zentrum und Empfangsbereich der FloraFarm. Rechts vom Eingang ein riesiger quittegelber Plastik-Ginseng. „Das Ding sieht aus wie eine Alraune-Wurzel“, finden wir. „Die ist noch menschenähnlicher als unser Ginseng“, werden wir freundlich von einem jungen Mann in Arbeitskleidung belehrt, der uns in den hinteren Teil des Geländes führt.
Und da liegen sie, die wohl behüteten, mit perforierten Folien überdachten Beete mit den grünen Blattpflanzen, die aus der Ferne ein wenig an Tabak erinnern. Auf den ersten Blick wirklich nichts Besonderes. Bis Gesine Wischmann, die Farm-Chefin, auf den Plan tritt und einen faszinierenden Vortrag über die magische Wurzel hält. Bei diesen Gewächsen handelt es sich um korea- nischen Ginseng, den qualitativ besten seiner Art. Im Reich der Mitte einst von den chinesischen Kaisern mit Gold aufgewogen. Man sprach – und tut das in Asien auch heute noch – dem Ginseng übernatürliche Kräfte zu, allem voran die Stärkung der Manneskraft. Die Botanik betrachtet die Wurzel etwas nüchterner: Ginseng (chinesisch für Menschenwurzel) ist die Bezeichnung für zwei Araliengewächse, aus deren rübenförmigem Wurzelstock ein allgemein anre- gendes Mittel gewonnen wird – Panax ginseng (panax griechisch gleich Allheilmittel), eine bis 50 cm hohe Staude, die wild nur noch selten in der Mandschurai und in Korea vorkommt, mit gefingerten Blättern und grünweißen Blüten. „Die echte Ginsengwurzel der ersten Art ist seit etwa 2000 Jahren in Ostasien ein geschätztes Allheilmittel, dessen Anwendung mit mystischen Vorstellungen verbunden ist“, heißt es in einer wissenschaftlichen Abhandlung. Continue reading „Wie kommt die Ginsengwurzel in die Lüneburger Heide?“
Auf Mozarts Spuren
Das Genie wird 250 Jahre alt
Von Uta Buhr
Theresa verläßt leicht irritiert das Haus in der Getreidegasse 9 zu Salzburg. Hier wurde am 27. Januar 1776 Johannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus Mozart geboren. Die Musikerin hatte gehofft, das sattsam bekannte Bild des Genies als ewiges Kind würde zu seinem 250. Geburtstag endlich korrigiert: „Der Wolfgang war schon früh erwachsen. Er hat bereits in sehr jungen Jahren die ganze Familie ernährt!“ Und nun sieht sie sich mit kitschig bemalten Decken, einem Kinderbettchen mit herziger Wolferl-Puppe und ähnlich infantilem Schnickschnack konfrontiert. Konzipiert wurde die Installation von Robert Wilson. „Aber die Kids haben Spaß daran“, verteidigt ein Lehrer den exentrischen Theatermann aus Texas. „Und sie interessieren sich brennend für die Instrumente, auf denen der Bub‘ selbst gespielt hat.“ Aus seiner Sicht ist dies ein guter Zugang zu Mozart und seiner Musik.
Es „mozartet“ sehr an der Salzach, und die Stadt zeigt sich zu Beginn des Jubeljahres von ihrer besten Seite. Kein Schnürlregen trübt heute die Festfreude. Die Luft ist klar, und die Sonne strahlt von einem wolkenlosen Himmel. Touristenschwärme drängen sich durch die engen Gassen und stehen geduldig Schlange vor dem Tanzmeisterhaus am Makartplatz. Hier verbrachte das Wunderkind, das sich im Alter von fünf Jahren selbst das Geigenspielen lehrte und mit leichter Hand unsterbliche Melodien schuf, einen Teil seiner Jugend. In der Neuen Residenz am Mozart-Platz 1 lässt man den Continue reading „Auf Mozarts Spuren“
Ukraine -2005-Januar
Von Dr. Ferenc Horvath
Die Prachtstrasse von Kiew, die Kreschtjatik ist immer noch blockiert. Man müsste es sich ungefähr so vorstellen, als ob in Berlin der Kurfürstendamm gesperrt wäre, und das für mehrere Wochen. Die Autofahrer schimpfen nicht, die Mehrheit führt mit sich sowieso eine orange Fahne mit der Aufschrift „TAK“ mit sich mit. Ob ein Mercedes ,ein Lexus oder ein Lada oder Tavrija, dort scheint das Volk heute vereint zu sein. Die Leute haben etwas Gemeinsames nach mehreren bitteren Jahren:
Eine eigene Revolution!
So wird die Massenbewegung in Kiew liebevoll genannt, die „orange Revolution“. Die Begeisterung ist allgegenwärtig und unübersehbar. Ob in den Kiosks , ob bei den Straßenverkäufern an den Maidan – den eigentlichen Hauptplatz von Kiew, die neue orange Relikvien werden überall zum Kauf angeboten und finden ebenfalls Abnehmer in großen Zahlen. Politische Werbeartikel aller Art, manche in minderwertiger Qualität, manche ganz ansehnlich, aber alle professionell dargeboten und vor allem; präsent. Continue reading „Ukraine -2005-Januar“