Wolfsküsse

Wie ändert eine Ex- Stewardess und mit der Arbeit nicht glückliche Rechtsanwältin ihr Leben, nachdem zu allem Überfluss auch noch die Ehe gescheitert ist?

Das ist der Stoff, aus dem das ZDF in unschöner Regelmäßigkeit Melodramen zurechtschnitzt, worüber Tageszeitungsleser in Form von Fortsetzungsromanen untersten Niveaus hinwegblättern und sich die Abonnenten bestimmter, für die Damenwelt konzipierter Illustrierten freuen. Böte Elli H. Radinger in ihrem Buch Wolfsküsse derartige Einheitskost, wäre die Rezension hier beendet.

Doch die Autorin wendet sich, anstatt in Selbstfindungskrisen zu ersticken, der Beobachtung freilebender Wölfe zu und entdeckt im Yellowstone National Park im Westen der USA ihre Bestimmung. Weiblich- anekdotisch- autobigraphisch ist das zum Thema entstandene Buch auch, jedoch nicht so penentrant, dass man es vor den wirklich interessanten Schilderungen zuklappt.

Elli H. Radinger entwickelt eine starke emotionale Zuneigung zu den Wölfen. Continue reading „Wolfsküsse“

Mein Buchtipp als Geschenk für Weihnachten: Handbuch für Songtexter

Von Johanna Renate Wöhlke

Das Buch für professionelles Schreiben und Vermarkten

Edith Jeske und Tobias Reitz

„Handbuch für Songtexter. Mehr Erfolg durch professionelles Schreiben und Vermarkten“ ist der Titel des Buches. Es ist ein Buch, das Songschreibern helfen will, gut mit Sprache und erfolgreich mit guter Sprache umzugehen. Außerdem geben die Autoren Informationen und Tipps, wie die Ergebnisse vermarktet werden können und informieren umfassend über alles, was ergänzend dazu an Wissen für die Branchenpraxis benötigt wird wie zum Beispiel Urheberrecht, Werkschutz oder Verlagsverträge.

Geschrieben haben das Buch Edith Jeske und Tobias Reitz: Edith Jeske ist langjährige Dozentin für Textdichten und Coach, unter anderem im Popkurs Hamburg an der Hochschule für Theater und Musik in Hamburg. Tobias Reitz ist Germanist und Textdichter, Jahrgang 1979 und der jüngste hauptberufliche Textdichter Deutschlands. Gemeinsam leiten sie die „Celler Schule“, die einzige deutsche Masterclass für Textdichter, gefördert von der GEMA-Stiftung. Sie wurde 1996 von Edith Jeske ins Leben gerufen. Continue reading „Mein Buchtipp als Geschenk für Weihnachten: Handbuch für Songtexter“

„Das Mönchsopfer“ und eine erste Moderation

Von Uschi Tisson

Drei Frauen und eine Lesung. ( von links) Alexandra Guggenheim, Katrin Schmitt ( Inhaberin), Uschi Tisson

Hamburg-Harburg. Wenn zwei sich verstehen, freut sich die Dritte! So geht es immer weiter mit dem Net(t)working, wenn Frau  offen ist für neue Wege! So kam der Zeitpunkt für meine erste Moderation einer Lesung aus dem Buch „Das Mönchsopfer“ (Piper). Die drei Partnerinnen Alexandra Guggenheim (Autorin), Katrin Schmitt (Gastgeberin) und ich verbrachten den Feierabend in der „Buchhandlung am Sand“ in Hamburg-Harburg.

Alexandra Guggenheim las nicht nur aus ihrem letzten Roman. Die Zuhörer erfuhren mehr über die Entstehung von „Das Mönchsopfer“ und bekamen außerdem ein umfangreiches Bild aus dem Arbeitsalltag einer erfolgreichen Autorin.

Ich freue mich auf die nächste Moderation!

Wenn der Jamie mit dem Heinrich. Erfahrungsbericht mit einem Diabetiker-Kochbuch

Von Hartmuth Seitz

Wer die Kochbücher von Jamie Oliver nicht nur gelesen, sondern auch eine Vielzahl seiner Rezepte ausprobiert hat, freut sich über die  Hauptaussage „Man nehme, was man hat“. Zumal wenn es um das Anmischen von Soßen jedweder Art geht. Hauptarbeitsgerät ist ein verschließbares Glas, das die  flüssige Mischung aufnimmt. Des Weiteren sollte ein starker Arm die Schüttelei aufnehmen.

Ausreichende körperliche Belastung  ist nicht nur für jeden Diabetiker unabdingbarer Lebensbestandteil.  Neben der  natürlichen Kalorienverbrennung geht oftmals eine  Ernährungsumstellung einher. Continue reading „Wenn der Jamie mit dem Heinrich. Erfahrungsbericht mit einem Diabetiker-Kochbuch“

Langzyklus

Rezension zum Buch „Langzyklus“ von Inka Wiegratz und Herbert Kuhl, Thieme Verlag, Stuttgart, 2010

von Götz Egloff

„Weniger Menstruationen – weniger Menstruationsbeschwerden – weniger zyklusabhängige Erkrankungen“ trägt das kurze, aber dichte Lehrbuch der beiden Frankfurter Gynäkologen und Universitätsforscher im Untertitel. Dieser Leitgedanke ist Programm des Werks, das sich einerseits an Gynäkologen, Psychiater und Internisten richtet, sowie an akademisch vorgebildete Frauen, die eine Optimierung des Zyklus und eine Reduzierung damit einhergehender Beschwerden oder assoziierter Erkrankungen wünschen. Und das sind nicht wenige.

Zum 50. Geburtstag der Pille, die – es kann nicht oft genug betont werden – eine revolutionäre Entdeckung und Erfindung darstellt, erscheint es sehr angebracht, dem oralen Kontrazeptivum nicht nur die gebührende Aufmerksamkeit zu zollen, sondern auch neue Wege der Darreichungsform gründlich vorzustellen, die sich bei immer mehr Frauen immer größerer Beliebtheit erfreuen. Doch allein das ist nicht Selbstzweck des Buches. Es geht um mehr: Menstruationsbeschwerden, in der Praxis häufiger als allgemein angenommen anzutreffen, stellen für viele Frauen nicht nur ein lästiges Übel, sondern in Zeiten wachsenden Gesundheitsbewusstseins folgerichtig eine möglicherweise zu vermeidende Belastung dar, der mittels „off-label-use“ bereits seit längerem entgegengetreten wird. So wird zu Anlässen wie Reisen, Festtagen oder besonderen beruflichen Verpflichtungen die Pille oft „durchgenommen“, die Hormonentzugsblutung somit aus nachvollziehbaren Gründen verschoben. Continue reading „Langzyklus“

Die klare Linie

Betrachtet man die Architekturbeispiele in Ulrich Höhns‘ Buch Die klare Linie, in dem er Bauten und Entwürfe des Hamburger Architekten Michael Kitzmann (und Team) vorstellt, so fühlt man sich an die Hoch- Zeit des Bauhaus erinnert: Kantige oder sanft gebogene Architektur, die ihren Reiz aus der Funktionalität schöpft.

Einfamilienhäuser, Schulen und Gewerbeobjekte – überall wird die einheitliche Linie mit geometrischen Strukturen als gestaltendem Merkmal sichtbar. Gelegentlich entdeckt man postmoderne Elemente – Bullaugen und kühn überragende Dächer, vorspringende Balkone oder zierende Säulen. Doch der Geist Mies van der Rohes ist unübersehbar.

Grundrisse und Entwurfszeichnungen sowie ausführliche Textbeschreibungen erlauben es, einen Eindruck in die planerische Arbeit einer Architekktengruppe zu bekommen, die sich selbst über ein Vierteljahrhundert treu geblieben ist. Continue reading „Die klare Linie“

Geschichten aus Bethlehem

Es gibt Bücher, deren Hochkonjunkturzeit vor Weihnachten liegt. Es gibt Bücher, die berichten vom lobenswerten Einzelinitiativen, um das Leid der Welt zu lindern. Es gibt Bücher, die zu dem Zweck geschrieben werden, die Spendenbereitschaft der Leser anzuregen. Es gibt Bücher, die, um das angestrebte Ziel zu erreichen, Fakten und Meinungen mischen und dadurch einen zwiespältigen Eindruck hinterlassen.

Auf das hier vorgestellte Buch Geschichten aus Bethlehem treffen alle obigen Aussagen zu. Thema ist das im Jahre 1952 von dem Schweizer Pater Ernst Schnydrig gegründetete Kinderspital in Bethlehem. Seit 1963 gibt es einen Trägerverein, die Kinderspitalhilfe Bethlehem mit Sitz in Luzern. Heute arbeiten über 200 Angestellte – Christen und Muslime – im Spital, das so ein wichtiger Arbeitgeber in der Region ist. Ärzte aus Palästina und Europa kümmern sich um die Gesundheit der kleinen Patienten. Continue reading „Geschichten aus Bethlehem“

Der Herrscher zweier Horizonte

Hans-Peter Kurrs Buch „Der Herrscher der zwei Horizonte“, bisher vom Leipziger MDG-Verlag betreut, wurde vom Aachener Verlag Shaker-media übernommen und ist nun unter der ISB-Nummer 978 – 3 – 86858 – 581 – O im Handel erhältlich.
Die Schrift erzählt das Leben der sechsten Tochter der Nofretete und des aegyptischen Pharaos der 18. Dynastie ,Ech – n aton. Continue reading „Der Herrscher zweier Horizonte“

Ein Buch unseres Mitgliedes Anna Bardi

Von Johanna R. Wöhlke

Literarische Spaziergänge auf dem Ohlsdorfer Friedhof.

Hamburger Autoren erinnern an tote Kollegen

Herausgegeben von Anna Bardi

Es liegt schon einige Tage auf meinem Schreibtisch: „Literarische Spaziergänge auf dem Ohlsdorfer Friedhof. Hamburger Autoren erinnern an tote Kollegen. Herausgegeben von Anna Bardi“. Es liegt da in sanftem, abgedunkeltem Hellgrün, weiße Schrift und rote Schrift, ein Bild mit einer Parkbank inmitten eines grünen Gartens auf der Titelseite, überzeugend schon dieses Cover – ein Buch, einladend zu einem Spaziergang, zu mehreren Spaziergängen – über einen Friedhof.

Ich erinnere mich an den Ohlsdorfer Friedhof  als einen Park, in dem fast wie zufällig auch noch Menschen ihre letzte Ruhestätte finden.  Es gab dort vor vielen Jahren eine Beerdigungsfeier im Winter, der ich beiwohnte. Ein entferntes Familienmitglied wurde zu Grabe getragen. Ich hatte es nicht einmal gekannt. Die Kälte des Winters in den Gliedern zu spüren, macht solche Wege noch kälter, bis in die Seele hinein. Continue reading „Ein Buch unseres Mitgliedes Anna Bardi“

Postmoderne Hausfrauen

Rezension zum Buch                                                      

Verzweifelte Hausfrauen? Erscheinungsformen der Macht in DESPERATE HOUSEWIVES

von Julia Langner. Mit einem Vorwort von Kay Kirchmann

Tectum, Marburg, 2009

Von Götz Egloff

Da gibt es also Hausfrauen. Und die Soziologie. Und die Psychologie. Und Macht. Die Medienwissenschaften. Und Fernsehserien… Eine davon, die Erfolgsserie DESPERATE HOUSEWIVES, nimmt Julia Langner, Universität Erlangen-Nürnberg, in ihrem Buch unter die Lupe und bündelt viele der genannten Schlagwörter in einer Tour-de-Force durch die verschiedenen Disziplinen. Nach einer gelungenen Einführung in die Historie des Machttopos mit Ausflügen zu Hobbes, Nietzsche, Foucault, Plessner, sowie in die psychologische Forschung von McCleland, führt die Autorin die Leser mittels eines, sozusagen Close Viewing in die beziehungsverstrickten Welten der Protagonistinnen Bree, Lynette, Gabrielle und Susan ein und zeigt auf, auf welche Art sich zeitgenössische Frauenbilder in einem aktuellen Fernsehformat darstellen. Und gibt damit Einblick, inwiefern sich diese im Lauf der Zeiten verändert oder eben nicht verändert haben. In jedem Fall ist dies höchst spannend.

Was sich verändert hat, das wird deutlich, sind die medialen Verarbeitungsmuster gesellschaftlicher Themen. Einst – und teilweise zurecht – vielgeschmähte Fernsehserien werden mittlerweile zum Reflektionsort gesellschaftlicher Zusammenhänge, zum Ort gesellschaftlicher Selbstbefragung (s. Kay Kirchmann im Vorwort). Continue reading „Postmoderne Hausfrauen“

Hommage an Jim Knopf zum 50. Geburtstag

Von Josef Wilhelm Knoke

Thienemann Verlag

„Eine Insel mit zwei Bergen, und dem tiefen, weiten Meer,…“, wer kennt es nicht, dieses Lied aus der Fernsehserie „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer.“ Ich war damals ein elfjähriger Internatsschüler; Fernsehen gab es bei uns nur Sonntags, und auf diese Fernsehserie der Augsburger Puppenkiste habe ich mich damals die ganze Woche gefreut! Das Buch, welches die Grundlage bildete für die Fernsehserie, erschien vor genau 50 Jahren.

Ein Jahr nach Erscheinen erhielt der Autor, Michael Ende, bereits den Deutschen Jugendliteraturpreis dafür, mit der Begründung, die Geschichte sei „randvoll von köstlichen Einfällen und atemberaubenden, fantastischen Abenteuern.“ Der Autor lebte damals auf Ibiza und war ziemlich abgebrannt. Auf Ibiza kamen ihm die Ideen, die er in dem Buch verwirklichte. Das weiss ich allerdings erst seit kurzem von einer guten Freundin, Uta, die auf Ibiza lebt. Eine Insel mit zwei Bergen, das ist die Ibiza vorgelagerte Insel Es Vedra, das Lummerland aus dem Buch. Sie ist wirklich winzig und hat zwei Bergspitzen. Und die danebenliegende, noch kleinere Insel  Es Vedranell entspricht der im Ozean mit dem Netz für Jim Knopf  und Li Si eingefangenen Insel.

Wie war die Welt doch noch schön in Ordnung damals, zwar nicht überall, aber auf der Insel Lummerland. Die war so klein, dass nur ein Leuchtturm darauf passte, der zugleich klein und groß war. Wie aber kam es zu Jim Knopf? Das war so: auf der Insel Lummerland  kam eines Tages versehentlich ein Paket an, denn eigentlich sollte es nach Kummerland. Es war adressiert an Frau Malzahn. Die kannte allerdings niemand auf Lummerland. Aber weil das Paket mit Luftlöchern versehen war und man Geräusche hörte, beschlossen Lukas, der Lokomotivführer, Continue reading „Hommage an Jim Knopf zum 50. Geburtstag“

Speer – eine Biographie

Versucht man, das Deutschland zwischen 1933 und 1945 zu verstehen, gerät das leicht zu einem kaum zu bewältigenden Unterfangen. Selbst 65 Jahre nach Ende der unseligen Nazizeit sind zwar die Basisfakten aufgearbeitet, dennoch bleiben nach der Lektüre jedes Buches über das 3. Reich Fragen offen. Joachim Fest hat mit seinem Buch Speer, erstmals erschienen 1999, einen wichtigen Mosaikstein zum Gesamtverständnis geliefert.

Albert Speer, der Architekt Hitlers und Planer seiner gigantomanischen Bauten, später als Rüstungsminister in politischer Verantwortung, passt so überhaupt nicht in die Einheitsgarde der Vasallen des Diktators. Eher zufällig nach der Machtergreifung 1933 in den Bannkreis Hitlers geraten, avancierte er – auch durch eigene Zielstrebigkeit und Erfolgshunger – sehr bald zu einem der engsten persönlichen Vertrauten des sonst scheinbar zu keinerlei persönlichen Beziehungen befähigten Hitler. Continue reading „Speer – eine Biographie“