Franz Schulz. Ein Autor zwischen Prag und Hollywood

  1. cinefest Hamburg, 26.11.2023: „Bomben auf Monte Carlo“ (1931)
Franz Schulz und Elisabeth Trautwein-Heymann beim Kaufladen von Elisabeth Trautwein-Heymann, Foto: G.G. von Bülow

Eine Rede von G.G. von Bülow: Franz Schulz. Ein Autor zwischen Prag und Hollywood

Der deutsche Film hat, bis 1933, einige seiner besten Komödien einem Mann zu verdanken, der kein Deutscher, der aber in der deutschen Sprache zuhause war: Franz Schulz, 1897 im Prag der k.u.k. Habsburger Monarchie geboren, lässt uns autobiographisch wissen: „er habe seine Erziehung nominell am Graben-Gymnasium genossen, wirklich jedoch in den Bildungsstätten Café Arco und Café Continental…“ in denen es laut Karl Krauss nur so „werfelt, brodelt, kafkat und kischt“. Dieses Prager Sammelbecken deutscher Literatur sollte prägend für F.S. und zeitlebens sein Gütesiegel sein.

Nur zu gern folge ich also der cinefest Einladung ins „Metropolis“. Denn genau an dieser Stätte durfte ich 1997 – damals wie heute Mitglied der Hamburger Autorenvereinigung – meine brandneue Biografie Franz Schulz. Ein Autor zwischen Prag und Hollywood (Prag 1997) anlässlich seines 100. Geburtstags den Hamburgern präsentieren. Geehrt wurde er mit einem seiner großen Ufa-Filme von 1930 Die Drei von der Tankstelle – mit der: Achtung! – Musik: von Werner Richard Heymann, seinem „Freund, ein guter Freund…“

(an dieser Stelle mein Dank an Sie, lieber Hans-Michael Bock, dass mir der CineGraph – noch während meiner Recherche- seine Schulz-Filmografie zur Verfügung stellte und Sie mich bereits 1996 als Ihre Co-Autorin zum Franz Schulz-Eintrag in Ihr „Lexikon zum deutschsprachigen Film“ aufnahmen, danke!)

Ein Autor zwischen Prag und Hollywood

Buchcover

Und wenn ich schon einmal dabei bin, das Füllhorn meines Dankes auszuschütten, dann gehen wir im Jahre 1997 einen Schritt zurück, nämlich zur Berlinale im März 1997. Der Leiter der Retrospektive – Filmhistoriker Wolfgang Jacobsen (Kinemathek Berlin) – hatte meiner Franz-Schulz-Biografie nicht nur einen grandiosen Auftritt im „Astor“ verschafft, er hat mich mit seiner Kompetenz auch immer unterstützt. Dafür bin ich ihm zu großem Dank verpflichtet. Denn eigentlich hatte ich – nach meiner Logik „für eine intelligente Frau gibt es keine Probleme“ – gehofft, ob nicht besser er, Jacobsen, die Biografie schreiben wolle… nachdem Hellmuth Karasek (gerade mit „Billy Wilder“ auf dem Markt) mir suggerierte:“ Ach, Sie kannten den Schulz? dann müssen Sie die Biografie schreiben!“ Dann auch Jacobsen: „Sie kannten den Schulz, also sollten Sie die Biografie schreiben.“ Eine noble Haltung! Doch kannte ich denn „den Schulz“? Aber nein! – ich kannte nur einen Franz Spencer! Seit unserer Begegnung 1958/59 auf Ibiza – damals glückselige Insel internationaler Künstler – seit ich am Blankeneser Elbestrand mein erstes Vierteljahrhundert über Bord geworfen hatte – auf der Suche nach der eigenen Kreativität, in der Hoffnung: nicht nach der verlorenen Zeit! So traf die Aussteigerin auf einen älteren amerikanischen Schriftsteller namens Spencer, der sich auch gerade neu erfand und als „Gentleman-Nomade“ das Mittelmeer umkreiste Ein Exilant. Der mit der Erfahrung: „Die Freiheitsstatue lächelt nicht immer“ nach Europa zurückgekehrt war und – in die deutsche Sprache. Von ihm gesprochen hörte es sich wie das vielgerühmte beste Prager Deutsch an. Spencer schrieb nun für Bühne und Hörfunk, ging Mitte der 1960er schwanger mit seinem „Schwanengesang“, seinem einzigen deutschen Prosawerk: „Candide 19.. oder das miese Jahrhundert“ (München 1966). „Bruder Voltaires“, befindet Wolfgang Jacobsen im Vorwort zur Biografie. Die Presse feierte das Buch u.a. die Süddeutsche…ein satirischer Gruß aus dem Prager Literatencafé alter Schule, ein mondäner Nachtrag zum „Braven Soldaten Schwejk“… (Den glücklichen Autor vor Augen, habe ich seinen „Candide“ 1994 posthum bei Aufbau Berlin neu herausgegeben, was – wenn man das als Erfolg werten kann – diverse Raubdrucke produzierte.)

Doch wo ist der Filmautor Franz Schulz geblieben?

Haben wir in Ibiza etwa über Filme gesprochen? Nein. Selbst wenn im Montesol am Nebentisch die „Jungfilmer“ sich neu entwarfen. Kein Wort. Oder kaum ein Wort! – getreu seiner Lebensdevise: Vom übrigen wollen wir nicht sprechen… Nicht gerade eine Voraussetzung für eine Biografie

Richard Heymann, Foto: Elisabeth Trautwein-Heymann

Also: „Den Schulz“, den musste ich erst recherchieren. Spurensuche vor Ort in Prag (geb.: 22.03.1897) … Wien… Berlin… L.A… New York… Ibiza… Ascona (gest. 07.05.1971 in Muralto/Tessin) Schließlich schälte sich das Profil eines Drehbuchautors heraus, der 1920 in der Medien- und Filmmetropole Berlin den Film für sich entdeckte und als Journalist, Filmkritiker, Schriftsteller, Drehbuchautor arbeitete. Mit dem Stummfilm DIE HOSE (nach Sternheim) erzielte er 1927 seinen Durchbruch. „Ein Champagner-Film – extra dry“, begeisterte sich der Filmkritiker Willy Haas, ebenfalls Prager Autor. Der „Hosenschulz“ war nun so gefragt, dass er sich einen Ghostwriter leisten musste: Billie Wilder – doch das ist eine andere Geschichte. Schulz jedenfalls galt bei der Kritik als „Filmwitterer“– vor allem im aufkommenden Tonfilm als „Komödienautor comme il faut“, der „handgelenkleicht“ schrieb. Der selbst aber filmpublizistisch auch Themen aufwarf, etwa das Verhältnis Regisseur: Drehbuchautor. Eine Dauerklage quasi: von fünf Filmen würde er drei nicht wiedererkennen… Dennoch: sein Erfolg stieg und stieg.

Als Franz Schulz am 4.Februar 1934 auf dem Cunard White Star Liner George, von England kommend, in Richtung USA emigriert, kann er auf eine steile Karriere während der Zeit von 1920 bis 1933 zurückblicken, nämlich auf 20 Stummfilme und 37 Tonfilme (incl. der Versionenfilme – es wurde noch nicht synchronisiert) Selbstkritisch hat er als Franz Spencer später als seine besten Filme nur gelten lassen:

1927 der Stummfilm DIE HOSE;

die großen Tonfilme:

1930 ZWEI HERZEN IM ¾ TAKT (Achtung! – Musik: Robert Stolz)

1930 DIE DREI VON DER TANKSTELLE (Achtung!- Musik: Werner Richard Heymann)

1931 DIE PRIVATSEKRETÄRIN (Durchbruch für Renate Müller)

1931 BOMBEN AUF MONTE CARLO (Achtung! – Musik: Werner Richard Heymann)

Diese Erfolge hat der Exilant Franz Schulz wie auch der naturalisierte Amerikaner Franz Spencer in Hollywood nicht wieder erzielen können. 1954 kehrte er nach Europa zurück.

Doch last not least will ich das Füllhorn meines Danke noch ausschütten über: Prof. Jan Christopher Horak!

Er hatte nicht nur bereits 1994 Franz Schulz eine großartige Retrospektive in München gewidmet und mich zur Buchpräsentation von „Candide 19.. oder das miese Jahrhundert“ eingeladen, er kam auch 1997 zur Berlinale nach Berlin – mit dem restaurierten Franz Schulz-Film MAMDAME HAT AUSGANG (1931) und sagte in seiner Laudatio, was auch heute noch seine Gültigkeit zu haben scheint:

„Der Name ist schon lange vergessen, ebenso wie viele andere auch aus der Zeit vor 1933: Franz Schulz, der sich in Amerika Spencer nannte. Ein Vertriebener, ein Emigrant, heimatlos als Verfolgter, aber auch, weil Drehbuchautoren – im Gegensatz zu Regisseuren – von der Filmgeschichte vernachlässigt wurden. Franz Schulz war einer der Großen des Kinos der späten Weimarer Republik, ein Autor, der es verstand, Kunst und Kommerz geschickt zu verbinden.“

Hört, hört: …weil Drehbuchautoren im Gegensatz zu Regisseuren… Thank you, Horak!, sagt Good Old Spencer, I’m tickled to death…

Das „cinefest 2023! – Achtung! – Musik!“ geht heute zu Ende – mit dem filmhistorischen Abenteuer BOMBEN AUF MONTE CARLO von 1931, einem der erfolgsreichsten Ufa-Filme. Getragen von der: Achtung! – Musik! des großen Werner Richard Heymann. Getragen von dem legendären „ Hamborger Jung“ Hans Albers und dem jungen Star Heinz Rühmann, der vom allmächtigen Hans als „Herr Kollege von der Sommerbühne“ angesprochen wurde. Drehbuch: Ufa-Dramaturg Dr. Hans Müller und:

Franz Schulz und G.G. von Bülow, Foto: G.G. von Bülow

 

FRANZ SCHULZ.

Er war mein väterlicher Freund und Mentor, der mich „daughter“ nannte.

Und nun, Hamburg, hol‘ di wuchtig!!

 

Alexandra – eine legendäre Sängerin

Portraitfoto der Sängerin Alexandra. Ostern 1969 in München. Privatfoto von Marleen Zaus.

In diesem Jahr würde die beliebte Sängerin Alexandra ihren 80. Geburtstag feiern. Bekanntheit erreichte Alexandra mit Titeln wie „Sehnsucht“, „Mein Freund der Baum“ und ihrem bekanntesten Hit  „Zigeunerjunge“.

Zur großen Trauer ihrer Fangemeinde wurde der kometenhafte Aufstieg der gebürtigen Memelländerin jedoch am 31. Juli 1969 auf einer  Urlaubsfahrt nach Sylt bei einem Verkehrsunfall im schleswig-holsteinischen Tellingstedt jäh beendet. Sie starb mit nur 27 Jahren.

Höhen und Tiefen einer kurzen Karriere

Ihr Leben war geprägt von Erfolgen, aber auch herben Enttäuschungen. Alexandra kam als Doris Treitz 1942 in Heydekrug zur Welt, und nur zwei Jahre später musste die Familie aus Ostpreußen fliehen. Als der Vater aus dem Krieg zurückkam, fand die Sängerin mit den Eltern und ihren beiden Schwestern in Kiel eine Bleibe.

Alexandra lebte von 1946-1961 in Kiel. Zu Ehren der Sängerin wurde eine Grünfläche im Stadtteil Ravensberg nach ihr benannt. Foto: Ulrike Gaate

Schon während der Schulzeit stellte sie ihr musikalisches und schauspielerisches Talent unter Beweis. Bevor sie sich diesem widmen konnte, bestand der Vater jedoch auf einer bodenständigen Ausbildung. So begann sie eine Grafiker-Lehre.
Nach der Scheidung der Eltern zog die Mutter mit ihren Töchtern nach Hamburg, der Wiege des späteren Erfolgs ihrer Jüngsten. Dort lernte Alexandra den 30 Jahre älteren Russen Nikolaj Nefedov kennen, den sie zum Entsetzen ihrer Familie heiratete. Aus der Ehe ging der Sohn Alexander hervor.

Von Plattenproduzent Fred Weyrich entdeckt
Alexandra wohnte u.a. in diesem Kieler Haus im Knooper Weg 163. Foto: Ulrike Gaate

Die ehrgeizige und durchsetzungsstarke, junge Frau strebte jedoch weder Heim noch Herd an, sondern sie wollte singen und Schauspielerin werden. Bei einer Veranstaltung ihres Chefs, des Verlegers Alfons Semrau, trat sie als Doris Nefedov mit selbst komponierten Liedern auf. Unter den Gästen war der Plattenproduzent Fred Weyrich, der von dem Ausdruck der russischen Seele in ihren Liedern so begeistert war, dass er sie gleich unter Vertrag nahm. Das war der Auftakt einer ebenso atemberaubenden wie kurzen Karriere. Alexandra wurde, wie es vielen Stars der 1960er Jahre ging, „vermarktet“. Sie hetzte von Termin zu Termin und hatte kaum noch Zeit für ihren Sohn. Dass sie beinahe auf einen Heiratsschwindler hereingefallen wäre, ließ sie misstrauisch gegenüber anderen Menschen werden.

Tragisches Ende
Gedenkstein für die Sängerin Alexandra an der Unfallstelle in Tellingstedt. Die Todeskreuzung gibt es nicht mehr. Nachdem es dort immer wieder zu schweren Unfällen kam, führt inzwischen eine Brücke über die B 203, im Hintergrund zu sehen. Foto: Ulrike Gaate

Sie spürte, dass sie dringend Urlaub benötigte. Die Fahrt mit dem eigenen, selbst gesteuerten Auto von München, wo sie zuletzt lebte, nach Sylt wurde ihr zum Verhängnis. Geblieben sind ihre zu Herzen gehenden melancholischen Lieder und Chansons, die Ende der 60er Jahre wie aus der Zeit gefallen schienen. Ein paar Jahre später wäre ihr als „Liedermacherin“ sicher weiterer Erfolg beschieden gewesen.

Autorin: Manuela Rosenthal-Kappi

Back to the roots: „Demos, Baddest“

Audiovorstellung eines Komponisten-Albums:

Goetz Egloff. Demos, Baddest. TuneCore, New York, 2021

Das bei TuneCore erschienene Musik-Album wartet mit zehn Titeln auf, gedacht  für (überwiegend weibliche) ´Recording Artists´ des R&B Pop, eines in Deutschland wenig beheimateten, aber immer wieder gern gehörten Musikstils. Denken wir an ältere (Madonna, Chaka Khan, Paula Abdul) und jüngere Popdiven (JoJo, Kesha Sebert, Katy Perry),  so kommen wir dem, was in Nordamerika als R&B Pop bezeichnet wird, recht nahe.

Die Stilrichtung, die einst zu Hip Hop und Rap führte und dann in ihren Amalgamierungen in heute hochdiversifizierte Richtungen wie Trap, Art Pop oder Neo Soul mündete, geht nicht nur allseits auf Rhythm & Blues zurück, sondern bildet nach wie vor den Grundstein heute weltweit gängiger Rock- und Popmusik. In Rückbindungen an andere Stilrichtungen wird R&B somit immer wieder neu erfunden.

„Demos, Baddest“ bietet jene Pop-Rückbindung, die insbesondere im US- amerikanischen Raum mit Songs der späten Aretha Franklin, der frühen Whitney Houston oder auch Bands wie Mint Condition verbunden wird. Als musikalische Einflüsse sind hier Komponisten wie Sturken & Rogers, Steve Bray oder St. Paul Peterson zu vernehmen.

Works in Progress

Da es sich um ein b2b-Album handelt, also um ursprünglich intern gedachte Demos, die auf Komposition und Arrangement abheben (und nicht so sehr auf Sounddesign) und nach Produktion verlangen, müssen Abstriche beim Klang in Kauf genommen werden. Bevor nämlich mittlerweile hochprofessionell an heimischen Rechnern aufzunehmen begonnen wurde, war es üblich Demos einzuspielen, also Songs in einer Vorform vorzuproduzieren – daher b2b, business-to-business. Demos waren (und sind zum Teil noch) das Vehikel, mit dem Autoren, Produzenten, Sänger und Sängerinnen den Plattenfirmen zeigen konnten, was sie musikalisch vorhaben. Unzählige dieser Song-Vorstufen sind mittlerweile bspw. auf YouTube aufzurufen; das Faszinosum für Fans besteht wohl darin, retrospektiv in den Entstehungsprozess von Titeln einzutauchen, die Teil der eigenen Lebensgeschichte wurden und mit denen man emotional viel verbindet. Von Madonna bis Michael Jackson gehen die Aufrufe vieler unfertiger ´Works in Progress´ vergangener Zeiten in fünf- bis sechsstellige Ziffern. Interessant ist dabei für Musikfreunde, dass auch Hits nicht vom Himmel fallen, sondern oft mühsam er- und bearbeitet werden müssen – künstlerisch, technisch, gestalterisch, und oft in überlangen Arbeitsstunden.

Auch wenn „Demos, Baddest“ als Komponisten-Album auf Equipment von Roland, Kawai und Yamaha aufgenommen wurde, so sind die Songs das, was in der Musikbranche ´trocken´ genannt wird. Gemixt und gemastert zwar, doch Effektboards kamen nicht zum Einsatz, und selbst die Bassdrum wurde durch keinerlei Filter geschickt. Dafür aber ist das ´feel´ der Songs, auf exakt einer Gesangsspur im Mixdown, spürbar, und Kompositions- und Arrangement-Fans sowie Freunde von Funk- und Jazz-Harmonik dürften auf ihre Kosten kommen.

Um ein paar b2b-Stimmen zum Album zu zitieren: Was von High Vibe Records aus Nevada City als ´cool, funky melody´ bezeichnet wird, nennt die Münchner Boys Deep Music ´sehr unique´ („Lovable“); von Moon Sound, Niederlande, lässt sich ein ´amazing work´ („Belle Epoque“) vernehmen.

So minimalistisch die teilweise in Co-Autorenschaft geschriebenen Songs überwiegend arrangiert sind, sie sind immer – dem R&B Pop-Modus folgend – rhythmisch, synkopiert, oft harmonisch vielschichtig. Also: trocken, aber hörbar und sogar tanzbar. HiFi-Freaks bitte weghören – ansonsten gilt: ´Volume up´!

Goetz Egloff. Demos, Baddest. TuneCore, New York, 2021, 48 min., 8.99 $

Zugänglich bzw. erhältlich über YouTube, Amazon, Deezer, Spotify, Pandora u. Ä.

Tracklist:
  1. Belle Epoque
  2. Grand Larceny
  3. Uh Oh
  4. Leave U Alone
  5. So Arousing
  6. Love Computer Book
  7. Take Your Body on a Trip
  8. Scanties in a Bag
  9. Lovable
  10. 2 Private
Links:

Link zu Belle Epoque: https://www.youtube.com/watch?v=HEiUgHO4Amw

Link zu Lovable: https://www.youtube.com/watch?v=36H8ffaKP4Y

Link zum Album auf Amazon: https://music.amazon.de/artists/B08LBGWH8J/goetz-egloff

25 Jahre Filmschule Hamburg Berlin

Andrè Feldhaus arbeitet als Komponist für Film und Fernsehen. Foto: Filmschule

Die Filmschule Hamburg Berlin in der Friedensallee in Hamburg- Ottensen feierte 2019 ihr 25-jähriges Bestehen. Gegründet wurde sie einst von Karin Dehnbostel unter dem Namen „medien und kulturarbeit e.V“. In all den Jahren hat der Verein zahlreiche Weiterbildungen angeboten und durchgeführt. Interessierte der audiovisuellen Medien wurden auf diese Weise zusammengeführt.
Versierte Dozenten, die sich in ihrem Bereich bereits einen Namen gemacht haben, unterrichten in der Filmschule und geben somit ihr umfangreiches Wissen weiter.

Selbstverständlich bietet der Verein auch im Jahr 2020 zahlreiche Kurse und Workshops an. Bereits am 11. und 12. Januar  startet in Hamburg das Seminar „Einsatz von Musik im Film“ unter der Leitung von Andrè Feldhaus, der als freier Komponist fürs Kino und Fernsehen arbeitet. Unter anderem schrieb er Musik für den „Tatort“ und diverse ARD-Reihen. Laut Aussage von Margot Neubert-Maric, Filmeditorin und seit 2009 Vorsitzende der Filmschule Hamburg Berlin, gibt es für dieses Seminar noch freie Plätze.
Vom 17. bis 19 Januar wird der Drehbuchautor Wolfgang Kirchner  in Berlin zukünftigen Autoren „Filmszenen, die süchtig machen“ näherbringen. Am 18. Januar (12 bis 19 Uhr) geht es in Hamburg um „Filmförderung im Praxistest“. Bernd-Günther Nahm vermttelt an diesem Tag die allgemeinen Grundlagen.
„Dramaturgisch denken und Geschichten erzählen“ heißt das Seminar in Berlin (24. bis 26. Januar) von Oliver Schütte, in dem es um die Einführung in das Drehbuchschreiben geht.
„Dramaturgie im Dokumentarfilm“ nennt sich ein Workshop, der am 1. und 2. Februar in Hamburg angeboten wird. Dozent ist der Dramaturg Oliver Rauch.

Anmeldung und weitere Infos: www.filmschule-hamburg-berlin.de

 

 

 

Abenteuer eines Weltenverstehers

Wolf-Ulrich Cropp las aus seinen neuesten Werken

An diesem Abend des 11. April schwieg die Orgel. Wo sonst Präludien von Bach und Buxtehude erklingen, erfüllten afrikanische Dschembé-Rhythmen die Kirche der Evangelisch-methodistischen Gemeinde in Hamburg-Eppendorf. Die Hamburger Autorenvereinigung hatte zu einer Lesung aus den neuesten Werken Ihres Mitglieds Wolf-Ulrich Cropp geladen.

In seinem Buch „Im Schatten des Löwen“ entführt uns der Autor in den Süden Afrikas – nach Simbabwe, Botswana und Namibia. Als der Mann mit der kecken weißen Mütze auf dem Kopf zu lesen beginnt, kann man eine Stecknadel zu Boden fallen hören. Die Reise ins Reich des Robert Mugabe, sozusagen in die „Höhle des Löwen“, erfordert schon eine gehörige Portion Mut. Die völlig irrationalen Vorschriften in diesem Land versteht kein Europäer. Man kann völlig grundlos von der Polizei festgenommen und eingekerkert werden, ohne etwas dagegen unternehmen zu können. Wie das folgende Beispiel zeigt:
„In den Morgenstunden meiner Verhaftung, Arrestierung …. bin ich einfach zu spät aufgewacht“, schreibt Cropp. Dass nun ausgerechnet ein Marabu, ein Unheil verkündender Vogel, der sich von Aas ernährt, vor der Zelle hockt und ihn beäugt, verheißt nichts Gutes. Wie soll der „Delinquent“ nur dieser Hölle entkommen? Aber der Autor kennt seine Tricks. Gerade wenn es spannend wird, blockt er ab. Honi soit qui mal y pense. Wer Näheres wissen will, soll halt das Buch erwerben und lesen, wie er sich schließlich aus dieser misslichen Lage befreite.

Abenteuer auf dem Schwarzen Kontinent

Eine kleine Indiskretion sei an dieser Stelle erlaubt. Auch im sozialistischen Paradies des Herrn Mugabe wirkt Bakschisch wie ein Sesam öffne dich. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis war Cropps Weg frei für veritable Abenteuer auf dem Schwarzen Kontinent. Manche unter ihnen ließen dem Zuhörer das Blut in den Adern erstarren. Selbst jenes aus zweiter Hand wie das Schicksal der Reptilienforschers Dr. Jonas Hamilton, der nach Einbruch der Nacht im Sambesi von einem etwa fünf Meter langen Krokodil angegriffen wurde und in dessen mit Knochen, Fell und Kot übersäten Höhle landete. Nur mit Mühe konnte er sich trotz einer schweren Verletzung ans Ufer schleppen, wo ihn helfende Hände fanden und ins nächste Hospital schafften. Während eines Aufenthaltes in der Psychiatrie erhängte sich der schwer traumatisierte Mann später. Hat Wolf Cropp sich etwa durch diese Horrorgeschichte von seinen gefährlichen Abenteuern zu Lande und auf dem Wasser abhalten lassen? Mitnichten. Ganz im Gegenteil, denn bereits am nächsten Tag ruderte er mit seinen Begleitern „ins Inselgewirr vor den (Victoria) Fällen; vorbei an Princess Christian Island, Princess Victoria Island schließlich Livingstone Island“. Und dies trotz aller Gefahren, die in der Tiefe des Flussbettes lauerten. Denn noch gefährlicher als Krokodile sind die Flusspferde – Hippopotamus, im Plural kurz Hippos – die gern einmal mit ihren massigen Körpern unter die Boote tauchen und sie zum Kentern bringen. Wer einmal das aufgerissene Maul eines solchen Ungeheuers gesehen hat (im Buch zu besichtigen auf Seite 78), erkennt, welch tödliche Verwundungen dessen riesige Hauer anrichten können. Dennoch, die Flussfahrt geriet zu einem wunderbaren Ausflug, der im Victoria Falls Hotel mit einem festlichen Dinner gekrönt wurde. Als Hauptgericht wurden Steaks vom Krokodil gereicht. Nach Auskunft des Autors eine Delikatesse, zart wie Geflügel, nur ungleich würziger. Den Nachtisch an diesem Abend servierten die beiden leidenschaftlichen Musikerinnen der Gruppe Toubaba in Form einer getrommelten Eigenkomposition. Hinreißend!

Jenseits der Westwelt – Wasser – Wüste – Eis

Der zweite Teil der ebenso kurzweiligen wie spannenden Lesung war Ausschnitten aus „Jenseits der Westwelt– Wasser – Wüste – Eis“ gewidmet. Wiederum ein erstaunliches Buch, das den Leser auf die Reisen – oder besser – Expeditionen des Autors in die unterschiedlichsten Klimazonen dieser Welt mitnimmt. Hier hatte Cropp das Kapitel über Sitten und Gebräuche der Mursi im Süden Äthiopiens ausgewählt. In diesem riesigen Gebiet mit seinen Savannen und hohen Bergen gelten Frauen als besonders begehrenswert, wenn sie Tellerlippen haben, deren „Besitz“ eine langwierige und schmerzhafte Prozedur voraussetzt. Wer also schön sein will. muss leiden. Wolf Cropp schildert diese barbarische (Un)sitte in seinem Buch sehr detailliert. Jungen Mädchen am Ende der Pubertät wird die Haut unter der Unterlippe ausgeschnitten, zwei untere Schneidezähne werden gezogen, und die erste kleine Scheibe wird eingesetzt. Diese Scheiben – wahlweise aus Ton oder Holz – werden über einen längeren Zeitraum immer größer, wobei auch die Unterlippe ausgedehnt wird, bis sie die Größe eines Tellers erreicht hat. Gott sei Dank schwindet dieser Brauch, der, wie die Mursi sagen, nur das Erwachsen- und Älterwerden symbolisiert, immer mehr aus dem Alltag der Menschen. Junge Mädchen verweigern sich heute dieser grausamen Prozedur, die ihre Mütter und Großmütter noch klaglos ertragen mussten.

Fazit: Ein sehr gelungener Abend mit einem Autor, der die seltene Gabe besitzt, seine eigenen Werke flüssig ohne übertriebenes Pathos zu lesen und der das Publikum vom ersten Augenblick in seinen Bann schlägt. Wolf-Ulrich Cropp ist Schriftsteller und Forscher in Personalunion und steht ganz in der Tradition eines Alexander von Humboldt, der gleich ihm die Welt bereiste, um sie zu erkunden und die verschiedenen Ethnien zu verstehen, ohne die Menschen anderer Kulturkreise zu bevormunden oder ihnen unsere westliche Zivilisation überstülpen zu wollen. Wolf Cropp beeindruckt durch seine Art, jedem, den er auf seinen ausgedehnten Reisen trifft, freundlich und einfühlsam zu begegnen.

Es liegt ihm fern, Sitten und Gebräuche zu kritisieren – selbst wenn sie ihm noch so befremdlich erscheinen. Sicherlich ist das auch einer der Gründe, warum er von seinen waghalsigen Abenteuern kreuz und quer durch alle sechs Kontinente stets unversehrt zurückgekehrt ist. Wolf Cropps Fangemeinde wünscht sich noch viele weitere spannende Bücher, die allerdings einen Nachteil haben. Nämlich den, dass es sie (noch) nicht als Hörbücher gibt. Über dieses Thema sollten seine Verlage einmal gründlich nachdenken.

„Im Schatten des Löwen“, erschienen bei DuMont, kostet Euro 14.99
„Jenseits der Westwelt“, erschienen bei Kadera, kostet Euro 26,–

Vergessene Schätze heben: Meisterkurs in Husum

von Maren Schönfeld (Text und Fotos)

Ulf Bästlein und Hedayet Djeddikar

Am 23. Juli begann der 18. Meisterkurs für Liedgestaltung mit einem Eröffnungskonzert im Schloss vor Husum. Feride Büyükdenktas (Mezzosopran) und Ulf Bästlein (Bassbariton) sangen Lieder von Johannes Brahms, Gustav Jenner, Anton Bruckner und Martin Plüddemann, begleitet von den Pianisten Charles Spencer und Hedayet Djeddikar. Susanne Bienwald erzählte vom Netzwerken im 19. Jahrhundert.

Wie hieß er gleich? Plüddemann? Kennen Sie nicht? Keine Angst – die rund 80 Gäste des Konzerts hatten diesen Namen auch noch nicht gehört. Ganz im Gegensatz zu Ulf Bästlein, dem gebürtigen Husumer, in Graz lebend. Er hat sich den unbekannten, vergessenen Komponisten der Liedkunst verschrieben, und sein derzeitiges Projekt heißt Gustav Jenner. Bästlein möchte Jenners Kompositionen mit Konzerten und einer CD zu neuer Aufmerksamkeit verhelfen und teilte bereits in seiner Eröffnungsrede mit, dass er sein Preisgeld aus dem Hans-Momsen-Preis, den er dieses Jahr erhält, komplett in dieses Projekt investieren wird.

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The Other Barry Gibb

CC BY 2.0
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The Many Facets of Pop Composition: A Few Music Theory Aspects

Together with his late brothers Robin and Maurice, and with such heavyweight arrangers like Albhy Galuten and Karl Richardson, Barry Gibb has created not only highly successful but incredibly well-made pop songs that have reached a world audience. Aside from purely enjoying the music, examining these from a music theory point of view can illuminate many facets of great pop composition. In referring to well-known Gibb hits (which have proven to be timeless both in composition and arrangement) and to a few more unlikely of songs, some of them performed by the Bee Gees, by Diana Ross, or by other distinguished recording artists, a cursory treatment of harmony and function is to add to a view of a tiny part of the Gibb oeuvre´s specialty. As can be seen, ingenious musical skills have led to creating great pop songs to which e.g., tonal ambiguity and fluctuating tonality are key ingredients. Such have made for an outstanding musical oeuvre. – (In parts of the following, abstraction requires nomenclature: Roman numerals refer to scale degrees.) Continue reading „The Other Barry Gibb“