Dieser Artikel erschien am 10. Mai ds. Js. in Schleswig-Holstein am Sonntag
Von Uta Buhr
Willkommen an der Urquelle des Bieres! Der Gerstensaft hat in Pilsen einen besonders hohen Stellenwert und übertrifft alles, was bereits in der Antike als eine Art „flüssiges Brot“ bekannt und beliebt war. Bis heute gilt Bier als eines der am häufigsten konsumierten Getränke weltweit, Durst stillend und nahrhaft zugleich. „Bier macht den Durst erst schön“, titelte einst eine Werbung, die ein Glas mit goldgelbem Inhalt und einer prachtvollen Schaumkrone darstellte, bei deren Anblick sich mancher die Lippen leckte.
Und da sind wir auch schon mitten im Thema. Zwischen 1278 und 1305 von König Wenzel II. gegründet, wurde das reiche Pilsen während des Dreißigjährigen Krieges bis auf die Grundmauern nieder gebrannt
und anschließend neu aufgebaut. Eine Stadt, die wie Phönix aus der Asche aufstieg und sich rasch zu einer quirligen Metropole entwickelte.
Die Periode des Wohlstandes, nicht zuletzt generiert aus dem weit über die Grenzen Böhmens hinaus berühmten Pilsener Urquell, hielt lange an und überdauerte sogar den Ersten Weltkrieg. Der Niedergang Pilsens begann mit dem Einzug des real existierenden Sozialismus, der ein freudloses graues Einerlei hinterließ. Gottlob änderte sich das Stadtbild schlagartig nach dem Fall des Eisernen Vorhangs im Jahre 1989. Zahlreiche Bürgerhäuser aus Gotik, Renaissance und Barock wurden perfekt restauriert und gaben der Stadt ihre ursprüngliche Anmut zurück. Ein architektonisches Highlight ist die Ende des
15. Jahrhunderts vollendete dreischiffige St. Bartholomäuskirche mit ihrem über 102 Meter hohen Turm. Bei schönem Wetter eröffnet sich dem Besucher ein grandioser Blick über den etwa 70 km entfernten Böhmerwald.
Pilsen hat sich in diesem Jahr nicht nur äußerlich herausgeputzt, sondern bietet Einheimischen und Touristen zudem ein hochkarätiges Kulturprogramm aus
Theateraufführungen, einem Zirkusevent und einer Fülle von Ausstellungen, an denen sich manch international bekannter Künstler beteiligt. Eine spannende Zeitreise in die Geschichte Pilsens bietet die Karte der „Verborgenen Stadt.“ Hier werden Geschichten und historische Ereignisse genau an den Orten wieder
belebt, an denen sich einst abspielten.
Die Erkundung der historischen Keller Pilsens – unterirdische Räume und Gänge, die sich über das gesamte Areal der Altstadt erstrecken – sind ein weiteres Abenteuer während eines Aufenthaltes in Westböhmen. Und nach der Besichtigung des historischen Abwasserstollens im „Bauch der Stadt“ geht es schnurstracks zur Pilsener Urquell Brauerei. Durch ein Tor – einem etwas klein geratenen römischen Triumphbogen nicht unähnlich – betreten wir einen Ort, zu dem sich all jene hingezogen fühlen, die ein gutes würziges Bier zu schätzen wissen. „Das hat aber gezischt“, sagt der ältere Herr am Nebentisch. „Nach unserem mehrstündigen Stadtrundgang gerade das Richtige, um den Stress abzubauen.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
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