Zum frühen Tod von Maria Kwiatkowsky

Von Götz Egloff

Wie die Volksbühne Berlin am Freitag, 8. Juli 2011 mitteilte, ist Ensemblemitglied Maria Kwiatkowsky im Alter von 26 Jahren am 4. Juli 2011 unerwartet verstorben. Betroffenheit bei denen, die sie kannten, mochten oder einfach nur Zeuge ihrer Kunst wurden.

Ein Schauspiel-Talent, das in ihrer energetisch aufgeladenen Art sowohl als wilder Rabauke als auch als verletzliches Mädchen auftreten konnte. Unlängst in Nach Moskau! von Czechov und im Lehrstück von Brecht unter der Regie von Frank Castorf zu sehen, brillierte sie in mitunter verwegenem Spiel neben Kathrin Angerer, Bernhard Schütz, Milan Peschel und anderen Größen des deutschsprachigen Gegenwarts-Theaters. Castorf hatte mit diesen Abenden zu alter Form zurückgefunden und die oft verschmähte Volksbühnen-Inszenierungspraxis der letzten Jahre inhaltlich wiederbelebt, ja neudefiniert.

Die Programmatik der Volksbühne wurde formal meist konsequent durchgehalten, inhaltlich geriet sie nicht nur durch personelle Veränderungen in schwieriges Fahrwasser. Maria Kwiatkowsky war da nicht nur ein schauspielerischer Glücksfall. Als potentielles Enfant terrible erschien sie als theatraler Antreiber, dem jeder Bremsschuh fremd war. Manchen Extrem-Talenten ist in eben diesem Extrem kein langes Agieren vergönnt. Vermutlich brauchen sie sich zu schnell auf. Die Unwiderruflichkeit mancher Tatsachen ist so bedauerlich wie real, so wie es der frühe Tod von Maria Kwiatkowsky ist.

„Schauspieler fasst man nicht an“

Gwendolyn von Ambesser stellte ihr Erinnerungsbuch an ihren Vater vor

Von Hans-Peter Kurr

Axel von Ambesser, der ehedem  berühmte Schauspieler und Regisseur , sitzt mit dem Autor dieser Zeilen im Hamburger Interconti-Hotel bei einem Gespräch über sein neues Schauspiel „Omelette surprise“, bittet jenen mit einer gewissen Dringlichkeit, ein Stück Sahnetorte zu bestellen, solange seine Frau im Hotelzimmer verweile, verzehrt den köstlichen Kuchen schmunzelnd mit gutem Appetit und schiebt, kurz vor der Ankunft seiner Gattin, den Krümelteller seinem Gesprächspartner zu.

Eine für diesen herrlichen Komödianten, Stückeschreiber und Regisseur bezeichnende Szene, wie sie in seiner köstlichen, vor einem Vierteljahrhundert erschienen, Autobiographie zuhauf zu finden sind, die den ihm von seinem Vater anempfohlenen Titel „Nimm einen Namen mit ‚A‘ “ trägt, „damit er stets ganz oben auf den Programmzetteln stehe, wenn er schon diesen schrecklichen Beruf ergreifen müsse“. „„Schauspieler fasst man nicht an““ weiterlesen

Die ganze Welt ist Bühne

Wettbewerb der deutschsprachigen staatlichen Schauspielschulen nach 22 Jahren wieder in Hamburg

Von Hans-Peter Kurr

Diese Woche ging vorüber wie im Fluge. Die in einem so engen Zeitrahmen gezeigten Produktionen aller 18 deutschsprachigen Kunstuniversitäten, sprich : Der Staatlichen Schauspiel-Hochschulen von Wien über Zürich bis Hannover, jagten einander in einstündigem Rhythmus, abends um 22.00 Uhr begann , nahezu täglich, die letzte performance, und ehe man, scheinbar, einmal tief Atem holen konnte, war’s vorüber: Am Ende stand die Preisverleihung, über die hier zu Beginn berichtet werden soll:

Die Hochschule für Musik, Theater und Medien, Hannover erhielt den ersten, mit € 2.000.- dotierten Förderpreis des Bundesministeriums für Bildung und Forschung der Bundesrepublik Deutschland, für Szenen aus Shakespeare’s Komödie „Wie es euch gefällt“, „Die ganze Welt ist Bühne“ weiterlesen

Die Opern – Kino – Katastrophe

Notizen zu einer „Walküre“- Life – Schaltung aus New York nach Hamburg

Von Hans-Peter Kurr

Seit sechs Spielzeiten überträgt die „Metropolitan Opera“  New York ihre wichtigsten Produktionen life und globaliter in alle internationalen Filmtheater, die sich die Gebühren leisten ( will sagen: Auf den Eintrittskartenpreis ihrer Kunden aufschlagen können). Wir begeben uns in unserer Heimatstadt Hamburg, zum Beispiel, in das traditionsreiche, 1951 eröffnete,Hochhaus-Kino,von den Hanseaten seit jener Frühzeit liebevoll „Holi“ genannt.Dort ist angekündigt (O Wunder der Technik!) eine  L i f e  –  Übertragung der Wagner-Oper „Die Walküre“ aus dem New Yorker Lincoln-centre, das die „Met“ beherbergt. „Die Opern – Kino – Katastrophe“ weiterlesen

Gustav Mahler im Logensaal

Wertvoller Abend in Katharina Schütz‘ bester Tradition
Text: Hans-Peter Kurr, Fotos: Archiv Hamburgisches Kulturkontor

Dass ein so hochqualifizierter Pianist wie Per Rundberg freiwillig auf einen Konzertflügel (, der ihm zustünde!) verzichtet und sich an eine uralte, rotlackierte „Klimperkiste“ setzt, die seit Jahr und Tag den Logensaal im Haus der Hamburger Kammerspiele „ziert“ und sich durch quietschende Pedale auszeichnet, muss tiefgreifende Gründe haben.
Und so ist es: Die Hinneigung zur Musik Gutav Mahlers und die innige künstlerische Verbindung mit der Schauspielerin Katharina Schütz seit der gemeinsamen Arbeit an einem Chopin-Abend

(aus Anlass von dessen 200. Geburtstag) hat dazu geführt, dass wir das Duo Schütz/Rundberg jetzt erneut in eben jenem atmosphärereichen Logensaal erleben durften: Sie als einfühlsame (und mit einer wundervollen Altstimm-Lage begabten) Rezitatorin in eigener, dramaturgisch sehr geschickten Zusammenstellung von Mahlers Biographie , naheliegenderweise mit Schwerpunkt auf seiner 1891 mit einem „Tannhäuser“-Dirigat beginnenden Hamburger Zeit und Original-Briefen und -geschichten, etwa aus Alma Mahlers‘ Tagebüchern, Rundberg als temperamentgeladenen Interpreten von Klaviertranspositionen aus der 3. und 5. Sinfonie des Meisters in der Bearbeitung von Ignaz Friedemann und Otto Singer, dessen Können die „Klimperkiste“ auf höchst wundersame Weise sehr bald in einen veritablen Konzertflügel zu verwandeln schien.
Fazit: Ein wertvoller Abend, der auch für andere Spielorte innerhalb und ausserhalb Hamburgs zu buchen ist unter:
>info@katharinaschuetz.de<

Langzyklus

Rezension zum Buch „Langzyklus“ von Inka Wiegratz und Herbert Kuhl, Thieme Verlag, Stuttgart, 2010

von Götz Egloff

„Weniger Menstruationen – weniger Menstruationsbeschwerden – weniger zyklusabhängige Erkrankungen“ trägt das kurze, aber dichte Lehrbuch der beiden Frankfurter Gynäkologen und Universitätsforscher im Untertitel. Dieser Leitgedanke ist Programm des Werks, das sich einerseits an Gynäkologen, Psychiater und Internisten richtet, sowie an akademisch vorgebildete Frauen, die eine Optimierung des Zyklus und eine Reduzierung damit einhergehender Beschwerden oder assoziierter Erkrankungen wünschen. Und das sind nicht wenige.

Zum 50. Geburtstag der Pille, die – es kann nicht oft genug betont werden – eine revolutionäre Entdeckung und Erfindung darstellt, erscheint es sehr angebracht, dem oralen Kontrazeptivum nicht nur die gebührende Aufmerksamkeit zu zollen, sondern auch neue Wege der Darreichungsform gründlich vorzustellen, die sich bei immer mehr Frauen immer größerer Beliebtheit erfreuen. Doch allein das ist nicht Selbstzweck des Buches. Es geht um mehr: Menstruationsbeschwerden, in der Praxis häufiger als allgemein angenommen anzutreffen, stellen für viele Frauen nicht nur ein lästiges Übel, sondern in Zeiten wachsenden Gesundheitsbewusstseins folgerichtig eine möglicherweise zu vermeidende Belastung dar, der mittels „off-label-use“ bereits seit längerem entgegengetreten wird. So wird zu Anlässen wie Reisen, Festtagen oder besonderen beruflichen Verpflichtungen die Pille oft „durchgenommen“, die Hormonentzugsblutung somit aus nachvollziehbaren Gründen verschoben. „Langzyklus“ weiterlesen