Von Dr. Manuel Ruoff
Ostpreußens jüngster Bürgermeister war Alfred Gille. Erst 27 Jahre war der am 15. August 1901 in Insterburg geborene promovierte Jurist alt, als er zum Bürgermeister von Lötzen gewählt wurde.
Nach Flucht und Vertreibung widmete er sein Leben den Schicksalsgefährten. Im Anschluss an die Kriegsgefangenschaft nach Lübeck verschlagen, übernahm er dort den Vorsitz des Landesverbandes der Heimatvertriebenen in Schleswig-Holstein und gründete mit Gleichgesinnten für Flüchtlinge und Heimatvertriebene die „Neue Lübecker Norddeutsche Baugenossenschaft“. 1952 übernahm er bei der Landsmannschaft Ostpreußen das Sprecheramt.
Außer verbands- betätigte sich Gille auch parteipolitisch. Er gehört zu den Gründern des Bundes der Heimatvertriebenen und Entrechteten in Schleswig-Holstein, dessen Landesvorsitz er übernahm. Für die Partei saß er ab 1950 im Kieler Landtag und ab 1953 im Bundestag. 1966 legte er aus gesundheitlichen Gründen alle Ämter nieder. Alfred Gille starb am 18. Februar 1971 in Reichenbach.