erschienen im Hamburger Abendblatt am 23. November 2010
Von Johanna R. Wöhlke
Die kleinen Dinge des Alltags sind es oft, die uns Kopfzerbrechen machen. Schließlich besteht das Leben nicht nur aus hoher Politik, hoher Kultur und den wichtigsten Dingen aller Zeiten. Die meiste Zeit des Tages herrscht Alltag! Wer dem seine schönen Seiten abgewinnen kann, ist fein raus. Der hat auch dann etwas zum Lächeln und Schmunzeln, wenn es nichts mehr zu lachen gibt. Der sieht auch da etwas Besonderes, wo andere nichts sehen. Der macht sein Leben jeden Tag zu einem kleinen Fest, auch wenn nicht gefeiert wird.
So ein Mensch ist die Margarete. Immer wenn ich sie sehe, hat sie ein freundliches Lächeln auf dem Gesicht und – natürlich auch immer eine Geschichte. Fast möchte ich sagen: Sie ist das wandelnde Geschichtenbuch mit Geschichten über sich selbst und andere. Was hatte sie zu erzählen?
Sie berichtet mit blumigen Worten, dass sie gerne plättet. Außerdem dichtet sie gerne beim Plätten und meint dazu: „Ich bin dann selbst immer ganz geplättet, wenn ich lese, was dabei herauskommt!“ Sie berichtet außerdem davon, wie toll sie es findet, dass man nun beim Gefriergut die Produkte auch einzeln gefroren aus den Tüten entnehmen kann. Das nennt man portionieren – den Rosenkohl, die Champignons, die Kartoffelklöße…
Margarete erklärt außerdem, dass sie kleine glatte Petersilie mag. Die krause ist doch viel, viel besser und hübscher. Nie würde sie glatte Petersilie kaufen. Plötzlich ist sie dann bei ihren Einkaufpraktiken und meint, wie komisch es doch sei, dass wir immer dazu neigen, aus einem Stapel unten etwas herauszuziehen und ihn damit zu Fall zu bringen. So geht das weiter und weiter und Margarete ist beim Autofahren angekommen.
Autofahren bedeutet in diesem Fall für sie einparken. Wie was das doch neulich mit der Frau, die Margarete „angemacht“ hatte, weil sie nicht schnell genug einparken konnte und ein wenig den Verkehr aufhielt? Da hat Margarete mit dem charmantesten Lächeln der Welt die Meckernde angeschaut und gesagt: „Meckern sie nicht so rum. Ziegenfutter ist teuer!“
So ist Margarete – fast könnte ich sagen, ich liebe sie…