Ein irdisches Arkadien – der Bodensee

Dieser Artikel erschien am 10. November in Schleswig-Holstein am Sonntag

Von Uta Buhr

Hagnau
Hagnau

Dichter und Denker fühlten sich von jeher vom südlichen Charme des „Schwäbischen Meeres“ magisch angezogen. Auch Annette von Droste-Hülshoff, Deutschlands berühmteste Poetin, kam regelmäßig nach Meersburg und „hauste auf der Burg am Berge.“ Von hier oben genießen wir an diesem sonnigen Morgen einen atemberaubenden Blick auf den See. Nach einem Rundgang durch das mittelalterliche Städtchen mit seinen verwinkelten Gassen und den vom Alter verzogenen Fachwerkhäusern fahren wir weiter nach Hagnau am nördlichen Ufer des Bodensees.

Weinlese
Weinlese

„Wir haben hier nicht nur eine der schönsten und abwechslungsreichsten Landschaften zu bieten, sondern auch exquisite Weine, die leider viel zu wenig bekannt sind.“ Während einer Weinprobe in einem weiß getünchten Keller erzählt die Winzerin von der über 400-jährigen Geschichte des kleinen Winzerdorfes, in dem es einst 31 Torkeln (Winzerpressen) gab. Tempi passati, seufzt die junge Frau. Aber die 105 Hektar Weinanbaufläche rund um das Dorf liefern Tropfen vom Feinsten. „Probieren Sie erst mal unseren rassigen Kerner.“ Gläser mit Proben von Ruländer, Müller-Thurgau, Bacchus und Burgunder machen die Runde. Allesamt vorzügliche Rebsorten! Die Winzerin hat nicht zuviel versprochen. Neben dem Wein wartet Hagnau mit weiteren Kostbarkeiten auf.  Neben der spätgotischen Kirche St. Johannes Baptist lohnen noch das Heimatmuseum mit der interessanten Dauerausstellung „ Winzer und Küfer“ sowie das inzwischen weltberühmte „Kleine Museum“ einen Besuch. Letzteres bezaubert mit seiner einmaligen Sammlung von Puppenstuben und historischem Spielzeug.

Heike Winder
Heike Winder

Alle aus der Gruppe kennen das Lied „Die Fischerin vom Bodensee ist eine schöne Maid juchhe…“ Und den Film aus den Fünfzigerjahren hat auch schon jeder gesehen. Dass es hier aber eine „echte“ Fischerin gibt, wussten wir bislang nicht. Im Gegensatz zur blonden Filmbesetzung ist Fischerin Heike Winder dunkelhaarig und trägt statt des Dirndls zünftige Berufskleidung, wie sich’s halt gehört für diesen Job. Wie schwer die Arbeit in Wirklichkeit ist, erfahren wir am frühen Morgen während einer Ausfahrt im Kahn mit Frau Winder. Sie braucht viel Kraft, um ihr Netz einzuholen. Aber der Fang hat sich heute gelohnt. Die Felchen und Kretzer frisch aus dem See werden an die einheimischen Restaurants verkauft und kommen mittags schon auf den Tisch. So gestärkt brechen wir in die Weinberge auf, um dem Winzer beim „Wimmeln“ –  der Weinlese – zu helfen. Während  einer  herzhaften Vesper, bei der viele kulinarische Köstlichkeiten der Region gereicht werden, erholen wir uns von der ungewohnten stundenlangen Beschäftigung unter freiem Himmel.

Fazit:  Unsere Exkursion in dieses „irdische Arkadien“ war ein voller Erfolg!

www.hagnau.de