Am 9. Dezember 2011 haben wir im Rahmen unserer jährlichen Weihnachtsfeier auch das Bestehen der DAP seit 60 Jahren gefeiert.Wir kooperieren mit der Hamburger Autorenvereinigung und dem Hamburger Schriftstellerverband und freuen uns deshalb besonders, an dieser Stelle die Grußworte ihrer Vorsitzenden für uns veröffentlichen zu können: Gino Leineweber und Dr. Reimer Eilers. Der Vorstand und die Mitglieder danken beiden prominenten Vertretern der „schreibenden Zünfte“ in Hamburg dafür, auch unsere Gäste gewesen zu sein!
Grußwort des Vorsitzenden der Hamburger Autorenvereinigung, Gino Leineweber
In diesen Tagen feiert Die Auswärtigen Presse e. V. (DAP) ihr 60. Jubiläum. Die DAP ist somit fast doppelt so alt wie wir, die wir im Jahre 1977 das Licht der Welt erblickten.
Der Altersunterschied war mir bisher allerdings nicht aufgefallen, und das spricht für die Aktivitäten der Jubilarin. Das Gründungsjahr der DAP fällt in eine Zeit, als Hamburg sich zum bedeutendsten Medienstandort Deutschlands entwickelte. Bis heute, auch wenn die Stellung Hamburgs im Bereich der Medien abgenommen hat, ist das Berufsbild des Journalisten in Hamburg gut aufgehoben.
Wie lange das allerdings noch so bleiben wird, steht in den Sternen, und diese Frage ist nicht auf Hamburg begrenzt. Schon lange wird über sinkende Auflagen, Anzeigenrückgang und Entlassungen bei Redaktionen gesprochen. Von Lokalredaktionen, die geschlossen wurden, oder Übernahmen, bei denen nach Marktbereinigungen die journalistische Vielfalt verlegerischen Monopolen weichen musste. Das gab es bereits bevor die Revolution durch das Internet begann, die allerdings nun überaus greifbar geworden ist. Das Internet hat unsere Gesellschaft inzwischen fest im Griff. Daraus ergeben sich unglaubliche Möglichkeiten für die Verbreitung von Nachrichten und Artikeln, die andererseits jedoch das Berufsbild des Journalisten infrage stellen, wenn ein jeder seine eigene Sichtweise ins Netz stellen und für andere zugänglich machen kann. Die Herausforderungen für die Verlage und Journalisten sind somit nicht nur die Klärung der Frage, wie es gelingen kann, jungen Leute, den Nachwuchs, zum Lesen von Zeitungen und Zeitschriften, sei es in gedruckter Form oder im Internet, schmackhaft zu machen, sondern dem Qualitätsanspruch journalistischer Arbeit dem Wildwuchs von Informationen entgegenzustellen. Das ist die große Chance für sie, ihr bisheriges Alleinstellungsmerkmal durch qualitativ hochwertigen Journalismus zu erhalten. Ob die Verlage dazu bereit sind, mag angesichts von Zeitungen, die in den „Leser-Journalismus“ flüchten, bezweifelt werden. In diesen Fällen kommt es darauf an, dass ein x-beliebiger Bürger (Leser) seine Smartphone-Kamera zum richtigen Zeitpunkt einsetzt, und aus der Nachbarschaft berichtet, natürlich unentgeltlich. Aber dazu benötigt man keinen Verlag, keine Zeitung mehr, weshalb man diesen Weg durchaus als das bezeichnen kann, was man „Ast absägen“ nennt.
Zur Feier des 60. Jubiläums der DAP wollen wir hoffen, dass es gelingt, dem Journalisten eine eigene Zukunft zu erhalten, und als Vorsitzender einer Literaturvereinigung weiß ich, wovon ich spreche, denn der Schriftsteller steht vor ähnlichen Herausforderungen, wie denen, ob Literaturverlage auf die modernen Zeiten des Internets und aufkommender E-Book-Faszination in ihrem Sinne reagieren. Somit sitzen wir alle in einem Boot.
Vereinigungen wie unsere sind es, die nicht unmaßgeblich die Entwicklung der Berufsstände begleiten, und dies in der Vergangenheit bereits getan haben. Insofern ist ein 60. Geburtstag ein Grund, sich über die Arbeit der Vergangenheit zu freuen und mit dem Errechten gleichzeitig zu versichern, wir werden uns weiterhin kümmern, um das, was unsere Mitglieder von uns erwarten.
Es ist aber auch ein Moment des Innehaltens, eine Gelegenheit zu feiern, dass man da war, da ist und da sein wird, wenn es um die eigenen Belange und notwendigen Veränderungen geht.
Die Hamburger Autorenvereinigung feiert gern mit, denn viele Mitglieder der DAP sind auch Mitglieder bei uns, womit auch dokumentiert wird, was wir als Selbstverständnis ansehen, das journalistische und redaktionelle Arbeit Literatur ist. Insofern ein ganz herzlicher kollegialer Glückwunsch zum 60. Jahrestag.
Grußwort des Vorsitzenden des Hamburger Schriftstellerverbandes, Dr. Reimer Eilers
Journalisten und Schriftsteller haben mehr gemein als nur die Sprache. Wobei dieses „nur“ ja bereits ein Werkzeug kennzeichnet, dass sich größer und im besten Falle wirkmächtiger kaum denken lässt. Sicher doch, Sprache ist unser Werkzeug und zugleich unsere Lust. So genießen Schriftsteller gut geschriebene Artikel ebenso, wie Journalisten andererseits nicht nur um der Entspannung Willen zur Literatur greifen, sondern auch zur Auffrischung des eigenen kreativen Potentials.
Hamburg ist eine Pressestadt, und die Auswärtige Presse e.V. – mit Sitz in Hamburg – ist die älteste freie Journalistenvereinigung in Deutschland. In diesem Jahr begehen Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, das 60. Jubiläum Ihrer Vereinigung – eine Erfolgsgeschichte seit 1951. Dazu gratuliert der Hamburger Landesverband des VS ganz herzlich. Solche Dauer ist nicht selbstverständlich. Lassen wir einmal die Vorläuferorganisationen der Schriftsteller beiseite, dann sind wir fast eine Generation jünger. Den Verband deutscher Schriftsteller gibt es nämlich erst seit 1969, wir sind in gewissem Sinne ein Kind des politischen Aufbruchs im Zuge der damaligen Studentenbewegung.
Seit einigen Jahren gibt es Verbindungen zwischen uns. Das liegt zum einen an Kolleginnen wie der Präsidentin der „Auswärtigen Presse“, Johanna Renate Wöhlke, die journalistische und künstlerisch-literarische Talente in ihrer Person vereinigt. Zum andern gibt es eine beachtliche Schnittmenge gemeinsamer Interessen der beiden Verbände. So haben wir im vergangenen Jahr – zusammen auch mit der Hamburger Autorenvereinigung – ein gemeinsames Bildungsseminar zum Urheberrecht veranstaltet.
Es tut auch gut, Kollegen und Verbündete für unsere Interessen zu haben. Unter den Künsten sind es nämlich vor allem die Musik und vielleicht noch das Theater, denen die tonangebende Kaufmannschaft und andere kunstsinnige Hanseaten gewogen sind. Die Literatur – vor allem die heimische – hat es schwer in der Hansestadt. Das schöne Literaturhaus verdeckt und überstrahlt hier manchmal die Probleme.
Schon Heine, der Hamburg – und hier besonders seinem reichen Onkel von der Elbchaussee viel zu verdanken hat, blieb der Hansestadt zeitlebens in einer zwiespältigen Verachtung und Anerkennung verbunden. Vielleicht lag das auch an der schönen reichen Hamburger Cousine, die ihn nicht erhört hat; aber darüber wollen wir uns lieber freuen. Denn womöglich wären uns nachgeborenen Lesern andernfalls eine Menge wunderbarer Verse entgangen.
Darüber beispielsweise und über einen beeindruckenden Strauß weiterer Themen schreiben Sie als Mitglieder der „Auswärtigen Presse“. Dass es noch lange so bleibt und wir weiterhin in guter Verbindung bleiben, wünsche ich Ihnen und uns Schriftstellern – nicht zuletzt in unserem Interesse als Leser und kreative Konsumenten Ihrer Artikel.
Dr. Reimer Eilers
Vorsitzender VS Hamburg