erschienen im Hamburger Abendblatt am 13. Dezember 2010
Von Johanna R.Wöhlke
In dieser Familie sind Ingwerplätzchen beliebt. Es gibt sie immer zu Weihnachten: frischer, gehackter Ingwer, Butter, Eier, Zucker, Mehl – all das macht die tolle Mischung aus.
Nun wird immer wieder berichtet – und ich weiß, es stimmt – dass Kekse backen zu Weihnachten eine hoch kommunikative Tätigkeit sei. Es macht Spaß in der Familie und das bedeutet natürlich: Es wird dabei auch viel geredet. Wir alle wissen, das kann eine erhebliche Ablenkung bedeuten und birgt damit die Chance oder das Malheur in sich, dass es zu überraschenden Backergebnissen führen könnte.
In diesem Fall war das so. Es stellte sich beim Blick auf das Backblech heraus, dass die Kekse eine sonderbare Form angenommen hatten. Sie lagen nicht schön, brav, ordentlich einzeln nebeneinander. Nein, sie hatten sich auf das ganze Blech verteilt. Ein ganzes, glattes Backblech vollgelaufen mit Ingwerkeksen?
Nach dem ersten Schreck folgte der Geschmackstest – schließlich soll nichts weggeworfen werden – und dann: ein „Ah“ und „Hm“ und „Oh“ und die Erkenntnis, dass beim Schnattern und Kommunizieren das Mehl vergessen worden war. So hatte sich eine gar köstliche Ingwer-Krokant-Variante ergeben. Innerhalb kürzester Zeit war alles verzehrt, so gut schmeckte es!
Nicht, dass ich hier dafür plädieren will, beim Kekse backen das Mehl zu vergessen, aber es scheint doch manchmal nicht schlecht zu sein, den Dingen einfach seinen Lauf zu lassen und sich damit Neues und Ungewöhnliches zu erschließen – beim Kekse backen wie im Leben. Auf diese Weise sind schon die größten wissenschaftlichen Entdeckungen gemacht worden. Also ab – in die Küche!