Erschienen im Hamburger Abendblatt
Eine Glosse von Lilo Hoffmann
Frisch verliebte Paare sind sich selbst genug. Anders sieht es bei Paaren aus, die sich schon seit Jahren kennen. Sie suchen eher die Geselligkeit und haben nichts dagegen, mit anderen Paaren etwas zu unternehmen – das gilt umso mehr, wenn sie sich auf einer Reise befinden. So erging es auch uns. Auf vielen Reisen hatten wir die unterschiedlichsten Paare kennengelernt und dabei unsere Erfahrungen gemacht. Seitdem stufen wir Urlaubsbekanntschaften in drei Grundtypen ein. Typ ein, so stellten wir fest, gibt sich zunächst sehr unterhaltsam, kommt zu den vorgeschlagenen Exkursionen, entpuppt sich aber bei näherer Betrachtung als äußerst langweilig.
Typ zwei versucht im Urlaub anderen seinen Willen aufzuzwingen. Jede Unternehmung, die er vorschlägt, ist das absolute Nonplusultra. Er begreift nicht, dass uns kein langgehegter Herzenswunsch erfüllt wird, wenn wir auf den Eiffelturm steigen oder an der achtstündigen Bergtour teilnehmen.
Unbedingt abzuraten ist von Typ drei. Diese Paare benötigen dringend Bekanntschaften, weil sie sich ohne Miturlauber den ganzen Tag streiten würden. So aber sind sie abgelenkt und können nach gemeinsamen Unternehmungen über die anderen (also auch über uns) lästern und sich dann wieder miteinander verbunden fühlen.
Wir hingegen, so meine ich, sind für alle Urlaubspaare eine überaus große Bereicherung. Nur verstehen wir nicht, warum sich in den letzten Ferien Jens und Beate so vehement gegen unsere Freizeitideen wehrten, und dass Klaus und Susi nach zweitägiger Bekanntschaft so unerwartet aus unserem Blickfeld verschwanden.
Es ist doch immer wieder erstaunlich, was für merkwürdige Paare man auf einer Reise treffen kann.