Umzug? Nein, danke!

erschienen im Hamburger Abendblatt am 20. Juni 2011

Von Johanna R. Wöhlke

Umziehen kann eine Qual sein. Neulich sagte ein Freund: Dreimal umziehen ist wie einmal abgebrannt. Das hört sich nicht nach guten Erfahrungen an. Ich lasse meinen Blick durch meine Wohnung gleiten und – ich stelle mir vor, all das müsste ich einpacken und an einen anderen Ort schaffen: den Gläserschrank samt Inhalt, überhaupt alle Schränke samt Inhalt: das Geschirr, die Vasen, den Weihnachtsschmuck, den Osterschmuck, Geschenktes, Aussortiertes und doch Aufgehobenes über Jahre, den ganzen Boden voll, voll mit bislang nicht zu entsorgenden Erinnerungen – alles in vielen Jahren Angesammelte, alles Herumstehende halt und – die Bücher, all die Bücher. Mich befällt ein Gefühl des Grauens, na ja, fast ein Gefühl des Grauens! Ich will nicht umziehen müssen mit all dem. Ich will bleiben, wo ich bin! Continue reading „Umzug? Nein, danke!“

Die Stimmung am Morgen

erschienen im Hamburger Abendblatt am 8. Juni 2011

Von Johanna R. Wöhlke

Es ist Morgenstimmung im Lande. Die Menschen sind aufgestanden, haben ihre Morgenwäsche absolviert, den Tee oder Kaffee getrunken, gefrühstückt auf die Schnelle oder auf die langsame, gemütliche Weise – alles das. Dann geht es in den Tag, für jeden auf seine Weise.

Für den Busfahrer heute am Morgen ist eigentlich nicht mehr Morgen. Er ist schon seit einigen Stunden unterwegs. Der Tag begann in schwarzer Nacht und endet vor dem verdienten Schlaf am Mittag. Die Krankenschwester geht vom Nachtdienst nach Hause und lebt ebenfalls in einem Rhythmus, der nicht vom Auf- und Untergang der Sonne bestimmt ist. Continue reading „Die Stimmung am Morgen“

Notizen von der Küste

erschienen im Hamburger Abendblatt am 31. Mai 2011

Von Johanna R. Wöhlke

Dieter ist mit seiner Frau Gertrud an der Nordsee unterwegs, denn es gefällt ihnen einfach immer wieder. Das ist nichts Ungewöhnliches für uns Nordlichter. Wir hier im Norden wissen ja, wie schön es im Norden ist! Wenn Dieter unterwegs ist, sendet er auch ab und zu auch eine Nachricht. Da steht dann zum Beispiel mit einem Augenzwinkern: Gerade sei er aufgestanden, um ans Meer zu gehen – aber das Meer war weg. So was aber auch. Continue reading „Notizen von der Küste“

Das Hamster Syndrom

erschienen im Hamburger Abendblatt am 30. Mai 2011

Von Johanna R. Wöhlke

Lange habe ich gebraucht, um den Genforschern auf diesem Wege DIE interessante Entdeckung zukommen können zu lassen, aber nun ist es soweit: Der Mensch stammt vom Hamster ab! Das wird einige unter uns erstaunen, denn bislang war Darwin mit seiner Abstammungslehre der Hit. Jetzt aber beginnt eine neue Zeit, die Postaffenzeit! Nur zur Erklärung: Wenn der Wissenschaftler „post“ sagt, meint er nicht, dass er Briefe versendet. Post ist lateinisch und bedeutet so viel wie hinter oder nach. Continue reading „Das Hamster Syndrom“

Auch Schleimer machen Freude

erschienen im Hamburger Abendblatt am 25. Mai 2011

Von Johanna R. Wöhlke

An diesem Abend und immer hat er seinen großen Auftritt: der Mann mit den richtigen Worten zur richtigen Zeit! Wann ist ein Mann ein Mann mit den richtigen Worten zur richtigen Zeit? „Richtige“ Männer wissen das genau: Wenn sie Frauen Komplimente machen! Männer, die dieses Mittel der Kommunikation nicht nutzen, haben entweder einen extrem starken Charakter mit unerschütterlichem Selbstbewusstsein, sind schüchtern, interessieren sich nicht für Frauen oder machen nur der eigenen Frau Komplimente. Auch das soll es geben. Continue reading „Auch Schleimer machen Freude“

Zufall oder Schicksal?

erschienen am 12. Mai 2011  im Hamburger Abendblatt

Von Johanna R.Wöhlke

Widmen wir uns einem heiklen Thema am Morgen. Widmen wir uns der Frage: War es Zufall oder Schicksal oder gar Bestimmung – was nun war es? Mir gefällt an diesen Begriffen  eines nicht: das Gefühl, eine von außen manipulierte Puppe an den Fäden von etwas zu sein zu sollen, das über mich verfügt, ohne dass ich eine Chance hätte, mich dagegen zu wehren, eigene Entschlüsse zu fassen, ich selbst zu sein, zu lernen, Fehler zu machen, all das. Continue reading „Zufall oder Schicksal?“

Relatives am Morgen

erschienen im Hamburger Abendblatt am 9. Mai 2011

Von Johanna R. Wöhlke

Physik ist etwas Wunderbares! Wenn man doch nur immer alles verstände! Das waren nun zwei Ausrufungszeichen und – es waren nicht zwei Ausrufungszeichen zuviel. Ihre Faszination reicht für mich vom Begreifen der Funktionsweise des Motors meines Autos bis hin zur Relativitätstheorie Albert Einsteins. Was ist bei uns von dieser vielschichtigen und komplexen Theorie hängengeblieben? Es ist dieser wunderbare Satz: Es ist doch alles relativ oder: Es kommt immer auf den Standpunkt des Betrachters an. Continue reading „Relatives am Morgen“

Energiesparen total – bis zum Allerallerletzten…

erschienen im Hamburger Abendblatt am 3. Mai 2011

Von Johanna R. Wöhlke

Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Die Leistung lässt uns nicht los. Wehe, wir leisten nicht, dann ist was los. Ich habe nichts gegen Leistung, im Gegenteil. Ich erbringe sie gerne und wenn es geht auf hohem Niveau, aber muss es denn immer und in jedem Augenblick meines Lebens sein?

Ich lerne. Ich lerne in jedem Augenblick. Ja, es muss in jedem Augenblick meines Lebens sein! Zum Beispiel auch dort, wo ich es gar nicht vermute: in meinem Haushalt. Was kann ich da nicht alles leisten! Continue reading „Energiesparen total – bis zum Allerallerletzten…“

Statistischer Durchschnitt oder Haben Sie 1,36 Kinder?

erschienen im Hamburger Abendblatt am 29.4.2011

von Johanna R. Wöhlke

Ein Brot muss durchgeschnitten werden, damit man es genießen kann. Dann ist eine Scheibe Brot also der Durchschnitt durch ein Brot, eine Scheibe Brot aber deshalb noch lange nicht durchschnittliches Brot. Denn diese eine Scheibe Brot kann keine Aussage darüber rechtfertigen, wie dieses Brot im statistischen Durchschnitt aussieht.

Machen wir uns den Spaß und stellen uns die Informationen über diese Welt wie ein Brot vor und betrachten die Informationen der Statistik, die uns immer so gerne mit Durchschnittswerten konfrontiert. Neulich zum Beispiel wieder einmal mit der Aussage: Die deutsche Frau hat im Durchschnitt 1,36 Kinder. Das ist eine hoch, sehr hoch interessante Aussage. Ich will mir das Kind nicht vorstellen, das übersteigt meine Fantasie. Was hat die Mathematik gemacht? Continue reading „Statistischer Durchschnitt oder Haben Sie 1,36 Kinder?“

Der hängende Osterhase

erschienen im Hamburger Abendblatt am 20. April 2011

Von Johanna R. Wöhlke

Ich habe ihn schon über das Feld hüpfen sehen, den Osterhasen. Es waren sogar mehrere. Ich bin mir ganz sicher, dass es Osterhasen waren, denn sie hatten es so eilig davonzukommen, dass es sich nur mit vorösterlicher Eile erklären lässt. Ja, folgen wir den Mythen und glauben an sie, dann ist diese Zeit jetzt Stress pur für den Osterhasen, denn sie bemalen die Eier. Sie bemalen sie nicht nur, sie sollen sie auch noch legen und verschenken. Nicht nur ich meine: Das ist des Guten zu viel! Continue reading „Der hängende Osterhase“

Eine Frage des Geschmacks

erschienen im Hamburger Abendblatt am 18.April 2011

Von Johanna R. Wöhlke

Kochen ist auf allen Sendern in. Es scheint: Alle Welt kocht und hat nichts anderes im Sinn als zu kochen! Das ist gut so. Gutes Essen ist eine wahre Freude, ein wahres Vergnügen, eine wahre Lust. Es ist nur so, wenn ich das am Rande und unmaßgeblich bemerken darf: Es sollte auch schmecken! Das ist meine gedankliche Kurve zu unseren Lieblingsgerichten!

Ja, die Lieblingsgerichte, wir kommen nicht von ihnen los. Sie begleiten uns ein Leben lang und sind im wahrsten Sinne des Wortes unverzichtbar. Die herrschende Meinung dazu ist, dass unser Geschmackssinn in der Jugend geprägt wird. Wir nehmen ihn mit ins Leben und können uns nicht mehr von ihm trennen, also auch nicht von unseren Lieblingsgerichten aus dieser Zeit. Continue reading „Eine Frage des Geschmacks“

Die Vögel zwitschern wieder!

erschienen im Hamburger Abendblatt am 14. April 2011

Von Johanna R. Wöhlke

Es ist die Zeit der Vögel, scheint es mir. Wenn es zu Weihnachten hieß: Allüberall auf den Tannenspitzen sah ich goldene Lichtlein blitzen, dann müsste es nun heißen: Allüberall auf den Tannenspitzen sah ich zwitschernde Vögel sitzen – und wie sie zwitschern. Sie zwitschern nicht nur, sie machen auch andere Dinge und sind sogar schon mit der Brutpflege beschäftigt. Einen Sommer lang sind sie mit der Brutpflege beschäftigt und dann, endlich, fliegen sie aus, die groß gewordenen Kleinen. Continue reading „Die Vögel zwitschern wieder!“

Frühstücks-Typen

erschienen im Hamburger Abendblatt am 12. April 2011

Von Johanna R. Wöhlke

Wie sieht ihr Frühstück aus? Ich wette, da gibt es so viele Antworten, wie wir Leserinnen und Leser haben! Die Frage ist als sehr interessant einzustufen. Keine Angst, ich werde hier keine psychologische Abhandlung am Morgen darüber schreiben, was für besondere Neigungen Sie haben könnten, wenn sie das Ei köpfen oder es lieber im Glas oder als Rühr – und Spiegelei bevorzugen. Davon halte ich nichts. Es geht einfach nur darum, die Vielfalt menschlichen Seins auch hier zu entdecken und ein wenig darüber zu schmunzeln! Continue reading „Frühstücks-Typen“

Wann ein Arzt wirklich gut ist!

erschienen im Hamburger Abendblatt am 11. April 2011

von Johanna R. Wöhlke

Wann ist ein Arzt ein guter Arzt? Sich diese Frage zu stellen, bedeutet, sich auf glattes Eis zu begeben. Zu oft schon habe ich es erlebt, dass Patienten von ein und demselben Arzt ganz unterschiedliche Meinungen vertreten haben: einmal war er klasse, einmal war er einfach nur miserabel. Warum ist das so?

Die naheliegende Antwort ist wohl: Menschen sind Individuen und nehmen individuell wahr. Jeder von uns schaut alles – also auch einen Arzt – durch seine „Brille“ an. Wie aber ist es dann möglich, eine halbwegs objektive Einschätzung einer Person und ihrer Arbeit zu bekommen? Fragen über Fragen tun sich auf. Continue reading „Wann ein Arzt wirklich gut ist!“

Das Drama mit den Socken!

erschienen im Hamburger Abendblatt am 9.April 2011

Von Johanna R. Wöhlke

Jetzt ist es passiert. Jetzt ist es geschehen. Ich bin verzweifelt. Ich habe alles hingeworfen. Ich habe keine Lust mehr. Aus, basta! Warum? Was würden Sie tun, wenn Ihnen schwarz vor Augen wird und Sie nichts mehr sehen – trotz allen Bemühens und trotz allen guten Willens durchzuhalten. Auch Sie sagten: Ich habe keine Lust mehr!

Mein Mann stand amüsiert davor, obwohl es eigentlich um ihn ging, um ihn und seine schwarzen Socken. Wie kann er da lachen? Nur und immer schwarze Socken, schwarz, schwarz, schwarz. Ich verweigere mich. Kaum ein Paar, das ich passend zusammenlegen kann. Immer bleiben mehrere Strümpfe übrig und suchen nach dem Strumpfpartner, ohne ihn jemals wieder zu finden. Es ist ein dauerndes Drama. Es ist eine dauernde Katastrophe. Ich will nicht mehr! Continue reading „Das Drama mit den Socken!“

Der kleine Unterschied

Von Uta Buhr

„Warum müssen Frauen immer tratschen!“ Die beiden jungen Männer am Nebentisch sehen ihre Begleiterinnen missbilligend an. Dabei hatten die zwei ganz harmlos über den Kellner getuschelt, der die fehlende Haarpracht auf seinem Kopf durch überlange Koteletten wettzumachen suchte. Doch dann bleibt dem einen Jüngling buchstäblich die Kuchengabel im Mund stecken: „Seht mal die da. Die sieht ja aus wie ein Salamander.“ In der Tat, die kleine Frau, die gerade vorbeischwebt, trägt grüne Leggins, gelbe Turnschuhe und ein gelb-grünes T-Shirt. Das Tüpfelchen auf dem i aber ist eine grüne Schleife, die auf dem flachsblonden Haar thront. „Allmächtiger, da wird man ja sehkrank“, stöhnt der andere. „Nee, diese Farben stehen dem Mädel wirklich nicht.“ Beide Herren recken die Hälse, und bevor die junge Dame im Eckladen verschwindet, fällen sie ihr letztes Urteil: „Schöne Beine hat sie auch nicht. Und das bei dem kurzen Hemd.“ „Ich denke Männer tratschen nicht“, erregt sich die Freundin zur Rechten. „Wer redet denn von Tratsch“, kommt es kühl zurück. „Das war lediglich eine kritische Bestandsaufnahme.“ – Es lebe der kleine Unterschied! Continue reading „Der kleine Unterschied“