Mit seinem neu erschienenen Buch „Der Meisterplan“ hat der Unternehmer, Coach, Sportler und Autor Boris Simon einen Navigator durch fernöstliche Weisheiten vorgelegt und sie mit westlichem Denken und Handeln in Beziehung gesetzt. Boris Simon möchte Menschen zu einem besseren Leben verhelfen, indem er ihnen viele kleine Bausteine verständlich und nachvollziehbar vorstellt, mit denen sich durch kleine Veränderungen spürbare Gewinne an Lebensqualität erzielen lassen. Die Leser erwartet in 17 Kapiteln eine komprimierte, eingängige und anregende Zusammenfassung diverser Themen, deren einzelne, tiefergehende Erschließung ihnen selbst überlassen bleibt.
Auf der Suche nach dem eigenen Weg, der für jeden Menschen individuell ist, bietet Boris Simons Progatonist Meister Taigen allerlei kurze Parabeln an. An der Seite der jungen Schüler des Meisters lauscht die Leserin mit und erhält anschließend eine sachlich-kurze Zusammenfassung mit Impulsen zum Ausprobieren. Da geht es um Karate und die dahinterstehenden Werte, um Lebensführung mit Zielen und Leichtigkeit, Gesundheit, Bewegung, Morgenroutine, die Kraft des inneren Dialogs, um emotionale Selbstregulierung, die Kunst des Schweigens und die Kunst, jeden Tag Sinn und Freude zu finden, in Japan Ikigai genannt, um nur einige Inhalte zu erwähnen. Dabei schwingt der Autor nicht die Keule der Selbstoptimierung und instrumentalisiert die positive Psychologie nicht zur garantierten Erfolgsformel für alles und jeden, sondern er stellt ein Thema und eine Möglichkeit vor, bietet etwas an, ohne dem Leser die Entscheidung aufzunötigen, ob dieser sich denn mit ebenjenem Ansatz befassen möchte oder nicht.
Dabei schafft Boris Simon es, dass man im schnellen Durchlesen des knapp gefassten Buchs gleichzeitig in immer tieferes und langsameres Reflektieren versinkt. Denn das nimmt der Verfasser der Leserin glücklicherweise nicht ab. So wird das Buch erst lebendig, wenn man für sich etwas daraus herleiten und es zu seinem eigenen Arbeitsbuch machen kann.
Wenn du viel wissen willst, lies langsam
Fast möchte ich empfehlen, nur ein Kapitel pro Woche zu lesen, damit genug Zeit für die Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Thema bleibt. Ich habe zu einigen Begriffen recherchiert, zu anderen Tagebuch geschrieben oder einfach eine Weile nachgedacht. Für diese Rezension habe ich es recht schnell zweimal hintereinander gelesen und mich dabei fast selbst überholt, weil ich in meinen Reflexionen nicht nachkam. Andererseits ist das Gute am schnellen Durchlesen, dass „Der Meisterplan“ mir nun als Navigator und komprimiertes Nachschlagewerk dienen kann und ich weiß, wo ich welche Themen finde. Wenn ich dieses Buch als junge Frau schon gehabt hätte, wäre ich in einigen Lebensphasen schneller gewesen und hätte es leichter gehabt – insofern geht die Leseempfehlung auf jeden Fall an Personen in jungen Jahren. Aber auch, wenn man schon ein Dutzend beratender Bücher von Dale Carnegie über Melody Beattie bis Alexandra Bischoff gelesen hat, holt „Der Meisterplan“ diese Erkenntnisse aus den Tiefen der Erinnerungen wieder hervor.
Ein kleiner Wermutstropfen war für mich die Begeisterung des Autors für die japanische Sprache, mit der immer wieder japanische Schriftzeichen aufgeführt wurden – im Verhältnis zum Gesamtumfang des Buches für meinen Geschmack etwas zu viel, wenn man nicht nebenbei die japanische Schriftsprache erlernen möchte; auch, weil die Informationen ohnehin schon sehr verdichtet sind. Mir hätte ein Glossar am Ende des Buchs besser gefallen. Dort wäre auch ein Register angenehm, um im Text Stichworte schneller wiederzufinden.
Kleine Schritte führen auch zum Ziel
Insgesamt zeigt das Buch, dass man keine tiefgreifenden 180-Grad-Wendungen vollführen muss, um sich in seinem eigenen Leben wohler zu fühlen, sondern im Gegenteil sogar eher mit kleinen, langsamen Schritten nachhaltig zu einer besseren Lebensqualität kommen kann. Auf dem Nachttisch oder am Frühstücksplatz deponiert, bietet es eine kleine tägliche Sequenz, die schnell gelesen ist, aber für eine ganze Weile still bewegt werden kann.
Ergänzend zum Buch „Der Meisterplan“ ist nun der gleichnamige Aufsteller mit dem Panda Huan und Meister Taigen erschienen. Darin finden sich „Wegweiser“ mit dazugehörigen „Aufgaben“, um sich in kleinen Übungen den einzelnen Themen zu widmen, die man wiederum im Buch findet.
Auf den ersten Blick mag einiges vielleicht zu stark verkürzt oder simplifiziert wirken; der Autor möchte aber, wie er in einem Gespräch mit der Rezensentin betonte, dazu anregen, sich weiter mit den Themen zu beschäftigen, die einen bei der Lektüre besonders ansprechen. Boris Simon hat nicht den Anspruch, in seinen Veröffentlichungen die gesamte Welt der Weisheit darzustellen, denn darüber findet sich eine Fülle von Medien. Seinem Anspruch, die für ihn prägenden und wichtigen Thesen und Themen komprimiert, verständlich und motivierend zusammenzufassen, ist er gerecht geworden. Dieses Buch eignet sich auch für Personen, die einen ersten Einblick in fernöstliche Weisheiten bekommen möchten.
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